Pandemiefolgen: von Panikattacken bis zu Suizidversuchen

Hausärzte schlagen ob dieser Entwicklung Alarm.
dornbirn Die Pandemie hat den Alltag in den Praxen der niedergelassenen Ärzte verändert. Der Aufwand ist größer geworden und das Patientengut fragiler. Immer öfter sind Hausärzte auch bei psychosozialen Folgen, die Lockdowns und Quarantäne bei Menschen hinterlassen, gefordert. Die Mediziner berichten von Panikattacken und Suizidversuchen ihrer Patienten. „Die Krankheit selbst erzeugt ebenfalls weitreichende Probleme“, erklärt Verena Linder, Allgemeinmedizinerin in Frastanz. Das betrifft vor allem Long Covid. Oft trete nach einem mühsamen und langen Weg zwar eine Verbesserung ein, sie hat aber auch zwei Fälle, in denen es keine Rückkehr zur Normalität mehr gibt. Ihr Kollege aus Schoppernau, Andreas Wüstner, ergänzt: „Es ist belastend, zuschauen zu müssen, wie Menschen schwer erkranken oder sterben, obwohl sich das mit einer Impfung verhindern ließe.“
Kein Zwang zur Impfung
Was die nun beschlossene Impfpflicht angeht, haben die Allgemeinmediziner eine klare Haltung: „Wir Ärzte zwingen sicher niemanden zum Impfen, aber wir können Gespräche anbieten und unsere Patienten einladen, über ihre Ängste zu reden“, lautet die Botschaft von Barbara Schmidbauer, Gemeindeärztin in Ludesch. Sie merkt noch an: “Wir wären froh, wenn uns die Patienten helfen würden, indem sie sich impfen lassen.” Die Ärzte verhehlen nicht, dass Covid ihnen auch deshalb oft emotional und physisch zusetzt.

Im Durchschnitt kommen täglich bis zu zehn Covidpatienten in die Ordinationen. Ihre Separierung bedeutet eine zusätzliche Herausforderung. Dass Infizierte nicht behandelt werden, gehört jedoch ins Reich der Märchen. „Wer krank ist, kann immer seinen Hausarzt aufsuchen“, betont Andreas Wüstner. „Wir sind erste Anlaufstelle für alle.“ Die Schwere der Erkrankung zeigt dem Arzt meist schon den Impfstatus an, bevor er ihn vom Patienten selber erfährt. „Derzeit sind es eher milde Verläufe“, weiß Markus Baldessari aus Bregenz. Den Grund sieht er jedoch nicht nur bei Omikron, sondern schreibt diesen Umstand mehr dem Impfeffekt zu. Umso wichtiger sei es jetzt, sich die dritte Impfung zu holen, unterstreicht Gabriele Gort, Allgemeinmedizinerin in Wolfurt, den Wert der Boosterung, die nachweislich vor schweren Ausprägungen von Covid-19 schütze.
Definitiv die falsche Adresse sind Hausärzte, wenn es um die Impfbefreiuungen geht, obwohl bereits Druck spürbar ist, besonders im Rahmen von Impfgesprächen. Wer solche Atteste ausstellen darf, muss indes noch definiert werden. Die Indikationen dürften aber sehr eng gefasst sein. Es wird erwartet, dass bis Mitte nächster Woche Klarheit besteht.






Sondersendung auf VN.at und VOL:AT: Hausärzte in der Pandemie
schwarzach Das Land steckt mitten in der Omikron-Welle. Bis zu 1000 Neuinfektionen sind derzeit an der Tagesordnung. Dazu kommt noch die aktuell beschlossene Impfpflicht, die vielen nicht behagt. Die Diskussionen darüber bekommen auch die niedergelassenen Ärzte zu spüren. Doch die Pandemie hat ihren Ordinationsalltag insgesamt verändert. Die Herausforderungen sind deutlich größer geworden. Wie es sich mit Corona, Impfpflicht, Long Covid und allem anderen, das die Pandemie mit sich bringt, verhält, wird im Rahmen einer Sondersendung am Montag, 24. Jänner 2022 ab 17 Uhr auf Vorarlberg LIVE diskutiert und besprochen. Aktiv teilnehmen an der von Ärztekammer, VN und VOL.AT organisierten Aktion können auch Zuseherinnen und Zuseher. „Die gemeinsame Informations-Initiative soll den Zugang zu Hausärzten so einfach wie möglich gestalten und helfen, sich ein aktuelles Lagebild mitten in der Omikron-Welle zu verschaffen“, erklärt VN-Chefredakteur und Moderator Gerold Riedmann.
Vorarlberg LIVE nimmt Ihre Fragen, aber auch Ihre Bedenken ernst und will wissenschaftlich fundierte Antworten liefern. Senden Sie Ihre Fragen per Mail an redaktion@vol.at, damit sie am Montag ab 17 Uhr in Vorarlberg LIVE diskutiert werden.