Die Maskenpflicht könnte bald fallen

Mediziner und Politiker im Land sind jedoch skeptisch.
Bregenz, Wien Nun scheint es mit den Lockerungen buchstäblich Schlag auf Schlag zu gehen. Am Mittwoch erst gingen nach mehr oder weniger harten Lockdowns im ganzen Bundesgebiet wieder die Rollbalken hoch. Nun steht bereits eine Abschaffung der Maskenpflicht im Raum. Entsprechende Beratungen mit Experten und den Landeshauptleuten kündigte Bundeskanzler Sebastian Kurz für Freitag, den 28. Mai, an. Bald sind zwei Drittel aller Österreicher geimpft. Auch die 7-Tage-Inzidenz sei auf einem sehr niedrigen Niveau, führte Kurz als Begründung für die Überlegung an, den Mund-Nasen-Schutz als nächsten Schritt in die Normalität aus dem Alltag zu verbannen.
Erinnerungsfunktion
Einer kann diesem Ansinnen schon jetzt wenig abgewinnen. Primar Peter Cerkl, Leiter der Pulmologie im Landeskrankenhaus Hohenems, spricht von einem überschießenden Optimismus, der aus seiner Sicht noch lange nicht gerechtfertigt ist. „Diese Maßnahme kommt zu früh“, erklärte der Lungenfacharzt auf VN-Nachfrage. Zum einen seien erst knapp 50 Prozent der Bevölkerung geimpft, zum anderen könne auch mit Impfung eine Infektion stattfinden und das Virus weitergegeben werden. Peter Cerkl ist überzeugt, dass noch über einen längeren Zeitraum hygienische Maßnahmen als Schutz gegen das Coronavirus bzw. seine Mutationen notwendig sein werden. Als für Ende Mai mutigen Schritt bezeichnet Vorsorgemediziner Hans Concin den Plan des Bundeskanzlers. Er rät jedenfalls zur Vorsicht: „Die Maske hat nicht nur eine Schutzfunktion. Sie erinnert uns auch daran, dass wir immer noch mitten in einer Pandemie stecken.“
Sorgfältige Prüfung gefordert
Eine sofortige Aufhebung der Maskenpflicht kann sich auch Landeshauptmann Markus Wallner nicht vorstellen. Dafür sei das Impfaufkommen noch zu gering. „Wenn überhaupt, ist eine solche Maßnahme frühestens im Juli denkbar. Wir dürfen kein unnötiges Risiko eingehen“, ruft Wallner den vergangenen Sommer, der bekanntlich in einer zweiten Pandemiewelle im Herbst mündete, als mahnendes Beispiel in Erinnerung. Vorarlberg stehe einer Abschaffung der Maskenpflicht, ob teilweise oder generell, trotzdem offen gegenüber, verlange jedoch eine sorgfältige Prüfung und klare Expertenempfehlung.
Aus der Sicht von Wallner wird bei dieser Frage in erster Linie die Höhe der Durchimpfungsrate entscheidend sein. Ein Wert von 40 Prozent, wie er unlängst von einem Epidemiologen ins Spiel gebracht worden war, stimmt ihn jedenfalls ziemlich skeptisch. „Hier muss unbedingt Klarheit geschaffen werden.“ Bis zum nächsten Treffen der Landeshauptleute kommende Woche in Wien sollen Gesundheitsexperten eine verlässliche Beurteilung auf den Tisch legen. Markus Wallner rechnet bei diesem Thema jedenfalls mit einer intensiven Diskussion.


