Beliebter Sternenparkplatz in Schruns muss neuer Volksschule weichen

VN / 02.03.2022 • 09:00 Uhr / 8 Minuten Lesezeit
Beliebter Sternenparkplatz in Schruns muss neuer Volksschule weichen
Auf dem Sternenparkplatz entsteht die neue Volksschule. STR

Verkehrskonzept für Jakob Stemer Weg steht noch aus.

Schruns Am Ende gab es sogar vonseiten der Volksschule und des Ausschusses Kindercampus Applaus. In der letzten Gemeindevertretungssitzung von Schruns haben die Gemeindevertreter den Standort für den neuen Kindercampus festgelegt und die weitere Vorgehensweise beschlossen. „Es ist das größte Projekt, das die Gemeinde jemals gemacht hat“, sagt Bürgermeister Jürgen Kuster.

Ingenieur Heinz Fleisch und Jürgen Kuster stellten den Projektstand zum Neubau der Volksschule und damit verbunden die Umsiedlung des Kindergartens St. Jodok vor. Zwei Standorte für die neue Volksschule standen zur Auswahl: das Grundstück des alten Pfarrkindergartens und der Sternenparkplatz. Schnell kristallisierte sich der Sternenparkplatz als optimaler Standort heraus, da er gleich mehrere Vorteile bietet.

So könnte der quadratische Kubus (rechts aus Styropor) bald aussehen. <span class="copyright">STR<strong> </strong></span>
So könnte der quadratische Kubus (rechts aus Styropor) bald aussehen. STR

Zum einen bietet der Sternenparkplatz mehr Platz als das Grundstück des Pfarrkindergartens. Aufgrund der Nähe zum dann umgesiedelten Kindergarten in die bestehende Volksschule und zur Mittelschule entstehe ein „Campus-Feeling“. Zum anderen ist die Zufahrt für die Rettung beim Sternenparkplatz besser. Außerdem könnte dort viergeschossig gebaut werden, auf dem sehr beengten Pfarrgrundstück nur dreigeschossig. Da der Sternenparkplatz gemeindeeigener Grund ist, sei auch kein aufwendiger Vertrag mit der Diözese notwendig, denn diese würde das Pfarrgrundstück nur bei einem Tauschgeschäft zur Verfügung stellen, also dann, wenn die Diözese im Gegenzug den Sternenparkplatz bekommt. Außerdem könnte die Harmoniemusik in den bisherigen Räumlichkeiten beim Pfarrkindergarten bleiben und müsste nicht ausweichen.
Der Sternenparkplatz hat aber auch zwei Mankos. Zum einen muss eine Tiefgarage gebaut werden, um die wegfallenden Parkplätze zu kompensieren. Die Planung zur Tiefgarage (Geschosszahl, Parkraumbewirtschaftung) ist noch nicht abgeschlossen. Für Heike Ladurner-Strolz ist es wichtig, dass die Parkplätze vom beliebten Sternenparkplatz eins zu eins in die Tiefgarage mit übernommen werden. Bis jetzt sind 42 Parkplätze in der Tiefgarage geplant, auf dem Sternenparkplatz befinden sich 62 Parkplätze. Wie viele es letztendlich werden, ist noch nicht geklärt. Doch sicher ist, dass das Parken teurer werden wird. „90 Minuten gratis parken gibt es in einer Tiefgarage nirgends“, sagt Peter Vergud.

Zum anderen trennt der Jakob Stemer Weg das künftige Schulgebäude vom Kindergarten und von der Mittelschule. Vor allem die Straße macht einigen Gemeindevertretern Sorgen. Hierfür bräuchte es dringend noch vor dem Architekturwettbewerb ein Verkehrskonzept, das die Architekten in ihren Planungen miteinbeziehen müssten.

Verkehrskonzept gefordert

Der Jakob Stemer Weg müsse in eine Begegnungszone herabgestuft werden. Auch ein Fahrverbot für Nicht-Anrainer wäre denkbar. Der Ausschuss Kindercampus empfiehlt der Gemeinde, ein Sicherheitskonzept auszuarbeiten, die Gemeindevertreter sind ebenfalls an einer Verkehrslösung interessiert. Carmen Fitsch schlägt einen unterirdischen Zugang zur Volksschule und zum Kindergarten vor. Heinz Fleisch könnte sich auch eine Zugangsbrücke zwischen Volksschule und Kindergarten vorstellen, unter die jeder Lkw passen würde. Er fordert auch, dass die Einbindung der Straße ein Kriterium im Architekturwettbewerb sein sollte.


Jürgen Kuster versteht zwar die Bedenken seitens der Gemeindevertretung, sagt aber auch klipp und klar: „Das ist nicht die einzige Schule im Ländle, die an einer Straße liegt.“ Günter Ratt könnte sich auch eine sichere Ausstiegsstelle für die Kinder beim Kirchplatz vorstellen, um die Zufahrtsstraße zu entlasten. Um die Sicherheit zu erhöhen, bringt Martin Fussenegger ein „neues Geschäftsmodell“ ins Spiel. Radarfallen seien eine wahre Goldgrube.

