Zukunft des Salvatorkollegs wieder völlig ungewiss

VN / 20.05.2021 • 15:55 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Zukunft des Salvatorkollegs wieder völlig ungewiss
Nachnutzung für imposante Immobilie an der Ortsgrenze Hörbranz/Lochau wieder offen. Kloster mit 14 Hektar Grünland und 1,6 Hektar Flächen mit Sondernutzung-Kloster-Widmung. VN/STEURER

Nach politischem Machtwechsel: Hörbranz stoppt Nachnutzungspläne des Salvatorkollegs. Es spießt sich etwa an der Baunutzungszahl.

Hörbranz Es schien alles in trockenen Tüchern. Der „Verein zur nachhaltigen Nutzung des Salvatorkollegs“ hatte die Ordensleitung der Salvatorianer mit einer Quartiersentwicklung, die gemeinwohlorientiert und genossenschaftlich organisiert sein sollte, überzeugt. 165 Wohneinheiten sah das Projekt vor, dazu Gemeinschaftsräume, Seminar- und Hotelräumlichkeiten sowie Gewerbeflächen. Wohlwollen dazu gab es auch aus den umliegenden Gemeindestuben.

Neuer Bürgermeister, neue Situation

Das war einmal. Eine Kommunalwahl, zwei neue Bürgermeister im Leiblachtal und schon war das Ende der Pläne für die Nachnutzung des Areals besiegelt. Andreas Kresser (36) eroberte im September des Vorjahres in Hörbranz den Chefsessel im Gemeindeamt und lässt kein gutes Haar am Bauvorhaben. „Eine riesige Wohnanlage“ wäre das, „an diesem Standort nicht denkbar“. Die Baunutzungszahl sprenge jeden Rahmen. Für Kresser ist klar: Das Projekt ist nicht umsetzbar.

Andreas Kresser konnte sich im Wahlkampf durchsetzen und wurde neuer Bürgermeister in Hörbranz. Das Nachnutzungsprojekt ist ihm von Beginn an ein Dorn im Auge. <span class="copyright">VN/Sams</span>
Andreas Kresser konnte sich im Wahlkampf durchsetzen und wurde neuer Bürgermeister in Hörbranz. Das Nachnutzungsprojekt ist ihm von Beginn an ein Dorn im Auge. VN/Sams

Den Orden und den Verein zur Nachnutzung der imposanten Immobilie hat der politische Machtwechsel kalt erwischt. „Die Kursänderung kam für uns völlig überraschend“, sagt Pater Wolfgang Sütterlin (63). Der Orden müsse sich dieser Situation jetzt stellen. Die Salvatorianer werden nach fast 130 Jahren das Leiblachtal verlassen. Die prekäre personelle Situation zwingt sie dazu. Wie es mit dem Kloster weitergehen soll, ist wieder völlig offen. „Wir hängen in der Luft. Bis Ende Jahr muss die Auflösung des Hauses erfolgen“, so Sütterlin im VN-Gespräch.

Zukunft des Salvatorkollegs wieder völlig ungewiss
„Wir hängen in der Luft. Bis Ende Jahr muss die Auflösung des Hauses erfolgen“, sagt Pater Wolfgang Sütterlin im Gespräch mit den VN.

Der Ball liegt nun bei der Gemeinde. „Alternative Nachnutzungskonzepte sollen jetzt erarbeitet werden. Wir können und werden uns dem nicht verschließen und sind auf die Ergebnisse gespannt“, schreibt Provinzial Hubert Veeser in einer Stellungnahme des Ordens. Er hoffe, dass die Ideen des Vereins zu genossenschaftlichem Wohnen Eingang in neue Überlegungen finden werden. Dazu appelliere er an alle Beteiligten, miteinander im Gespräch zu bleiben.

Fronten scheinen verhärtet

Der Dialog könnte schwierig werden, weil die Fronten verhärtet scheinen. Während der Hörbranzer Bürgermeister die Dimension des Vorhabens scharf kritisiert, spricht der Verein von einer „maßlosen Fehlinterpretation“ durch den neuen Ortschef. Es spießt sich etwa an der Baunutzungszahl, die Kresser bei 200 sieht. Vereinsobmann Franz Rüf (70) beziffert sie mit unter 100. Nicht nur zwischen diesen Zahlen liegen Welten. Wobei Kresser betont, dem Wohnkonzept gegenüber offen zu sein.

Franz Rüf, Obmann des Vereins zur nachhaltigen Nutzung des Salvatorkollegs, sieht seitens des Bürgermeisters eine „maßlose Fehlinterpretation“. <span class="copyright">VN/Gasser</span>
Franz Rüf, Obmann des Vereins zur nachhaltigen Nutzung des Salvatorkollegs, sieht seitens des Bürgermeisters eine „maßlose Fehlinterpretation“. VN/Gasser

Die nächste Gesprächsrunde ist eingeläutet. Schon heute trifft sich der Bürgermeister mit der Ordensleitung. Es soll nun erst einmal über den Fortbestand des Betriebes als kurzfristige Maßnahme gesprochen werden. Aktuell ist die Landesberufsschule Lochau mit Mädcheninternat im Kloster untergebracht, Räumlichkeiten sind vermietet. Es gibt mehrere Zimmer, auch Internatszimmer mit Stockbetten. „Da sollte man sich überlegen, wie man das zugänglich machen kann. Etwa als Jugendherberge oder für einfache Unterkünfte“, sagt Kresser. Langfristig schwebt dem Ortschef etwas anderes vor. „Am schönsten wäre, wenn es ein Bildungsort bleibt. Wir müssen schauen, ob sich etwas findet, das dort passend wäre für den Standort.“ Es gäbe aber auch andere Ansätze: Kurzentrum oder Reha-Einrichtung, zählt der neue Ortschef weitere Optionen auf.

Die Gemeinde Hörbranz hätte am liebsten, wenn das Salvatorkolleg ein Bildungsort bliebe. <span class="copyright">Böhringer</span>
Die Gemeinde Hörbranz hätte am liebsten, wenn das Salvatorkolleg ein Bildungsort bliebe. Böhringer