Das Leid mit den Kälbertransporten

VN / 20.01.2022 • 20:45 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Das Leid mit den Kälbertransporten
Vorarlberg muss nach der Schließung des Schlachthofs erst wieder Kapazitäten schaffen. Tiertransporte nehmen daher wieder zu, die Regeln verschärfen sich aber nur leicht.  Apa

Die Kapazitäten wachsen in Vorarlberg eher langsam, manche weichen auf andere Schlachthöfe aus. Die EU enttäuscht derweil bei schärferen Tiertransportvorgaben.

Dornbirn Ende Dezember schloss der Schlachthof Dornbirn seine Tore, zuvor verzeichnete er 6000 Schlachtungen pro Jahr. Auffangen soll dies ein Netzwerk von Metzgereien im Land. Diese arbeiten derzeit noch daran, die notwendigen Zertifikate zu erlangen. “Wir können ab Montag auch für Spar schlachten, hier haben wir nun die Zertifikate”, bestätigt Markus Gstach vom gleichnamigen Rankweiler Schlachthof. Abseits des Supermarktriesen schlachte man seit Jahresbeginn im Rahmen der Schlachthofnachfolge.

Kapazitäten und Zertifikate

Zwar schlachte man die ganze Woche, um die notwendigen Kapazitäten zu bieten, aber erst mit dem Neubau wird dies endgültig kein Thema mehr sein, räumt Gstach ein. Die fehlenden Kapazitäten im Land beschäftigen auch die Landwirte. Bestätigen kann oder will es niemand direkt, aber niemand zeigt sich über Gerüchte überrascht, dass mehr Tiere nun nach Salzburg, in die Steiermark oder den angrenzenden deutschen Raum zur Schlachtung transportiert werden. Auch Landesrat Christian Gantner gibt zu, dass die notwendigen Kapazitäten nicht über Nacht geschaffen werden können. “Ich bin aber überzeugt, dass wir im Endstatium mindestens die Kapazität des Schlachthofs Dornbirn haben werden, wenn nicht mehr”, ist er zuversichtlich. Derzeit sind drei Partner beteiligt, es gebe noch weitere Interessenten. Durch die räumliche Verteilung der Kooperationspartner werden die Transportwege auch kürzer für die Tiere.

<p class="caption">Ann-Kathrin Freude vom VGT kritisiert die verpasste Chance, Transportzeiten einzugrenzen.<span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span> <span class="copyright">VGT</span></p>

Ann-Kathrin Freude vom VGT kritisiert die verpasste Chance, Transportzeiten einzugrenzen.  VGT

Ganz so optimistisch ist Ann-Kathrin Freude vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) nicht. Schließlich redet man hier nur von einigen Minuten Transportdauer. Das nun wieder vermehrt Tiere in andere Bundesländer transportiert werden, kritisiert der VGT. “Man tut sich als Tierschützer schwer, einen Schlachthof zu fordern, aber er wäre besser als die Transporte”, betont Freude. Die Politik und Landwirtschaftskammer habe die vergangenen fünf Jahre nicht ausreichend genutzt, um auf die Schließung des Schlachthofs vorbereitet zu sein.

EU enttäuscht Tierschützer

Doch auch die EU enttäuschte die hohen Erwartungen des VGT. Am Donnerstag stimmte das EU-Parlament über verschärfte Tiertransportregeln ab. Vorgesehen waren ein Transportverbot für hochträchtige Tiere und Kälber jünger als fünf Wochen. “Für noch von der Muttermilch abhängige Tiere über fünf Wochen hätte eine maximale Transportzeit von zwei Stunden für Linderung gesorgt”, betont Freude. Auch Maximaltransportzeiten waren vorgesehen: Acht Stunden am Stück auf der Straße oder in der Luft, 24 Stunden am Stück auf See.

Doch diese eigentlich bereits vorgesehenen Regelungen scheiterten am Widerstand des Konservativen Lagers, die Unterstützung unter den Sozialdemokraten und Liberalen fanden. Übrig blieben engmaschigere Kontrollen, ein Transportverbot von Kälbern jünger als vier Wochen, aber mit Ausnahmen sowie eine maximale Transportzeit für Schlachtvieh wie auch ein besserer Schutz von Kleinvieh.

Der Markt mit den Tieren

Die Probleme bei Transporten betreffen potenziell eine sehr große Zahl an Tieren. Mehr als 1,6 Milliarden lebende Tiere wurden 2019 laut EU-Parlament innerhalb der EU und aus der EU hinaus in Drittstaaten transportiert. Der Handel mit lebenden Tieren ist ein bedeutender Markt: Innerhalb der EU belief sich dessen Wert 2018 laut EU-Parlament auf 8,6 Milliarden Euro. Knapp drei Milliarden Euro brachte der Handel mit lebenden Tieren mit Drittstaaten ein.