Teure kalte Betten im Notspital

VN / 13.03.2021 • 05:55 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Das Notspital im Messequartier läuft auf Stand-by-Betrieb. <span class="copyright">VN/Stiplovsek</span>
Das Notspital im Messequartier läuft auf Stand-by-Betrieb. VN/Stiplovsek

Das Instand- und Vorhalten kostet monatlich rund 60.000 Euro.

Dornbirn In Halle 9 des Messequartiers fristen 200 Betten neuerlich ein Dornröschendasein. Wie schon beim ersten Aufbau im Frühjahr 2020 wurde das Notversorgungszentrum auch bislang nicht zur Unterbringung von Covid-19-Patienten benötigt. Glücklicherweise, darf angemerkt werden, haben die Spitalskapazitäten auch die zweite, noch stärkere Infektionswelle im Herbst ausgehalten.  Inzwischen ist das Infektionsgeschehen seit Wochen im Keller, die Schließung des Notspitals aber auch nach vier Monaten kein Thema. Dabei geht das Vor- und Instandhalten dieser Einrichtung ordentlich ins Geld. Die Miet- und Betriebskosten allein belaufen sich auf monatlich rund 60.000 Euro. Der erste Aufbau verschlang 800.000 Euro, der zweite dann noch einmal 300.000 Euro.

Zuweilen herrscht dennoch Betriebsamkeit in der spartanisch eingerichteten Räumlichkeit, denn Sauerstofftank, Leitungen und Gerätschaften erfordern eine regelmäßige Überprüfung. „Sollte es erforderlich sein, muss alles funktionieren und rasch hochgefahren werden können“, erklärt Bernd Schelling, Pflegedirektor im Landeskrankenhaus Bregenz und zuständig für das Notspital.

Wöchentliche Kontrollen

Erstmals ging das Notversorgungszentrum am 20. April 2020 in Betrieb. Es hätte zum Einsatz kommen sollen, wenn mehr als 250 Coronapatienten in den Vorarlberger Krankenhäusern zu behandeln gewesen wären. Dieser Umstand trat zur Erleichterung aller jedoch nicht ein. Mit den wärmeren Temperaturen gingen auch die Infektionszahlen zurück, das Notspital wurde Ende Juli eingepackt, aber so, dass jederzeit eine Mobilisierung möglich war. Die Entscheidung zur Reaktivierung fiel dann Anfang November. Die Neuinfektionen schnellten in die Höhe, die Spitäler drohten, an ihre Grenzen zu kommen. Mitte November öffnete das Zentrum zumindest symbolisch wieder seine Pforten. Patienten sah es bis dato keine, dafür kommt Wartungspersonal. „Mindestens einmal pro Woche wird alles kontrolliert“, berichtet Bernd Schelling, der dabei auf ein Team von Mitarbeitenden aus dem LKH und der Messe bauen kann. Wachdienst und Polizei sind ebenso regelmäßig vor Ort wie etwa der Reinigungsdienst, der dafür sorgt, dass sich in den Zwei-Bett-Kojen kein Staub ablegt.

Kontinuierliche Information

Überprüft wird auch der riesige Tank vor der Halle, der alle Betten im Bedarfsfall mit Sauerstoff versorgt. Zuleitungen werden laufend gegen Legionellenbefall gespült, Alarmsysteme gecheckt, Computer zu Testzwecken eingeschaltet. „Alles läuft auf Stand-by, um auf eine Störung rasch reagieren zu können“, erklärt Schelling. Das medizinische Personal erhält jeden Donnerstag eine Meldung zur Infektionslage. Eine kontinuierliche Information sei wichtig: „Wir können nicht einfach den Schlüssel umdrehen und öffnen“, begründet Schelling. Er möchte diese Gelegenheit auch nutzen, um allen Systempartnern einmal für ihre Flexibilität zu danken. Die brauche es nämlich. Wie lange das Notspital noch vorgehalten wird, lasse sich nicht sagen. „Das ist abhängig von der Infektionsentwicklung und daher immer wieder neu zu entscheiden“, sagt Bernd Schelling.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.