Land im Test- und Impfmodus

Teststationen wurden in den vergangenen zwei Tagen gestürmt.
bregenz Es war wohl das erste Wochenende nach Öffnung der Gastronomie und damit verbunden die Aussicht auf einen Besuch im Restaurant oder Gasthaus, was den Teststationen im Land einen ordentlichen Ansturm bescherte. Vor allem am Donnerstag und Freitagvormittag wurde die digitale Test-Anmeldeplattform des Landes stark beansprucht. Getestete mussten länger als üblich auf ihr Ergebnis warten. Allein am Donnerstagabend erfolgten in einem sehr kurzen Zeitfenster knapp 17.000 Anmeldungen. Am Freitag wurden über 22.600 Tests durchgeführt. Das stellte auch die Technik vor Herausforderungen, weil alle Teststationen für Anmeldung und Übermittlung der Testergebnisse auf das System zugreifen. “Die vielen zeitgleichen Zugriffe haben das System zwar belastet, aber es haben alle Anmeldungen funktioniert und auch alle Tests konnten durchgeführt werden”, verlautete auf VN-Nachfrage aus der Landespressestelle. Es sei auch weiterhin viel Umtrieb im System, sodass es zu noch längeren Wartezeiten auf Testergebnisse kommen könne, wird dafür um Verständnis gebeten.
Impfung für 6600 Personen
Auch beim Impfen geht es weiter, nachdem die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA), wie berichtet, grünes Licht für den Impfstoff von AstraZeneca gab. Von Landes- und Ärzekammerseite wird die “klare Entscheidung” der Behörden ausdrücklich begrüßt. Für die Impfaktion an diesem Wochenende steht somit Impfstoff für 6600 Corona-Schutzimpfungen zur Verfügung. Die bis zum Entscheid zurückgehaltenen 1600 Einladungen für AstraZeneca-Impfungen gingen noch am Donnerstagabend hinaus. Bis zu 5000 Personen erhalten die Impfstoffe von BionTech/Pfizer und Moderna. Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher hofft, dass nach der jüngsten Entscheidung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA), die dem Impfstoff grünes Licht gab, die Verunsicherung in der Bevölkerung wieder abnimmt. “Es ist die klare medizinische Aussage, die wir uns erwartet haben”, sagte Rüscher. Das Risiko, schwer an Corona zu erkranken, sei in jedem Fall größer als das einer Impf-Nebenwirkung.
Der Sprecher der niedergelassenen Ärzte, Burkhard Walla, sieht das ähnlich: “Die EMA konnte transparent darstellen, dass der Impfstoff sehr sicher ist und kein generell erhöhtes Thromboserisiko nach einer Impfung mit diesem Impfstoff besteht.” Wer sich vor der Impfung fürchte, fürchte sich vor dem Falschen. “Die Nutzen-Risikoabwägung lässt zu, dass die Impfung weiterhin voll und ganz empfohlen werden kann”, ergänzt Walla.
Schlagzeug im Kopf
Auf jeden Fall impfen lassen möchte sich auch Marion Hofer (53). Die Diskussionen um den Impfstoff von AstraZeneca ändern daran nichts. “Ich will meine Freiheit zurück”,sagt sie. Dabei hätte die freischaffende Journalistin allen Grund, gegenüber der Covid-19-Impfung skeptisch zu sein, denn sie weiß, was das Auftreten einer Sinusvenenthrombose bedeuten kann. Die Diagnose liegt zwar schon 25 Jahre zurück, doch die Nachwirkungen spürt Marion Hofer immer noch. Manchmal fällt es ihr schwer, sich zu konzentrieren, dann wieder suchen sie geistige Blackouts heim. Am größten aber ist die Angst, dass jeder Kopfschmerz neuerlich eine Sinusvenenthrombose sein könnte.
Die behandelnden Ärzte nehmen ihre Sorgen ernst. “Das ist beruhigend”, fügt Marion Hofer an. Sie wünscht sich, dass auch die Verunsicherung, die der Impfstoff bei vielen ausgelöst hat, ernst genommen wird. Die Erweiterung der Warnhinweise sieht sie als wichtigen Schritt. Bei der Sinusthrombose, einer eher seltenen Erkrankung, kommt es in den venösen Blutleitern des Gehirns zu Gerinnseln, die den Blutabfluss aus den Hirnvenen behindern. Die Flüssigkeit staut sich, das Hirngewebe schwillt an, die Betroffenen leiden unter anderem an Kopfschmerzen, Übelkeit und Sehstörungen.
Bei Marion Hofer begann es mit Sichtfeldeinschränkungen, dann kamen Kopfschmerzen und Erbrechen dazu. “In meinem Kopf dröhnte es, als ob ein Schlagzeug gespielt würde.” Im Landeskrankenhaus Bregenz wurde schließlich die richtige Diagnose gestellt. Marion selbst erlebte es als gutes Gefühl, endlich zu wissen, was ihr so zusetzte und damit eine Möglichkeit der Therapie zu haben. Dennoch muss sie auf vieles verzichten, zum Beispiel auf Kinder, die sie und ihr Mann gerne gehabt hätten. Auch Freizeitaktivitäten wie Skifahren oder Rodeln kommen für sie nicht mehr infrage. Den Lebensmut hat sie dennoch nicht verloren, und die Impfung gegen Covid-19 ist gesetzt.
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.