Corona befeuert Suchtneigung

VN / 25.03.2021 • 19:30 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Corona befeuert Suchtneigung
Monika Chromy begleitet suchtabhängige Menschen in ein abstinentes Leben. CARITAS

Caritas verzeichnet enormen Anstieg bei Beratungsangeboten.

Dornbirn Existenzängste, fehlende Planungssicherheit, Einsamkeit und Überforderung sind die Zutaten, aus denen in Coronazeiten der Suchtcocktail gemixt wird, und immer mehr Menschen nippen immer öfter daran. Das bekommen auch die Suchtfachstellen der Caritas zu spüren. „In den ersten drei Monaten des heurigen Jahres stiegen die Anfragen nach Betreuungsangeboten um 65 Prozent“, verdeutlichte Fachbereichsleiterin Monika Chromy bei einem Pressegespräch die Lage. Ob sich aus einem verstärkten Suchtmittelmissbrauch tatsächlich eine Sucht entwickelt, lasse sich allerdings noch nicht sagen. Sie appellierte jedoch an Betroffene, möglichst frühzeitig professionelle Hilfe von außen zu holen. Die Kosten für Unterstützungsleistungen übernimmt das Land.

Medikamente als Ersatz

Corona und die damit verbundenen Einschränkungen haben die Welt kleiner gemacht, das Leben in die eigenen vier Wände verlagert. „Da fallen Verhaltensweisen wie ein hoher Alkoholkonsum irgendwann auf“, sagte Monika Chromy. Doch nicht nur Alkohol, Cannabis oder Medikamente spielen eine Rolle. Auch Essstörungen sind ein großes Thema, besonders bei jungen Frauen. Dem Mangel an alternativen Bewältigungsstrategien ist es laut Linda Dreher-Bilgeri, Leiterin der Suchtfachstellen im Oberland, zuzuschreiben, dass sich Menschen zunehmend Ersatz suchen, und den im Alkohol oder in Medikamenten finden. Suchtmittel würden oft zur Selbstmedikation eingesetzt, veranschaulichte Chromy. 

Da sollten Alarmglocken schrillen

Die Expertinnen bedauerten, dass sich Betroffene oder deren Angehörige oft erst melden, wenn schon Feuer am Dach ist. „Besser wäre es, vorher zu kommen“, betonten sie und nannten Beispiele, die die Alarmglocken schrillen lassen sollten. Dazu gehört etwa das Gefühl, dass etwas mit einem nicht mehr stimmt und sich das Konsumverhalten nicht mehr selbst steuern lässt. „Wenn Dinge, die einem wichtig sind, vernachlässigt werden oder wenn es schwerfällt, sich aufzuraffen und etwas zu tun, dann sollte etwas getan werden“, erklärten die Frauen mit Nachdruck. Das gilt für Betroffene, aber auch Angehörige, die ein Suchtverhalten von Partnern oder Kindern keinesfalls decken sollten. Das führe nur zu noch mehr Belastungen.

Suchtarbeit 2020

1006 Frauen und Männer suchten Rat und Hilfe bei den Suchtfachstellen der Caritas

236 Betroffene nahmen das Angebot der begleitenden Psychotherapie in Anspruch

294 Betroffene und Angehörige erhielten Kurzberatungen

88 großteils junge Frauen nahmen Therapieangebote gegen ihre Essstörungen in Anspruch