Nächste Schritte

Zunächst wird der Architekturwettbewerb für den Neubau der Volksschule ausgeschrieben. Da nun der Standort des Kindergartens geklärt ist, soll auch für den Kindergarten und die Kleinkindbetreuung ein pädagogisches Konzept ausgearbeitet werden. Am Standort des Pfarrkindergartens soll in Zukunft ein Spielplatz entstehen. Der Umbau der alten Volksschule zu einem Kindergarten soll die Fachhochschule Salzburg ausarbeiten. Zudem muss geklärt werden, wie die alte Turnhalle nachgenutzt werden kann oder ob sie abgerissen wird. Das Musikheim der Harmoniemusik Schruns muss für 60.000 Euro adaptiert werden, vor allem im Bereich der Nasszellen und Proberäume gebe es aber größeren Sanierungsbedarf. Carmen Fitsch mahnt, dass man in Zukunft auf alles schauen müsse, auch auf das Musikheim. „Die Gemeinde besteht nicht nur aus Eltern und Kindern“, sagt sie. „Wir müssen auch noch andere Sachen berücksichtigen und einen gewissen Spielraum einplanen.“ Ein Spielraum sei laut Jürgen Kuster auch vorgesehen, dieser sei aber knapp bemessen.

13 Millionen Euro Kosten

Dass das ganze Unterfangen nicht gerade günstig wird, war allen Beteiligten von vorneherein klar. Mit rund 13 Millionen Euro brutto hinterlassen die Errichtungskosten ein großes Loch in der Gemeindekassa. Mit bis zu 2,5 Millionen Euro an Landesförderungen kann die Gemeinde rechnen. Der endgültige Betrag steht noch nicht fest und hängt davon ab, ob sich dieser auf die Bruttogeschossfläche oder auf den Bruttorauminhalt bezieht. Die technische Ausstattung wie Kopierer oder Multimediatafeln können die Lehrer aus der alten Volksschule mitnehmen.


In den nächsten Jahren kann die Gemeinde keine großen Sprünge machen. Peter Vergud sagt zwar, dass die hohe Investitionssumme irgendwie zu stemmen sei, aber dass es bis 2030 schwierig sein wird, den Schuldenberg abzubauen. „Ab 2030 wird es besser, weil ein paar Darlehen wegfallen“, erklärt Peter Vergud. Immerhin: Seinen Berechnungen zur Folge würde Schruns ab 2023 einen jährlichen Mehrerlös von 305.000 Euro erhalten, je nachdem wie sich der Tourismus entwickelt.


Auf Nachfrage von Martin Fussenegger, ob es eine Deckelung der Kosten gebe, versichert Heinz Fleisch, dass die Bauzeit und auch der Baupreisindex ins Budget mit eingeflossen seien. Und natürlich gilt: Je kürzer die Bauzeit, desto günstiger die Baukosten. Wenn es zu teuer werde, müsse man das Projekt überdenken, sagt Jürgen Kuster. „Wir haben bestimmt noch ein paar Stolpersteine vor uns, aber es ist wichtig, diesen Meilenstein für Schruns zu beschließen.“ Am Ende freute sich Kornelia Schlatter-Wittwer, Direktorin der Volksschule Schruns, über den einstimmigen Beschluss. „Die Kinder haben es verdient, ein schönes Gebäude zu haben.“

Rückblick

Erste Gespräche über eine mögliche Erweiterung der Volksschule in Richtung Innenhof oder Mittelschule sind bereits 2011 geführt worden. Die öffentliche Diskussion entfachte jedoch erst sechs Jahre später. 2017 startete der Prozess zur Erweiterung der Volksschule. Eine Bedarfsplanung und eine Machbarkeitsstudie zur Aufstockung des bestehenden Volksschulgebäudes wurde in Auftrag gegeben und von der Firma Moocon durchgeführt. Nach mehreren Workshops mit allen Beteiligten stellten sich zwei Varianten als geeignet heraus: ein Zubau oder ein Neubau. Bei letzterer Variante könnte der Kindergarten in das bestehende Volksschulgebäude einziehen. Weitere Kostenkalkulationen später wurde 2019 das Architekturbüro Fink Thurnherr mit der Präsentation beauftragt. Das Ergebnis: Es sollte ein Neubau mit einer eigenen Turnhalle werden. Nachdem die zwei möglichen Standorte für einen Neubau festgelegt und das Projekt um eine Tiefgarage ergänzt wurde, fasste die Gemeindevertretung im Februar 2020 einen Grundsatzbeschluss für den Neubau der Volksschule und die Verlegung des Kindergartens. Bis September 2021 wurde vom Pädagogen Dr. Josef Watschinger und Architekten Luca Canali ein pädagogisches Konzept ausgearbeitet, das beim Neubau zu berücksichtigen ist.