Quartett von Weltformat mit Vorarlberger Wurzeln

Kultur / 06.05.2022 • 08:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Das Hagen Quartett im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems. <span class="copyright">Schubertiade</span>
Das Hagen Quartett im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems. Schubertiade

Der Schlusspunkt der aktuellen Schubertiade-Reihe mit dem Hagen Quartett wurde zum Höhepunkt.

Hohenems Der Schlusspunkt der Frühlingsschubertiade in Hohenems wurde zu einem umjubelten Höhepunkt. Kein Wunder, spielte doch eines der führenden Streichquartette der Welt, das Hagen Quartett, das zudem noch Vorarlberger Wurzeln hat, denn der Bratschist Oskar Hagen, der Vater des Hagen-Quartetts, wanderte aus Lustenau zum Musikstudium nach Salzburg aus. Lukas Hagen als Primarius, Veronika an der Viola und Clemens am Cello bilden seit über 40 Jahren ein Quartett, seit 1987 von Rainer Schmidt an der zweiten Violine komplettiert. Auf dem Programm standen drei der berühmtesten Werke der klassischen Quartettliteratur: Mozarts KV 387 und KV 458, das „Frühlings-“ und das „Jagdquartett“, und Haydns „Lerchenquartett“.

Lukas Hagen als Primarius, Veronika an der Viola und Clemens am Cello bilden seit über 40 Jahren ein Quartett, seit 1987 von Rainer Schmidt an der zweiten Violine komplettiert. <span class="copyright">Schubertiade</span>
Lukas Hagen als Primarius, Veronika an der Viola und Clemens am Cello bilden seit über 40 Jahren ein Quartett, seit 1987 von Rainer Schmidt an der zweiten Violine komplettiert. Schubertiade

Für seine Gesamteinspielung der Mozart-Streichquartette hat das Hagen-Quartett längst Lorbeerkränze geerntet. Auch an diesem Abend kommunizierten die vier Künstlerpersönlichkeiten höchst subtil miteinander, spielten feinfühlig und differenziert und in großer Freiheit. Das zupackende Eingangsthema von KV 387 wurde elegant phrasiert, das Tempo gleich einmal recht frei variiert, im Menuett klangen die Akzente auf den leichten Taktteilen fast schon manieriert. Im Andante cantabile schwang sich die erste Geige sehnsüchtig empor, bevor sich ein lebhafter Dialog zwischen den vier Instrumenten entspann. Rasant und spritzig dann das kunstvoll fugierte Finale bis zum übermütigen Kehraus mit einer Tanzmelodie und dem verhaltenen Schlussakkord. Insgesamt eine wissende und vergeistigte Interpretation.

Bodenständiger erklang Haydns sog. „Lerchenquartett“, ein viel gespielter Klassiker. Das Faszinierende an einem Ensemble wie dem Hagen-Quartett ist seine Fähigkeit, das Vertraute immer wieder frisch und lebendig erklingen zu lassen. Und beim Zuhören hat man immer wieder andere Assoziationen: So erregt das aufsteigende, jubelnde Thema der ersten Geige zu Beginn, das dem Quartett in England zu dem Namen „The Lark“ verholfen hat, heute eher wehmütige Gedanken, denn auch die Lerche zählt zu den bedrohten Vogelarten.

In Mozarts „Jagdquartett“ wurde das Adagio zum Höhepunkt. Nach einem Hustenanfall im Publikum zu Beginn breitete sich die sprichwörtliche Stecknadelstille aus, als die erste Geige eine Art wehmütigen Abschiedsgesang über dem Tongeflecht des Cellos und der Mittelstimmen intonierte. Der kontrapunktisch und harmonisch ausgefeilt komponierte Schlusssatz mit seinem tänzerischen Thema gelang ebenfalls bewundernswert, sodass man am Ende nur voller Staunen und Dankbarkeit für so viel Reife und Schönheit applaudieren konnte. Als Zugabe erklang der weltentrückte zweite Satz aus KV 465, dem „Dissonanzenquartett“ von Mozart. Das Hagen-Quartett hat dieses Programm bereits am 1. Mai bei den Schwetzinger Festspielen gespielt, die heuer unter dem Motto „Arkadien“ stehen. Und wie in Arkadien durfte man sich auch an diesem Abend in Hohenems fühlen, in einer Welt ohne Krieg und Kampf und Krankheit, in der sich die Seelen erholen konnten. Ulrike Längle

Der nächste Teil der Schubertiade beginnt am 18. Juni in Schwarzenberg.