Kritik: 70.000 Euro teurer Dienstwagen für Bürgermeister

Die SPÖ Bludenz kritisiert diese teure Anschaffung in Zeiten wie diesen und wirft Simon Tschann fehlende Demut vor. “Das ist ein unbegreiflicher Wahnsinn“, sagt Vizebürgermeisterin Eva Peter.
Bludenz In den Reihen der SPÖ Bludenz, Team Mario Leiter, sorgt die Anschaffung eines Luxuswagens für den Bludenzer Bürgermeister Simon Tschann für Aufregung. 70.000 Euro kostet sein neuer, 300 PS starker Schlitten mit Luxusausstattung der Marke Hyundai Ioniq 5. Die SPÖ Bludenz ist erbost über diese Anschaffung, gerade in Zeiten wie diesen. Simon Tschann hätte sich selbst vor etwas mehr als einem Jahr nach seinem knappen Wahlsieg als demütig beschrieben. Nun falle er mit Aktionen auf, die an seiner Demut zweifeln lassen, kreidet das Team von Mario Leiter Tschanns Heuchelei an. Die Sozialdemokraten in der Alpenstadt können zumindest dem letzten Streich der Bludenzer ÖVP nichts abgewinnen und reagieren mit fassungslosem Kopfschütteln darauf.
„Diese Aktion ist ein äußerst irritierendes Zeichen und macht fassungslos.“
Eva Peter
Keine Demut gezeigt
Warum der Bürgermeister in diesen turbulenten Zeiten solche kostspieligen Einkäufe tätigt, fragt sich nicht nur die Vizebürgermeisterin der Bludenzer Sozialdemokraten Eva Peter. „Wenn Simon Tschann sich selbst vor einem Jahr noch große Demut attestiert hat, dann muss bei einer solchen Aktion die Frage erlaubt sein, wo denn jetzt diese Demut bleibt.“

Während viele um ihren Job bangen, Menschen Existenzängste haben und Schulen sowie Pflegepersonal unter massiven Belastungen leiden würden, leistet sich der Stadtchef solche Luxusanschaffungen, lautet der Vorwurf. Eva Peter verweist auf die Stadt Graz und ihre soziale Regierung, die beschlossen hat, die Gebühren wegen der Pandemie nicht anzuheben. Peter: „In Bludenz werden die Gebühren während der schwersten Wirtschafts- und Sozialkrise der zweiten Republik erheblich erhöht und zeitgleich ein neuer Luxussportwagen für den Stadtchef angeschafft. Sowas gab’s in Bludenz noch nie. Das ist ein unbegreiflicher Wahnsinn.“ Der Ankauf des E-Autos erfolgte in einer geheimen Sitzung des Stadtrates. Die ÖVP hat dort vier, die SPÖ drei Stimmen.
Hyundai hat am meisten überzeugt
Simon Tschann kann den Vorwurf der SPÖ Bludenz nicht nachvollziehen: „Zu diesem Vorwurf antworten wir als Stadt Bludenz klar mit dem Klimagedanken. Der neue Wagen ist zum einen kein ‚Luxusspielzeug‘, sondern ein Hyundai, welcher aus den von unseren Mitarbeitern getesteten Autos am meisten überzeugt hat. Auch wird das Auto nicht gekauft, sondern geleast.“ Aufgrund der E-Mobilitätsförderung sei dieser auch günstiger als der ausgediente Verbrenner, auch was die monatlichen Kosten betrifft. In der Stadtvertretungssitzung im vergangenen September habe man auch einstimmig die „Mission Zero Bludenz“ beschlossen, welche die Umstellung des städtischen Fuhrparks von Verbrennern auf E-Fahrzeuge weiter vorantreiben soll. „Wir schafften bereits mehrere E-Fahrzeuge in der Vergangenheit an und scheiden die alten Verbrenner gewollt aus. Auch ist gerade im selben Zuge ein E-Polizeifahrzeug für unsere Stadtpolizei in Anschaffung, vom Umwelt- und Klimaschutzgedanken als E5 Gemeinde ganz zu schweigen“, so Simon Tschann abschließend.
„Wir schafften bereits mehrere E-Fahrzeuge an und scheiden die alten Verbrenner aus.“
Simon Tschann
Landesgeschäftsleiter der SPÖ Vorarlberg, Klaus Gasser, wies darauf hin, dass der Bregenzer Bürgermeister beispielsweise ein E-Auto für „nur“ 30.000 Euro fährt. Michael Ritsch, Bürgermeister von Bregenz, fährt seit Anfang dieses Jahres ein E-Auto der Marke Volkswagen, das Modell ID.3 für 44.500 Euro. Dieses wurde Anfang 2021 bei einem lokalen Autogeschäft erworben. Das Fahrzeug wurde ebenfalls geleast und die Leasingraten betragen monatlich 609 Euro. Rechnet man diesen Betrag auf vier Jahre, entspricht dieser den von Klaus Gasser erwähnten 30.000 Euro.
„Dazu muss gesagt werden, dass die 5er BMW-Dienstlimousine des Vorgängerbürgermeisters Markus Linhart parallel dazu für 30.000 verkauft wurde, was unter dem Strich bedeutet, dass es sich in den ersten vier Jahren um ein Nullsummenspiel handelt“, erklärt Valentin Fetz, politischer Referent des Bregenzer Bürgermeisters. Die Stelle eines Chauffeurs gibt es übrigens in der Landeshauptstadt Bregenz – anders als von Simon Tschann vermutet – nicht mehr. Diese wurde beim Amtsantritt von Michael Ritsch abgeschafft. VN-JUN
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