Ein Ort für Menschen am Rande der Gesellschaft

Das Caritas Café feierte kürzlich sein 30-jähriges Bestehen.
Feldkirch Drei Jahrzehnte sind ein Grund zum Feiern. Aber auch ein Grund, darauf zurückzublicken, was geschafft wurde und Ziele für die Zukunft zu definieren. All das machte das Caritas-Café pünktlich zum 30-jährigen Bestandsjubiläum. Ausgangspunkt der Anlaufstelle war die Ende der 1980er-Jahre offene Drogenszene in der Feldkircher Innenstadt, begleitet von zunehmender Verelendung, Obdachslosigkeit und einer steigenden Zahl von Drogentoten. Ebenso war HIV/Aids zu dieser Zeit ein hochaktuelles Thema. Die Grenzlage zu Liechtenstein und der Schweiz machte Feldkirch zusätzlich zu einem Treffpunkt der Szene.
Andere Wege eingeschlagen
Anfangs wurde versucht, das Problem mit Zutrittsverboten für Drogenkonsumenten in entsprechende Lokale zu lösen und sie aus der Innenstadt zu verbannen. Das führte jedoch nur zu einer Verlagerung des Problems und stellte auch keine geeignte Lösung dar. Als Wirksam hingegen bewies sich eine suchtbegleitende, niederschwellige und akzeptierende Drogenarbeit. Das Land Vorarlberg holte die Caritas als Partnerin für die Umsetzung dieses erweiterten Drogenkonzeptes ins Boot und so wurde das damalige HIOB ins Leben gerufen. „Begonnen wurde mit Streetwork – unsere Mitarbeiter knüpften Kontakte zu Klienten und brachten sie ins HIOB. am Jahnplatz“, erzählt der heutige Stellenleiter des Caritas Cafés, Peter Wieser. Das Ziel war es, Drogenkonsumenten einen Ort zu bieten, an dem sie Hilfe zum Überleben und zur Verbesserung ihrer gesundheitlichen Situation erhalten.

Vom H.I.O.B. zum Caritas Café
Im Jahr 1994 übersiedelte man dann in die Wohlwendstraße und nachdem 2011 eine internene Umstrukturierung der Caritas erfolgte, wurde aus der ehemaligen „Teestube“ und dem H.I.O.B. schließlich das Caritas Café in seiner heutigen Form. Seither bildet die Einrichtung eine Kontakt- und Anlaufstelle für Menschen, die an den Rändern der Gesellschaft leben und von Sucht, Obdachlosigkeit und Armut betroffen sind. Um drogenabhängigen Menschen den Zugang zu Arbeit zu ermöglichen, wurde vor fast 25 Jahren ein Waldprojekt und später auch ein Kochprojekt ins Leben gerufen. „So machen suchtmittelabhängige Menschen die Erfahrung von `guter Arbeit´ mit sinnvoller Beschäftigung, einer Struktur im Leben, Anerkennung und sozialen Kontakten“, beschreibt Wieser.

Druck auf die Menschen steigt
Im Zuge des Mega-Bauprojekts Bahnhofcity wurde auch über den Aufenthalt und den Umgang von randständigen Menschen im neuen Bahnhofsareal diskutiert. „Wem gehört der öffentliche Raum? Diese Frage wird sicherlich auch in Zukunft bleiben“, ist Stellenleiter Peter Wieser überzeugt. „Das Einfordern des Rechts auf soziale Teilhabe am Leben, die Nutzung des öffentlichen Raumes auch für randständige Menschen und das Bemühen um ein gutes gesellschaftliches Miteinander wird weiterhin eine wichtige Aufgabe der Caritas sein.“ Peter Wieser betont, dass das Caritas Café ein Ort für Menschen an den Rändern der Gesellschaft sei. „Die Schere zwischen Einkommen und Lebenserhaltungskosten geht laufend weiter auseinander, der materielle und psychische Druck auf die Menschen steigt. Die Grundversorgung unserer Klienten gewinnt durch die Auswirkungen des Klimawandels, der Corona-Pandemie und der Teuerungswelle weiter an Bedeutung.“ Nicht zuletzt möchte das Caritas Café Betroffenen eine Stimme geben. Denn ihre Bedürfnisse müssen ebenfalls aufgezeigt und ihre Nöte wahrgenommen werden.
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.