Ambulant gegen Long-Covid-Symptome

SMO Bregenz startet Angebot, das aber noch selbst bezahlt werden muss.
Bregenz Sie wollten nicht warten, bis die öffentliche Hand „etwas macht“. Deshalb haben sich Peter Girardi, Geschäftsführer der Sozialmedizinischen Organisation (SMO), und Allgemeinmediziner Sven Seewald entschlossen, selbst im SMO-Zentrum Bregenz ein ambulantes Therapieprogramm für Long-Covid-Betroffene zu organisieren. „Je früher eine Behandlung erfolgt, desto geringer ist die Gefahr einer Chronifizierung“, erklärt der auf Immuntherapeutik und Ursachenmedizin spezialisierte Arzt. Bedarf sehen die Experten gegeben. Allein in Vorarlberg leiden ihren Aussagen zufolge 3000 bis 4500 Menschen an mehr oder weniger starken Nachwehen einer Covid-19-Erkrankung. Wermutstropfen: Die Therapie muss noch selbst bezahlt werden. Das Land lehnte laut Girardi eine Kostenübernahme mit Hinweis auf die notwendige Budgetkonsolidierung ab, und ÖGK-Landesstellenvorsitzender Manfred Brunner sieht die Grundsatzdebatte, ob es sich bei Long Covid um eine eigenständige medizinische Indikation handelt, noch nicht beendet.
Ausgelaugt und antriebslos
In den vier SMO-Zentren, die ambulante neurologische Rehabilitation anbieten, würden jetzt auch schon Covid-Patienten behandelt, erklärt Peter Girardi, dies aber im normalen Rahmen. Eine Spezialisierung sei aufgrund der langen Wartelisten gar nicht möglich, spricht er von rund 300 Personen, die für Termine vorgesehen sind. Sven Seewald bekommt es in seiner Praxis ebenfalls immer wieder mit Menschen zu tun, die an Long-Covid-Symptomen laborieren. „Sie fühlen sich oft ausgelaugt, antriebslos und weisen fast durchwegs körperliche sowie psychische Erschöpfungszustände auf“, berichtet er. Neben einer bleiernen Müdigkeit sind es Schlaf- und Angststörungen, Atem- und Herzprobleme, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie Kopfschmerz, und depressive Verstimmungen, die nach Covid-19 zurückbleiben können. „Oft treten die Symptome verzögert auf und sind für Betroffene nur noch schwer zuordenbar“, führt Girardi aus.
Und ebenso schwer zu tragen. Aus diesem Grund haben sich die in der Therapie komplexer Erkrankungen erfahrenen Experten zusammengetan und ein abgestimmtes ambulantes Long-Covid-Therapieprogramm entwickelt. „Es richtet sich an Personen, die nach einer Covid-19-Erkrankung wieder im Alltag stehen, diesen aber nicht bewältigen können“, konkretisiert Peter Girardi. Am Anfang steht eine umfassende Diagnostik, darauf aufbauend folgt ein Therapieplan. Dabei wirken unterschiedliche Therapieformen zusammen. Sie reichen von Atemtherapie über Ergotherapie und Darmsanierung bis hin zu Kraft-Ausdauer-Training und speziellen Konzentrations- und Gedächtnistrainings. „Wer was braucht, wird individuell ermittelt“, erklärt Sven Seewald.
Stärkende Gruppentherapie
Im Gegensatz zu einer üblichen Reha, wo auf raschen Kraftaufbau gesetzt wird, erfolgt dieser bei der ambulanten Long-Covid-Therapie bewusst langsam. Ein besonderer Stellenwert kommt der Gruppentherapie zu. Dort sollen sich die Patienten gegenseitig stärken. Seewald: „Das gibt zusätzlich Sicherheit und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.“ Das Investment der Patienten: ein halber Tag pro Woche im Zentrum und Üben zu Hause. Der von spezialisierten Therapeuten begleitete Prozess scheint sich zu lohnen. Nach rund sechs Wochen lässt sich demnach eine deutliche Verbesserung im Befinden feststellen. Das ambulante Covid-19-Programm startet am 1. September, Anmeldungen sind schon möglich.
Weitere Infos: longcovid@zentrumseewald.at, Tel. 05574/32022, longcovid@smo.at, Tel. 5788/01010.
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