Medikamente gegen Covid-19 sind rar

Auf den Intensivstationen ist Kortison derzeit das Mittel der Wahl. KHBG
Für Hoffnungsträger Asthmaspray ist die Datenlage zu dünn.
Hohenems Covid-19 ist eine unberechenbare Krankheit. Menschen, die mit dem Virus infiziert sind, wissen meist nicht, in welche Richtung das Pendel ausschlägt. Daneben sind aber auch die medizinischen Interventionen nach wie vor sehr eingeschränkt. Als Hoffnungsträger wird derzeit der Asthmaspray Budesonid gehandelt. Primar Peter Cerkl, Leiter der Pulmologie im LKH Hohenems, ist geteilter Ansicht. „Wir würden uns natürlich wünschen, dass man mit einem so einfachen Medikament schwere Verläufe verhindern könnte“, sagt er. Doch die Studie, die den positiven Effekt zutage förderte, erscheint ihm mit 150 Patienten als zu klein. „Bei so geringen Zahlen ist es schwierig eine Therapieempfehlung abzuleiten. Ich denke, es braucht mehr Daten, um Budesonid guten Gewissens als Empfehlung freigeben zu können“, lautet die Einschätzung des Lungenfacharztes.
Nur Kortison mit Benefit
Derzeit bringt bei einer Covid-19-Erkrankung lediglich Kortison einen Benefit. Es wird Patienten verabreicht, wenn sie einen Sauerstoffbedarf haben. Remdesivir, ein weiteres Arzneimittel, zeigt nur in einem frühen Stadium der Erkrankung einen Erfolg. „In den ersten fünf Tagen nach einem positiven PCR-Abstrich könnte Remdesivir die Virusreplikation etwas unterbinden und damit den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen“, erläutert Peter Cerkl. Das Problem: Die Betroffenen kommen meist erst zwischen dem siebten und zehnten Tag ins Spital, „und da bringt Remdesivir keinen Nutzen mehr“. Zwei Medikamente befinden sich in der Entwicklung.
Vorarlberg live am Mittwoch mit Primar Cerkl
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Das Covid-Medikament der Firma Apeiron des Virologen Josef Penninger verfolgt die Idee, dem Virus quasi den Eintritt in die Zelle zu verwehren. Roche setzt auf ein Präparat, das an die sogenannte Polymerase geht. Dabei handelt es sich um ein Enzym, das die Virusvermehrung in der Zelle unterbinden soll. Es könnte laut Cerkl bereits im Herbst auf den Markt kommen. „Der Einsatz des Asthma-Wirkstoffs Budosenid wird auch in unserer Lungen-Community stark diskutiert“, berichtet er weiter, wobei es da ebenfalls Pro und Kontra gibt. Es ist ein billiges Arzneimittel, gut verfügbar und einfach zu verabreichen. Cerkl: „Es wäre im Prinzip genau das Medikament, das man bräuchte, um schon im Vorfeld einen schweren Verlauf verhindern zu können.“ Inzwischen wird weitergeforscht.
Nachfrage auch in Apotheken
Budosenid ist ein herkömmliches inhalatives Steroid, das Asthmapatienten schon lange verwenden. Andere Asthmamedikamente würden nach Ansicht von Primar Cerkl vermutlich ähnliche Effekte zeigen, die Studie wurde aber nur mit Budesonid gemacht. Cerkl berichtet von Diskussionen in der Fachgruppe und Anfragen von Patienten. Doch er betont: „Die Datenlage ist einfach noch zu schwach.“ Nachfrage für das Präparat gibt es auch in den Apotheken, allerdings von Personen, die weder Asthma noch Covid-19-Symptome haben. „Sie meinen, Budesonid prophylaktisch anwenden zu können“, erzählt Apothekerkammerpräsident Jürgen Rehak. „Davon“, betont er, „ist jedoch dringend abzuraten.“
Primar Peter Cerkl würde sich insgesamt mehr Forschung bei Covid-19-Medikamenten wünschen, aber er weiß: „Es ist nicht so einfach, und man muss am Ende des Tages darauf hoffen, dass die Medikamente, die in der Erprobung sind, danach halten, was sie jetzt in der Studie zeigen.“ Bis dahin lautet seine Empfehlung: „Sich nicht anstecken, testen und impfen.“
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