Das Leben wieder auf Schiene

VN / 30.12.2020 • 22:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Das Leben wieder auf Schiene
Sieht wieder hoffnungsvoll in die Zukunft: Thomas Ehrenstein. EHRENSTEIN

Thomas Ehrenstein ließ sich auch von einer schweren Hirnblutung beruflich nicht aufhalten.

schnifis Das Leben auf Schiene gebracht: Bei Thomas Ehrenstein (45) ist das nicht nur so dahingesagt. Nach einer schweren Hirnblutung musste er seinen Beruf beim Verschub der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) aufgeben. “Gleisuntauglich” nennt sich die Diagnose im Fachjargon. Der Schnifner war körperlich nicht mehr in der Lage, diese schwere Arbeit zu verrichten. Nur ungern gestand sich der leidenschaftliche Eisenbahner ein, dass er einen ruhigeren Job braucht. Zwölf Jahre dauerte diese Phase, jetzt ist Thomas Ehrenstein wieder zurück im Geschäft und das erfolgreicher denn je. Er arbeitete sich zum Teamkoordinator des Bordservice West hinauf. Seit Anfang 2020 hat er diesen verantwortungsvollen Posten inne, wo er als Schaltstelle für die 60 Kollegen im Zugbegleiterdienst fungiert. Als Bub hatte Ehrenstein mit der Eisenbahn wenig am Hut. Lokführer wollte er nie werden, lieber Förster. Heute ist er überzeugt: “Das System Eisenbahn ist das System der Zukunft.”

“Wie eine Heimkehr”

Sein beruflicher Werdegang führte ihn allerdings zuerst durch eine kaufmännische Lehre. Doch so wirklich wohl fühlte sich Thomas Ehrenstein in diesem Metier nicht. 2002 tat sich schließlich die Möglichkeit auf, als Verschieber im Güterbahnhof Wolfurt tätig zu werden. Eine im Nachtdienst auftretende Hirnblutung riss ihn allerdings jäh aus dem Job. Er überlebte knapp, doch der Weg zurück erwies sich als steinig. “Ich hatte Schmerzen, Wortfindungsstörungen und Erinnerungslücken”, erzählt der Vater eines Buben. Fast sieben Jahre dauerte es, bis Ehrenstein wieder einigermaßen hergestellt war. Zurück in den Verschub konnte er jedoch nicht. Es folgte der Wechsel in die Leistungsabteilung der Pensionsversicherungsanstalt. Dann endlich, nach zwölf langen Jahren, konnte Thomas Ehrenstein wieder zu den ÖBB. “Es war wie eine Heimkehr.”

Der Neubeginn erfolgte im Personenverkehr. Im August 2017 begann der 45-Jährige mit einer Ausbildung zum Service- und Kontrollteam-Mitarbeiter. “Früher hießen sie Schaffner”, merkt Ehrenstein mit einem Schmunzeln an. Im Oktober desselben Jahres wurde er mit einigen anderen Kollegen aus dem Land zum Zugführerkurs entsandt. Eine spannende und intensive Ausbildung begann, der zwei Jahre Dienst als Zugführer folgten. Seine Heimatbahnhöfe waren Bludenz und Bregenz.

Mit Elan weiter

Sein nach der Rekonvaleszenz neu gewonnener Elan trieb Thomas Ehrenstein aber weiter. Im Frühjahr 2018 bewarb er sich für die ÖBB-Talente. “Das ist eine Gruppe von Mitarbeitern, die zukünftig im ÖBB-Personenverkehr aktiv an verschiedensten Projekten mitwirken sollten”, erklärt Ehrenstein. Gesucht wurden 20 Personen, die Auswahl österreichweit unter 1500 Zugbegleitern getroffen. Dass er einer dieser “Auserwählten” war, macht den Mann mit dem fröhlichen Lachen stolz: “Ich arbeitete an spannenden Projekten mit, lernte viele interessante Persönlichkeiten kennen, bekam einige zusätzliche Ausbildungen und Einblicke in Abläufe, welche für viele im Verborgenen bleiben.” Wer denkt, dass es ihm jetzt reicht, der irrt. Der August 2019 brachte einen weiteren Meilenstein im Leben von Thomas Ehrenstein. Er bewarb sich auf eine Ausschreibung, mit der ein dritter Teamkoordinator für Vorarlberg und Tirol gesucht wurde. Auch damit war der Schnifner erfolgreich. Er bekam den Zuschlag. Bindeglied zwischen Führungsebene und Zugbegleitern sein zu dürfen, bereitet ihm Freude, ebenso dass er einen Beitrag zur Zukunft der Bahn leisten kann. Das trieb ihn an, das motivierte ihn, nach vorne zu blicken. Erholung und Ausgleich findet Thomas Ehrenstein in der Natur.

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