Wie die Prostata-Vorsorge in Vorarlberg verbessert wird

Testen im Intervall statt im Gießkannenprinzip.
dornbirn Die Prostatakrebs-Früherkennung soll effektiver werden. Keine jährlichen PSA-Tests mehr, wenn diese nicht erforderlich sind, sondern dem Risiko angepasste Intervalle. Dafür gibt es die Vorsorge bereits ab 45 und nicht wie bisher erst ab 50 Jahren. Die Forderung nach dieser, den S3-Leitlinien der Deutschen wissenschaftlichen Gesellschaften folgenden Strategie steht schon lange im Raum.
Skepsis bei Ärzten
Jetzt gab die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) einem Pilotprojekt der Landesstelle Vorarlberg grünes Licht. Ziel ist es, unnötige Tests zu vermeiden. “Bislang wurde zu viel getestet”, merkte Krebshilfepräsident und Russpreisträger Prof. Gebhard Mathis, einer der treibenden Kräfte, bei der Präsentation des neuen Angebots kritisch an. Das führte zu vielen falsch-positiven Ergebnissen und damit verbunden Übertherapien und Ängsten. Nun gilt es laut Mathis nur noch, die niedergelassenen Ärzte zu überzeugen. Dort sei die Skepsis, nicht zuletzt aufgrund einer schließlich als falsch entlarvten amerikanischen Studie, noch immer tief verwurzelt. Gleichzeitig müssten sich auch die Männer aktiv einbringen. “Wichtig ist eine umfassende und objektive Aufklärung”, betonte Mathis.
In Vorarlberg erkranken jährlich rund 220 Männer am Prostatakarzinom. Obwohl dieser Krebs einer des höheren Alters ist, finden sich immer mehr jüngere Männer unter den Betroffenen. Bereits seit Jahren wird in Vorarlberg auf eine zielgenauere Früherkennung gedrängt. Nun gelang es, mit ÖGK, Ärztekammer, Krebshilfe und der Gesellschaft für Allgemeinmedizin alle Player ins Boot zu holen. Ein Folder soll den gemeinsamen Weg unterstreichen. “Mit der geplanten Vorgehensweise beenden wir das Gießkannenprinzip”, erklärte der Vorsitzende des ÖGK-Landesstellenausschusses, Manfred Brunner. Erwartet wird von der neuen Regelung eine Qualitätsverbesserung durch die Vermeidung von nicht notwendigen Folgeuntersuchungen und Behandlungen.
Testen im Intervall
Die Ärztekammer steht vollinhaltlich hinter dem zwei Jahre dauernden Projekt. “Mit der Übernahme der deutschen S3-Leitlinie kann das Programm sinnvoll angepasst werden”, bekräftigte Vizepräsident Burkhard Walla. Damit habe eine lange Diskussion ein konstruktives Ende gefunden. Es gehe nicht darum, dass mehr Männer häufiger den PSA-Wert messen, sondern dass anhand von gemessenen Werten entschieden werde, wann die nächste Messung erfolgen solle. Die Intervalle sind abhängig vom Erkrankungsrisiko und liegen zwischen einem Jahr und vier Jahren. Gemessen wird es anhand des im Blut vorkommenden prostataspezifischen Antigens (PSA). Ein weiterer wichtiger Faktor in der Risikobeurteilung ist die Familiengeschichte.
Wolfgang Zumtobel, neuer Obmann der Vorarlberger Selbsthilfe Prostatakrebs, unterstützt die Änderungen bei der Früherkennung. “Eine Vorsorge ab 45 macht Sinn”, ist er überzeugt. Das Pilotprojekt startet im Jänner, beschränkt sich jedoch auf Versicherte der ÖGK. Eine Evaluierung erfolgt 2023.
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