Wieder mehr Patienten mit seelischen Nöten

Nach Rückgang verzeichnet LKH Rankweil coronabedingt wieder verstärkten Zulauf.
rankweil Mit rund 400 Betten und 650 aktiv Beschäftigten ist das Landeskrankenhaus Rankweil das zweitgrößte Spital im Land. Als Zentrum für Psychiatrie und Neurologie nimmt es im Gesundheitssystem zudem eine Sonderrolle ein. In Rankweil werden vor allem Menschen betreut, deren Leben aufgrund einer seelischen Erkrankung aus dem Tritt geraten ist. Corona hat ihre Versorgung schwieriger gemacht, wie Chefarzt Jan Di Pauli am Donnerstag bei einer Pressekonferenz erklärte. Gewohnte Therapien sind weggebrochen, was den Aufenthalt mitunter deutlich verlängerte, Angehörigengespräche waren kaum noch möglich, und das Maskentragen erschwerte den Zugang zu den Klienten.
Familie schützt
Nahm die Zahl neuer Patienten auch zur Überraschung des Chefarztes zu Beginn der Pandemie ab, verzeichnen Ambulanzen und stationäre Abteilungen nun wieder einen vermehrten Zulauf. Angst, Depressionen und existenzielle Nöte machen den Menschen immer häufiger zu schaffen. Laut Jan Di Pauli sind vor allem jüngere Leute von der Entwicklung betroffen. Familien bezeichnete der Psychiater als schützenden Faktor. Noch könnten aber alle Patienten aufgenommen werden. Das gilt seinen Aussagen zufolge auch für die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Doch auch bei den jungen Patienten gehen Ängste und depressive Erscheinungen um. „Die Kinder leiden besonders darunter, dass es keinen geregelten Unterricht gibt“, erklärte Di Pauli.
Im Herbst wurden im LKH Rankweil zwei Stationen geräumt und umgebaut, um im Notfall Coronapatienten aufnehmen zu können. In Betrieb genommen werden mussten sie noch nicht. Dennoch waren und sind auch in Rankweil Covidpatienten zu betreuen. „Speziell die Besuchseinschränkungen haben weitreichendere Auswirkungen als in anderen Spitälern“, erläuterte Pflegedirektorin Elke Kovatsch. Viele Patienten, etwa Schlaganfallpatienten auf Reha, liegen oft Wochen und Monate im Spital. Plötzlich gar keinen Besuch mehr zu bekommen oder nur noch einmal wöchentlich stelle für diese Menschen eine enorme emotionale Belastung dar. „Damit ist viel Leid verbunden, und wir können ihnen noch immer keine Perspektive bieten“, bedauerte Kovatsch.
Dazu kommt, dass die Pandemie den Aktionsradius drastisch verkleinert hat. Das bekommen in erster Linie psychiatrische Patienten zu spüren. Das Üben von Alltagssituationen draußen fällt größtenteils flach. „Wir behelfen uns, in dem wir im Haus solche Übungen so gut es geht nachstellen“, erzählte Kovatsch. Die Pflegedirektorin zeigte sich noch in anderer Sache aktiv. Um auf Personalmangel wegen Covidausfällen rasch reagieren zu können, installierte sie im Frühjahr gemeinsam mit den pflegerischen Ausbildungsstätten einen Schülerpool. „Seither können wir bei Bedarf auf Auszubildende zurückgreifen“, sagte sie, dankbar für diese Möglichkeit.
Vollbetrieb in OP-Sälen
KHBG-Direktor Gerald Fleisch konnte von einer spürbaren Beruhigung in den Krankenhäusern berichten. Noch diese Woche nehmen deshalb alle Spitäler wieder den OP-Vollbetrieb auf. Franz Freilinger, Verwaltungsdirektor in Rankweil, betonte, dass es jedoch weiterhin ein Durchhalten trotz Dauerbelastung brauche.