Funkenwochenende in Vorarlberg ohne Coronafesseln

Während manche Zunft aufatmet, stehen andere vor neuen Problemen.
Bludenz, Dalaas Das Ende der Coronamaßnahmen orientiert sich offensichtlich am Brauchtum: Die Fasnacht muss sich noch den Einschränkungen unterwerfen, in der Fastenzeit ist beinahe alles möglich. Davon profitiert vor allem eine Vorarlberger Tradition: Das Funkenwochenende ist das erste Wochenende ohne Einschränkungen.
Ohne Verbote und Kontrollen machbar
“Ich denke, unter diesen Bedingungen können wir es durchziehen”, bestätigt Stefan Ulrich von der Funkenzunft Klösterle. Ohne Ausschankverbot oder 3G-Kontrollen sei ein Funken machbar, zumindest für die kleinen Funkenzünfte. Man werde sich in der Zunft die Möglichkeiten noch genau anschauen, für den Mittwochabend war bereits ein Treffen der Zünfte auf Bezirksebene angesetzt. Dort soll eine gemeinsame Linie gefunden werden.
Schwierige Entscheidungen
Die Funkenzunft Bludenz hat bereits im Herbst den Funken für 2022 abgesagt. „Wir brauchen 700-800 Paletten für den Funken“, erklärt Zunftmeister Christian Pellini. Diese hätte man beschaffen, auf der extra gepachteten Wiese lagern und im Falle der Absage entsorgen müssen, alles Aufwände, auf denen die Zunft sitzengeblieben wäre.
Brauchtum Funken
Die Wurzeln des Funkens sind unklar, lassen sich aber über 1000 Jahre zurückverfolgen. Der Namenshersprung liegt aber wohl im “Funken schlagen”, wie es beim Scheibenschlagen und Fackelschwingen geschieht, die heute noch oft die Funken begleiten. Doch auch die Scheiterhaufen in ihren verschiedensten Formen lassen sich weit zurückverfolgen. Die Funkenhexe hingegen ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts.
Der Termin ist ebenfalls mystifiziert: Einerseits wurde bis weit in das 20. Jahrhundert ein heidnisch-allemannisch religiöser Ursprung des Winteraustreibens als dominante Wurzel vermutet. Auch eine Verbindung zum römischen Kalender mit den Neujahr im März ist denkbar. Andererseits liegt der Termin sehr christlich am Beginn der alten Fastenzeit (erst 1091 wurde diese auf den Aschermittwoch vorverlegt) und dem Ende der allemannischen Fasnacht.
„Wir befinden uns in einer schwierigen Position“, räumt Pellini ein. Die Funkenzunft Bludenz hat sich noch am Donnerstag beraten, wie man auf die geänderten Bedingungen reagiert werden soll. Bereits vor dem Öffnungsschritten war die Überlegung, als Ersatz einen Fackelbaukurs anzubieten. Eventuell könnte man auch einen Fackelzug und Fackelschwingen am Funkenplatz veranstalten, also quasi eine Rückkehr zu den ältesten Wurzeln des Brauchtums. “Wir werden fix etwas für die Kinder machen”, versichert Pellini – inklusive Bewirtung.
Brauchtum litt unter Corona
Wenig hilfreich ist jedoch für die Zünfte, dass der Aufbau und die Vorbereitungen des Funkenwochenendes selbst noch von den Auflagen betroffen sind. Pellini sorgt sich um einen drohenden Verlust des Stellenwerts des Brauchtums unter den Vorarlbergern. Ein verregnetes Funkenwochenende, also noch ein Jahr, an dem der Funken und damit gelebte Traditionen ins Wasser fallen, kann das Ehrenamt nicht gebrauchen.
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