Warum die Schließung der Geburtshilfe im LKH Bludenz für ein ungutes Gefühl sorgt

VN / 29.06.2022 • 02:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Warum die Schließung der Geburtshilfe im LKH Bludenz für ein ungutes Gefühl sorgt
VN, KHBGHebamme Mathis spricht über die Situation in Bludenz.

Land will Geburtshilfe mit Kompetenzverbund absichern. Betroffene und Mitarbeiter äußern ihre Sorgen.

bludenz Sabrina erwartet ihr erstes Kind. Errechneter Geburtstermin ist der 31. Juli. Die 33-Jährige hatte sich ganz bewusst für eine Entbindung im LKH Bludenz entschieden. Dieser Tage wollte sie sich anmelden. “In Bludenz ist das erst ab der 36. Schwangerschaftswoche möglich”, erklärt sie. Doch soweit kam es nicht.

Aus den Medien erfuhr Sabrina, dass die Geburtshilfe demnächst für einen Monat schließt. Die Enttäuschung darüber ist bei der jungen Frau spürbar: “Das muss ich zuerst verdauen.” Deshalb hat sie sich auch noch nicht entschieden, wo das Baby zur Welt kommen soll. Bis zu einem gewissen Grad zeigt Sabrina Verständnis für den Schritt, was sie aber kritisiert ist die späte Kommunikation. “Wäre die früher erfolgt, hätte man sich besser darauf einstellen können”, sagt sie. Was auf jeden Fall bleibt ist die Freude auf den Nachwuchs.

Allgemeine Verunsicherung

Auch beim Personal der Geburtshilfe und Mutter-Kind-Station sorgte die Ankündigung, die Geburtshilfeabteilung nach 2020 neuerlich für einen Monat zuzusperren, für ein mulmiges Gefühl und eine allgemeine Verunsicherung, wie Hebamme Christine Mathies (45) im Gespräch mit den VN bekannte. “Was wird mit Bludenz? Wird Wort gehalten und die Station nach einem Monat wieder geöffnet?” Solche Fragen belasten die Stimmung.

“Die Problematik ist bekannt, die endgültige Entscheidung zur Schließung kam aber doch überraschend”, sagt Mathies, die seit 20 Jahren als Hebamme in Bludenz arbeitet. “Wir sind alle sehr traurig, dass es soweit kommen musste”, schickt sie noch nach; verbunden mit einem Dank an die Geburtshilfe in Feldkirch, deren Beschäftigte bei Bedarf immer in die Bresche gesprungen seien.

Jetzt gehe es darum, den betroffenen Frauen die bestmögliche Betreuung zukommen zu lassen. “Sie brauchen Zuspruch”, weiß die erfahrene Hebamme. Sie und ihre 13 Kolleginnen sowie das Personal der Mutter-Kind-Station wird ab 15. Juli im LKH Feldkirch mithelfen. Es gilt, 90 Dienste abzudecken. “Jetzt müssen alle zusammenhelfen”, ist das für Christine Mathies selbstverständlich. Ein paar Jahre hat sie noch, doch ihr Wunsch steht fest: “Ich möchte in Bludenz in Pension gehen.” Der könnte sich erfüllen, denn Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher will die Geburtshilfe besser vernetzen und damit absichern: “Auch die in Bludenz”, ließ sie in einer Aussendung wissen.

Personalpool

Dazu wird ein eigener Kompetenzverbund für Geburtshilfe mit eigenem Personalpool ausgearbeitet. Dieser Prozess werde jetzt gestartet. Die vorübergehende Schließung der Geburtenstation am LKH Bludenz basiere auf einer Interessensabwägung für Mitarbeitende, da Überstunden abgebaut und Urlaube ermöglicht werden müssten. „Leider war dieser Schritt notwendig, er ist aber keine Lösung für die Zukunft”, stellte auch Rüscher klar. Andere Geburtshilfe-Standorte helfen ihren Aussagen zufolge in Bludenz bereits aus, auch mit Fachärzten im niedergelassenen Bereich wurde Kontakt aufgenommen, aber es konnte für August keine sichere Übernahme aller noch offenen Dienste ermöglicht werden. Ziel des Kompetenzverbundes für Geburtshilfe ist unter anderem eine Erleichterung der Rotationen zwischen den Häusern im Zuge der Ausbildung. Spitalsärztesprecher Hermann Blaßnig warnte davor, kleine Abteilungen zu Stiefkindern zu machen. Auch sie müssten eine Wertigkeit spüren.