Neptun unter Wasser am neuen Leutbühel

Beim jüngsten Starkregen hieß es Land unter im Kultlokal. Offen ist, ob die Schuld daran nicht nur am Wetter lag.
Bregenz Auf dem Estrich zeichnet sich noch der herausgestemmte Parkettboden ab, die Bar ist dicht mit Folie eingepackt. Statt bei sommerlichen Temperaturen kühle Getränke zu servieren, steht Sandro Wölfl inmitten einer Baustelle, Regenwasser ruinierte seinen Fußboden. Die Sandsäcke vor dem Lokal weisen auf die Quelle des Wasserschadens hin.


Denn beim jüngsten Starkregen war die Regenrinne überlastet, das Regenwasser rann von der Straße in das Neptun statt in die Kanalisation. “Seit drei Jahren nichts als Theater”, ärgert sich der 26-jährige Wirt. Zuerst das Rauchverbot, dann vier Lockdowns, neun Monate Umbau des Leutbühels und nun vier bis sechs Wochen Baustelle aufgrund des Wasserschadens. “Und das in der Hauptsaison”, betont Wölfl, der das Kultlokal 2019 übernahm.
Der Wasserschaden wird voraussichtlich durch die Versicherung abgefangen, anders sieht es jedoch für den Verdienstentgang aus. Immerhin reagierte der Bauhof der Stadt zügig, zwei Mitarbeiter machten sich gemeinsam mit dem Oberbauleiter am Montag ein Bild von der Sachlage. Vonseiten der Stadt Bregenz hütet man sich vor Schuldzuweisungen. “Die Neugestaltung des Leutbühels wurde von einem Ingenieurbüro geplant und entsprechend umgesetzt. Auch die Gefälleänderung wurde selbstverständlich berücksichtigt”, betont die Stadt. Es sei aber auch so, dass Dachwasser von der überlasteten Dachrinne durch die nicht abgedichtete Tür in das Gebäude eindrang.
Die Stadt habe sich daher mit dem Hauseigentümer auf Nachrüstungen am Gebäude verständigt. Alles Weitere sei Sache des Wirtes und des Vermieters. Der Hauseigentümer bestätigt dies, das Haus wird nun adaptiert. Die Hauptursache der Überflutung lasse sich im Nachhinein nur schwer sagen, die Regenrinne habe aber nun einmal eine Rolle gespielt. Ähnliche Probleme habe es aber bislang nicht gegeben, räumt der Eigentümer ein. Wölfl würde sich inzwischen nicht mehr wundern, wenn die entsprechenden Arbeiten genau dann beginnen, wenn er mit der Sanierung des Lokals fertig ist. Von einem Verdienstausfall zum anderen.


“Wir hätten gerade eine neue, ganz tolle Servierkraft eingestellt. Ich habe das beste Team, das man sich vorstellen kann, kann es aber nicht voll beschäftigen”, kämpft Wölfl mit der Wut. Sein Team habe in den vergangenen drei Jahren viel Zusammenhalt gezeigt und sich gegenseitig durch so manches Tief geholfen. “Meine Dankbarkeit ist nicht in Worte zu fassen”, betont der Wirt.
Als kleiner Trost ist immerhin die Kellerbar im hinteren Teil des Neptun vom Wasser verschont geblieben. Diese öffnet jeden Freitag und Samstag, um zumindest etwas Geld in die Kassa zu bringen. Wölfl beweist außerdem Galgenhumor: “Wer mit Taucherbrille kommt, darf mit einem Shot rechnen.”
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