Erinnerungen an Sternenkinder bewahren

Berufsfotograf Andreas Uher ist Obmann des Vereins “VergissMeinNicht”.
Lauterach Bilder, weiß der Volksmund, sagen oft mehr als tausend Worte, und sie sind eine greifbare Erinnerung. Eltern von Sternenkindern blieb kaum etwas. Vielleicht ein kleiner Fußabdruck auf einem Blatt Papier, eventuell ein Schnappschuss mit dem Handy oder ein kleiner Schmetterling, den die Hebammen dem Sternenkind mit auf den Weg gaben. Doch immer war da der Wunsch, mehr von ihrem Kind in Händen zu halten. Eine Anfrage von Hebammen führte jetzt zur Gründung des gemeinnützigen Vereins „VergissMeinNicht“. Acht Berufsfotografinnen und -fotografen haben sich zusammengeschlossen und fertigen ästhetisch wertvolle Aufnahmen von Sternenkindern an. Bislang waren sie vor allem im Landeskrankenhaus Feldkirch aktiv, nun sind alle Spitäler im Land dabei. „Es ist kein einfaches Thema, aber es soll auch kein Tabu mehr sein“, berichtet Obmann Andreas Uher (48) von vielen positiven Reaktionen auf das Angebot. Er sieht in der Erinnerungsbox auch einen wichtigen Beitrag zur Trauerbewältigung.

Keine alltäglichen Einsätze
Als Sternenkinder werden Kinder bezeichnet, die während der Schwangerschaft oder unmittelbar bei oder nach der Geburt versterben, unabhängig von Schwangerschaftswoche, Größe und Gewicht. In Vorarlberg betrifft das etwa 230 Kinder jährlich. Inzwischen gibt es ein neues und offeneres Bewusstsein. Mit der Möglichkeit der Aufnahme in das Personenstandsregister sowie dem Friedhof für Sternenkinder in Rankweil erhielten die kleinen Engel eine eigene Identität und die Eltern einen Platz für Erinnerungen. Mit Fotografien bleiben sie nun noch länger lebendig. Bislang bekam der Verein 14 Aufträge. Andreas Uher rechnet mit etwa 50 im Jahr. Für die Fotografen sind dies keine alltäglichen Einsätze. „Die Situation bedrückt einen auch selbst“, räumt Uher ein. Sensibles Vorgehen steht an oberster Stelle. Gleichzeitig verlangt die Aufgabe Professionalität. Bei den Motiven wird ausschließlich auf die Wünsche der Eltern eingegangen. „Meistens ist es so, dass sie bei den Aufnahmen mit dabei sind und mit dem Sternenkind aufs Bild möchten“, erzählt Andreas Uher.

Fotografiert werden Sternenkinder ab der 12. Schwangerschaftswoche. Angefordert werden können die Fotografen in dieser besonderen Situation von Hebammen und Fachpersonal. Dafür wurde sogar ein telefonischer Journaldienst eingerichtet. „Bis einer von uns kommt, haben Hebammen oder das Fachpersonal das Sternenkind schon gemeinsam mit den Eltern entsprechend vorbereitet. Wir machen dann die Aufnahmen in einem ruhigen Raum beim Kreißsaal oder auf der Kinderintensivstation“, schildert Andreas Uher den Ablauf. Es geht auch darum, das Unbegreifliche für die Eltern begreifbar zu machen, indem beispielsweise Fehlbildungen auf Fotopapier festgehalten werden. So kann das Verständnis dafür wachsen, warum ein Baby nicht leben durfte.
Kostenloses Angebot
Bald danach erhalten die Eltern eine Erinnerungsbox mit Fotoabzügen und digitalen Bildern zugesandt. „Das Paket ist so konzipiert, dass die Eltern selbst entscheiden können, wann sie die Bilder ansehen wollen“, erklärt Andreas Uher. Kosten entstehen ihnen nicht, alle Aufwendungen finanzieren sich aus Spenden. „Für uns ist es eine Herzensangelegenheit“, bekräftigt der Obmann. Doch die Arbeit wirkt nach. Deshalb tauschen sich die Vereinsmitglieder regelmäßig aus, und deshalb sind auch Supervisionsangebote in Vorbereitung. Für Andreas Uher ist die eigene kleine Familie wichtig, denn: „Sie gibt mir Halt.“
Zur Person
Andreas Uher
Alter: 48
Beruf: Fotograf
Wohnort: Lauterach
Familie: verheiratet mit Sabine, Sohn Luis (11),
Spendenkonto: Sternenkinder Fotografie, Raiffeisenbank im Walgau, IBAN: AT72 3745 8000 0436 1135