Stadtbibliothek Dornbirn lud zur Reise ins Belgrad der Neunzigerjahre

Barbi Marković las aus ihrem neuen Roman.
Dornbirn Barbi Marković ist in Belgrad geboren – in ihrem Buch „Die verschissene Zeit“ nimmt die mehrfach ausgezeichnete Autorin die Leser mit in das Serbien ihrer Kindheit. Drei Jugendliche werden mittels Zeitmaschine in das Kriegsjahr 1999 katapultiert und erleben Armut, Gewalt, Inflation, Drogen, Gangs, aber auch Freundschaft, schrägen Sex und eine turbulente Zeitreise durch ein Jahrzehnt Zeitgeschichte.
Geschenke an die Leser
Am Donnerstag las Barbi Marković in der Stadtbibliothek Dornbirn aus ihrem neuen Roman und stand Bibliotheksmitarbeiter Claudio Bechter Rede und Antwort. Die Autorin verriet, dass die phantastischen Elemente in ihrem Buch „Geschenke an die Leser sind, damit nicht alles so düster ist“ und die Zeitmaschine nur Mittel zum Zweck ist. „Ich habe einen Weg gesucht, die jungen Protagonisten mehrere Stationen im Serbien dieser Zeit besuchen zu lassen“, erzählte Barbi Marković. Außerdem erklärte sie, wie sie zuerst ein Rollenspiel veranstaltete und daraus der Roman entstanden ist. Das Heft dazu ist übrigens jedem Buch beigelegt: die Anleitung für ein Rollenspiel mit dem Ziel, dass diese Jahre nicht zurückkehren, auch in den Köpfen nicht. Auch auf die besondere Erzählperspektive ging Barbi Marković ein: „Ich habe die Du-Form gewählt, so kann ich einerseits in die Figuren hineingehen, sie aber auch von außen beobachten.“
Tiraden-Poesie
Claudio Bechter wollte von der Autorin wissen, was es mit den vielen Schimpfwörtern in ihrem Roman auf sich hat. „Es gab damals viel Gewalt, das hat sich auch in der Sprache geäußert. Ich habe es ein bisschen übertrieben, aber eigentlich war das die Sprache meiner Kindheit. Während dem Schreiben bekam ich Spaß daran und es wurde immer mehr zur Tiraden-Poesie“, so Barbi Marković. Insgesamt geht es in ihrem Werk stark um Erinnerung, um das „noch einmal Hinschauen auf damals“, aber auch um Nationalismus. „Mein Buch soll eine Aufforderung sein, mit gängigen Narrativen aufzuräumen. Leider sind wir in letzter Zeit als Menschheit ein paar Schritte zurückgegangen, das war nicht absehbar, als ich mein Buch geschrieben habe“, sagte Barbi Marković. lcf