Wer die Geschichte eines ganzen Hotels niederschrieb

VN / 02.07.2022 • 12:50 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Das Dokumentereinigen nahm sehr viel Zeit in Anspruch. Eineinhalb Jahre lang verbrachte er seine Zeit mit Photoshop. Nun ist das Buch fertig.<span class="copyright">VN/JUN</span>
Das Dokumentereinigen nahm sehr viel Zeit in Anspruch. Eineinhalb Jahre lang verbrachte er seine Zeit mit Photoshop. Nun ist das Buch fertig.VN/JUN

Hotelier Walter Huber machte sich den Lockdown zu Nutze und schrieb ein Buch. Nun veröffentlicht er am 6. Juli die Dokumentation über sein Alpenhotel Zimba.

Brand Als Hotelier hatte man im Lockdown auf einmal viel Zeit. Walter Huber vom Alpenhotel Zimba in Brand nahm sich eineinhalb Jahre Zeit, um ein 303 Seiten dickes Buch zu schreiben, das die Geschichte seines Hotels dokumentiert. Und das sei nur der erste Teil, der die Zeit von 1775 bis 1983 abdeckt.

Im Winterlockdown 2020 hat er damit angefangen, nun wird er sein Werk „Wenn ein Haus erzählen könnte… Vom bäuerlichen Anwesen zum Alpenhotel Zimba in 250 Jahren“ am 6. Juli um 20.15 Uhr im Gemeindesaal in Brand präsentieren.

Die Arbeit ist ihm ausgegangen

Walter Huber ist im siebten Jahr in Rente. 2015 hat seine Tochter Stephanie das Alpenhotel übernommen, doch ganz zurückziehen kann er sich nicht, denn er arbeitet immer noch mit. Im ersten Lockdown ist ihm zum ersten Mal in seinem Leben die Arbeit ausgegangen. Da er sich vor 20 Jahren gesagt hat, dass er eine Dokumentation über sein Anwesen schreiben will, aber nie die Zeit dafür hatte, setzte er diesen Wunsch nun in die Tat um. „Ich war den ganzen Winter über täglich sechs bis acht Stunden am Schreiben und Recherchieren“, erzählt Walter Huber. „Ich habe gelebt wie vor 100 Jahren. Wenn man nicht in einem Tunnel ist und sich damit voll beschäftigt, kann auch nichts dabei rauskommen.“ Er hat die Geschichte seines Anwesens in mühevoller Arbeit rekonstruiert, hat Hausbesuche gemacht, Angehörige und Nachbarn befragt und das Gespräch mit einem Diktiergerät aufgezeichnet.

Eineinhalb Jahre lang Photoshop

Walter Huber hat alte Kindheitsfotos von seinen Eltern gefunden und eingescannt, viele Dokumente wie Urkunden, Verträge und Testamente mit Photoshop gereinigt. „Ich war eineinhalb Jahre lang mit Photoshop beschäftigt“, erzählt Walter Huber, der von seinem Schwiegersohn angelernt wurde. „Das Schreiben war noch das schnellste.“ Zu seinem Glück gab es auf dem Dachboden alte Schachteln und Ordner, die die Geschichte des Hauses belegen. „Ich habe mir Blatt für Blatt angeschaut, Wichtiges markiert und eingescannt“, berichtet Walter Huber, der 1973 als Koch im elterlichen Betrieb angefangen hat.


Für seine Recherche hat er auch eine alte Postkarte von der Alpe Gamp in Ebay gekauft und festgestellt, dass sogar ein Stempel von seinem Vater, der damals das Gasthaus führte, darauf zu sehen war. Seine Mutter, Jahrgang 1927 und Köchin, hat alles aufgeschrieben, woran sie sich aus ihrer Jugendzeit erinnern kann. „Drei DIN-A4-Blätter hat sie vollgeschrieben.“ Über seine Eltern gibt es in diesem Buch eine unabhängige Biografie.

Drei Kapitel

Das Buch hat drei Kapitel: das Haus selbst, Personen, die hinter dem Haus stehen, und die touristische Entwicklung im Dorf. „Bis 1930 hatte Brand keine Straße gehabt und war bis dahin nur mit der Kutsche erreichbar“, erzählt Walter Huber und zeigt dabei ein Bild vom ersten Postbus in Brand. Damals noch gehörte das Anwesen der Familie Nessler, bis seine Eltern das Gasthaus zunächst im Pachtbetrieb übernommen und später gekauft hatten.


Das alte Kurhaus Nessler hat schon vieles erlebt, unter anderem ist es 1931 abgebrannt und 1933 wieder eröffnet worden. „Die Grundmauern stehen noch“, sagt Walter Huber. Auch Liquiditätsprobleme hat das Kurhaus überstanden. Auch wenn das Kurhaus der Familie Nessler „wirtschaftlich im Sand war“, so kamen die Nesslers nie auf den Gedanken, ihr Grund zu verkaufen. „Das war ihr Heiligtum“, erzählt Walter Huber.

Zweiter Teil in Planung

Der zweite Teil der Dokumentation des Alpenhotels Zimba von 1983 bis heute dauert noch drei Jahre. „Alle eineinhalb Jahre ist hier etwas passiert und es wurden wesentliche Investitionen getätigt“, weiß der ehemalige Hotelchef, der eigentlich Pfarrer werden wollte, dass noch viel Arbeit auf ihn zukommen wird. VN-JUN