Walter Fink

Kommentar

Walter Fink

Ein neues, feines Museum

VN / 27.02.2022 • 06:30 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

Ab dem Jahr 1977 begann eine bedeutende Buchreihe: „Die oberschwäbische Barockstraße“, die in insgesamt fünf opulenten Bänden alle wichtigen Barockbauten in unserer Region behandelt. Bearbeitet wurden die umfangreichen Bände von Gebhard Spahr, einem Mönch aus dem Kloster Mehrerau. Blättert man durch die Seiten, dann stößt man unweigerlich immer wieder auf die Namen von Bregenzerwälder Barockbaumeistern: Michael Beer, Michael Thumb, Christian Thumb, Caspar Moosbrugger, Franz Beer, Peter Thumb, Johann Michael Beer von Bleichten oder Johann Michael Beer – um nur einige zu nennen. Alle waren Mitglieder der Auer Zunft und sie waren verantwortlich für wichtige Barockbauten, darunter etwa die Birnau, Weingarten, Einsiedeln oder St. Gallen.

Den Meistern der Auer Zunft wurde vor Kurzem ein eigenes kleines, aber sehr feines Museum in Au gewidmet. Und natürlich hat dieses Museum einige „Väter“, nicht zuletzt Walter Lingg vom Hotel „Krone“, der schon vor zwanzig Jahren diese Idee mit sich trug. Umgesetzt wurde sie von der Gemeinde Au, dem Land Vorarlberg und von vielen Auer Vereinen, von der Pfarre und dem Krankenpflegeverein, die auch eine Bleibe im alten „Kuratenhaus“ haben. Gelungen ist das aber nur, weil die Handwerker des Dorfes mit dem Trägerverein „akkurat“ und Obmann Rainer Muxel in ungezählten Stunden Eigenleistung erbracht haben.

„Im Jahre 1957 wurde die Auer Zunft von Michael Beer gegründet, in etwa 150 Jahren errichteten die Baumeister etwa 800 vor allem sakrale Bauwerke, also Kirchen und Klöster, von Süddeutschland über die Schweiz bis ins Elsaß.“

Im Jahre 1957 wurde die Auer Zunft, ein Zusammenschluss von Baumeistern, Stuckateuren und Bauhandwerkern, von Michael Beer gegründet, in etwa 150 Jahren errichteten die Baumeister etwa 800 vor allem sakrale Bauwerke, also Kirchen und Klöster, von Süddeutschland über die Schweiz bis ins Elsaß. Mit eigenen Bautrupps von bis zu 200 Handwerkern zogen die Baumeister im Frühjahr aus dem Bregenzerwald zu den großen Baustellen und kehrten im späten Herbst wieder heim. Vor allem in den Wintermonaten kam dann die Zeit der „Auer Lehrgänge“, einem zweibändigen Werk, das der Aus- und Weiterbildung diente. Diese bedeutende Arbeit ist im Barockmuseum in Au zu sehen – in virtueller Form kann man darin blättern und sich wunderbar verweilen. Viel anderes findet man noch in dem neuen Museum, das für Au im Ortsteil Rehmen auch so etwas wie ein neues Zentrum geschaffen hat. Man findet viele Stationen, auf denen man über Bildschirm oder akustisch die wichtigsten Informationen bekommt. Ergänzt wird das auch durch Anschauungsmaterial wie Modelle etwa des Klosters Einsiedeln, Beispiele zum Handwerk der für den Kirchenschmuck so wichtigen Stuckateure, Familiengeschichten von Baumeistern und vieles andere. Man sollte sich genug Zeit nehmen oder – noch besser – eine Führung buchen.

Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.