Ärzte haben einen neuen Chef

VN / 25.04.2022 • 22:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Ärzte haben einen neuen Chef
Das Präsidium v.l.: Vizepräsident Hermann Blaßnig, Präsident Burkhard Walla und Vizepräsidentin Alexandra Rümmele-Waibel. Ärztekammer

Burkhard Walla löst Michael Jonas als Ärztekammerpräsident ab.

Dornbirn Bislang agierte Burkhard Walla (56), Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, in der Standesvertretung als Vizepräsident. Nun rückte der Internist aus Dornbirn an die Spitze. Bei der Vollversammlung der Ärztekammer am Montagabend wurde Walla zum neuen Präsidenten gewählt.  Der bisherige Amtsinhaber, Michael Jonas, trat nicht mehr an. „Ich gehe mit Optimismus in diese Funktion, weil ich in den vergangenen Jahren erlebt habe, dass sich etwas bewegen lässt, wenn man eine gute Sachebene mit den Systempartnern pflegt“, sagte Walla im VN-Gespräch. Auch das neue Team, „ein ausgewogener Mix aus Erfahrung und Jungen“, bezeichnete er als motivierend für die Aufgabe, die jedoch von massiven Herausforderungen geprägt ist.

Bessere Vereinbarkeit schaffen

Vor allem gilt es, genügend Mediziner ins System zu bekommen, um die Gesundheitsversorgung abzusichern. Das gilt laut Burkhard Walla für die Spitäler ebenso wie für den niedergelassenen Bereich. „Wir benötigen Rahmenbedingungen, die Ärzten eine gute Grundlage bieten“, verweist er auf den nach wie vor bestehenden Wettbewerb mit Deutschland und der Schweiz. In den Krankenhäusern sei diesbezüglich schon viel passiert, nun gehe es darum, das Erreichte abzusichern. Für den niedergelassenen Bereich steht der Ausbau der Teilzeitangebote ganz oben, ebenso die Schaffung von Karenzmöglichkeiten sowie Modelle, die eine Vertretung sichern, wenn Kollegen ausfallen. „Jungen Ärztinnen und Ärzten sollen Familie und Beruf besser vereinbaren und damit ihre Ausbildung entsprechend in Arbeit verwerten können“, wird der neue Ärztekammerpräsident deutlich. Dies zu bewerkstelligen bezeichnete Burkhard Walla als wesentlich für die Zukunft.

Anerkennung gewünscht

Ebenso wünscht er sich mehr Anerkennung und Wertschätzung der medizinischen Tätigkeit durch Politik und Krankenhausverwaltungen, insbesondere aber auch durch die Bevölkerung. „Es muss den Menschen klar sein, dass wir in einem System mit begrenzten Ressourcen arbeiten, das nicht wie im Supermarkt alles für jeden zu jeder Zeit zur Verfügung hat“, betonte Walla in diesem Zusammenhang die Selbstverantwortung, die allen zukomme. Die Frage einer privaten Medizinuniversität im Land sieht er mit gemischten Gefühlen. „Wir brauchen mehr Mediziner“, räumt er ein. Ob das über eine eigene Uni im Land geht, müsse jedoch sehr gut überlegt sein, „damit wir uns damit nicht übernehmen“. Einen relevanten Hebel, Jungärzte im Land zu halten, sieht er darin, sie gleich zu integrieren und nicht monatelang auf Ausbildungsplätze zu vertrösten. Burkhard Walla ist zuversichtlich, im Verbund mit den Systempartnern Land und ÖGK gute Lösungen zu finden, auch wenn die Ärztekammer nicht mehr an der Planung der Versorgung direkt mitwirken kann. Die Ärztekammer-Vollversammlung setzt sich aus 21 Standesvertretern zusammen. Acht davon sind niedergelassene Ärzte, 13 stehen in einem Anstellungsverhältnis.