Klimaschutzpreis 2022: Alle Lebewesen wertschätzen

Ulrike Gassner ist dreifache Mama, Diplomkrankenpflegerin und Biolandwirtin.
SANKT GEROLD Die absolute Wertschätzung gegenüber jedem Lebewesen – Mensch, Tier und Natur – ist nicht nur Ulrike Gassners Lebenseinstellung, sondern die Haltung der ganzen Familie. Bereits 1992 wurde der Hof Bio-zertifiziert. „Michael und ich haben dann 2010 übernommen und sind überzeugt von der natürlichsten landwirtschaftlichen Wirtschaftsweise.“

From nose to tail
Die Tiere sollen es gut haben und ihren instinktiven Bedürfnissen nachgehen können. Jedes geschlachtete Tier wird „from nose to tail“ verwertet. Auch Transparenz und Wissenstransfer gehören zu den Grundpfeilern der Gassner-Philosophie. Ehrlicher Naturgenuss bedeutet enkeltauglich auch den Nachkommen eine gesunde Landwirtschaft zu ermöglichen. „Auf unserem Hof gibt es eine Mutterkuhherde der Rasse Angus mit deren Nachkommen – 20 Stück an der Zahl – und unserem Charolais Deckstier Arno“, erzählt Ulrike. 40 Wanderhennen tummeln sich auf den hofeigenen Wiesen. „Saisonal erweitern wir unsere Hühnerschar um ca. 250 französische Wildmasthühner, welche in den Sommermonaten von Ende April bis Anfang Juli am Hof leben.“
Der Biohof Gassner ist ein Vertreter der Kategorie Landwirtschaftliche Vielfalt des VN-Klimaschutzpreises.
Artgerechte Tierhaltung wird groß geschrieben. „Unsere Tiere erhalten Auslauf auf den Weiden, haben genügend Platz zur Bewegung im Stall mit Auslauf, genügend Liegeflächen, jederzeit Zugang zu Futter und Wasser, Tageslicht, Viehbürste und vieles mehr“, führt Ulrike aus. „Die Mutterkühe werden nicht gemolken, die Milch wird dem Kalb überlassen. Wir leben also nicht vom Milchertrag, sondern vom Verkauf der Kälber als Jungrindfleisch. Wir haben uns für die Rasse Angus entschieden, da diese Kühe gute Muttereigenschaften mitbringen. Sie sind genetisch hornlos, mittelrahmig und somit für unser Gelände geeignet. Das Fleisch der Angusrinder gilt als hochwertig aufgrund der Feinfasrigkeit. Unsere Rinder fressen ausschließlich Gras und Heu fürs Grass-fed Beef. Den Sommer verbringen sie auf der Alpe. Unser Stier Arno sorgt für den Nachwuchs, die Rasse Charolais ist ein anpassungsfähiges und kräftiges Fleischrind.“

Kleinbauern leben lassen
Gerade in unsicheren Zeiten sollte man sich auf Unabhängigkeit und regionale Naturkreisläufe konzentrieren, ist Ulrike überzeugt. „Die vorhandenen Ressourcen am Standort und das Ökosystem in seiner Vielfalt nutzen! Wir legen unser Augenmerk auf Humusaufbau, Bodenfruchtbarkeit und samenfestes Saatgut. Als Gesellschaft müssen wir umdenken, denn unser Konsumverhalten spielt eine bedeutende Rolle: lokal und saisonal einkaufen, Lebensmittel als wertvoll ansehen, mehr auf Qualität setzen, möglichst alles verwerten, nur so viel einkaufen, wie auch gegessen wird.“
Kleinstrukturierte Landwirtschaft kann mit Weltmarktpreisen nicht konkurrieren. „Wir führen unseren landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb wie viele andere in unserer Umgebung. Bei der Doppelbelastung wäre Handlungsbedarf vonseiten der Entscheidungsträger gegeben, die richtigen Weichen zu stellen, damit diese kleinbäuerlichen Betriebe nicht aussterben“, betont Ulrike Gassner. „Das heißt 100 Prozent Transparenz. Produktions- und Herkunftskennzeichnung sollte auch in der Gastronomie und im Lebensmitteleinzelhandel verpflichtend sein.“ Der Verkauf der hofeigenen Produkte erfolgt über Direktvermarktung. „Unser Newsletter informiert, wann wieder geschlachtet wird, oder welche Produkte aktuell verfügbar sind“, sagt Ulrike, die auch auf Facebook und Instagram aktiv ist. VD

Zur Person
Ulrike Gassner
Geboren am 17. 2. 1985 in Bregenz
Wohnort St. Gerold
Ausbildung VS Langen b. Bregenz, HS Doren, Matura: HLW Marienberg, Diplom: Gesundheits- u. Krankenpflegeschule Feldkirch
Beruf(ung) Dipl. Gesundheits- u. Krankenpflegerin, derzeit Hausfrau, Mutter und Bäuerin
Familie verheiratet, 3 Kinder
Hobbys Wandern, Skifahren, Fotografieren, Kreativsein, Garten
Lebensmotto „Sei mutig und folge deinem Herzen!“
Infos biohof-gassner.at