30 Jahre Offene Jugendarbeit Dornbirn offenbaren viele Geschichten

30-Jahr-Feier am kommenden Freitag, 24. Juni.
Dornbirn Was hat man nicht alles verboten in diesem Land. Das Twist-Tanzen, das Tragen von Bikinis oder diverse Filme, die von Amtswegen sicherheitshalber von der Kinoleinwand verbannt wurden. Theaterstücke wurden zensuriert, und als die Landespolitik auch noch die zweite Auflage von „Flint“, dem ersten Open-Air Festival in Vorarlberg, im Jahr 1971 aus fadenscheinigen Gründen verbot, ließen sich initiative Jugendgruppen nicht mehr davon abhalten, sich unter lautem Protest von der Erwachsenenwelt zu emanzipieren.
„Es ist fünf vor Zürich“ stand auf einem Transparent von Demonstranten. Benny Gleeson, Mitbegründer von Flint, erinnert sich noch gut. Damit wurde auf die Jugendrevolte in Zürich verwiesen.

Die Zeit blieb im Ländle nicht stehen, und die Jungen verlangten vehement nach Freiraum und nach Räumen, in denen sie sich ungestört treffen konnten. Der Meilenstein war 1981 mit der großen Demo für ein offenes Jugendhaus in Dornbirn erreicht. 1983 wurde der Jugendtreff „D‘Hock“ (später „Cactus“) gegründet.

Die breite Akzeptanz der Offenen Jugendarbeit innerhalb der Politik entwickelte sich nur zögerlich. Erst im August 1992 startet am Standort Cactus in der ehemaligen Stadthalle das Experiment „Offene Jugendarbeit Dornbirn“ (OJAD) mit dem einzigen Mitarbeiter Martin Hagen. Der Verein OJAD wurde gegründet und von einem ehrenamtlichen Vorstand rund um Christa Luger und Willi Mäser getragen.
Philipp Rümmele war die Stimme der Jugend. Er ist noch heute Mitarbeiter in der OJAD. Martin Hagen führte mit Weitblick und Geschick das Experiment zum Erfolg. Die OJAD bedeutet Familie und eröffnet Chancen für zahllose Jugendliche und, was das inzwischen mittelständische Unternehmen monetär am Laufen hält, ist das Vertrauen der Stadt Dornbirn, des Landes Vorarlberg und großzügiger Sponsoren in Hagen und sein Team.
Beginn des Zwei-Häuser-Prinzips
Schon 1994 platzte das Cactus aus allen Nähten. In der lokalen Presse hieß es, die Raumnot gefährde die Jugendarbeit. Für die beliebten „Jugendtanzveranstaltungen“, die bei den Jugendlichen unter dem Label „Extremdisco“ liefen, wurde die Viehmarkthalle angemietet. Tierisch laut durch die Musik und stockdunkel sei es da gewesen. Man lieh Musikboxen aus von der Lustenauer Diskothek Sender und spezielle Lichteffekte brachten zum Stallgeruch die unverwechselbare Stimmung für jeweils etwa 500 Tanzbegeisterte.

Das Cactus – Marcel Franke war damals hauptverantwortlich für den Jugendtreff – zählte rund 13.000 Besuchende im Jahr und reichte für größere Jugendprojekte nicht mehr aus. Elmar Luger, Jugendreferat Dornbirn und Bürgermeister Rudi Sohm sei es zu verdanken, dass das „C2“ als Zwischenlösung gefunden wurde. Dass jedoch das kleine Gebäude an der Schlachthausstraße, ein ehemaliger Kindergarten, bald an die bauliche Belastungsgrenze stieß, weiß der seinerzeitige Leiter des C2, Roman Zöhrer. Zöhrer ist heute in der Geschäftsleitung des „Culture Factor Y“, dem autonomen Jugend- und Kulturverein in Lustenau, tätig und erzählt lachend: „Man tanzte wieder einmal ‚The Wanderer‘ im Gleichschritt und der stark vibrierende Boden brachte das Haus bedenklich zum Schwingen. Noch während die anderen abtanzten, krochen zwei Mitarbeiter unter die Hütte und stabilisierten das Ganze mit Holzbalken. Weder Dornen noch Ungeziefer hielten sie davon ab“. Die bevorstehende Jubiläumsfeier ist der Höhepunkt des OJAD-Jahres. erh