Erste Einblicke in die See- und Hausproduktion der Bregenzer Festspiele

Kultur / 17.07.2022 • 14:00 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Erste Einblicke in die See- und Hausproduktion der Bregenzer Festspiele
VN/Paulitsch/Stiplovsek

Viele Jugendliche erlebten bereits das feurige Finale von “Madame Butterfly” auf der Seebühne.

Bregenz Ein Gradmesser sind sie schon, diese gut 4000 jungen Menschen, die seit Jahrzehnten eine Hauptprobe der Seebühnenproduktion der Bregenzer Festspiele besuchen dürfen. Besonders deutlich wird das in einem Premierenjahr wie heuer mit der Neuinszenierung von Giacomo Puccinis Oper „Madame Butterfly“.

Nach der Hauptprobe am Jugendtag der Bregenzer Festspiele findet am Montagabend die öffentliche Generalprobe von "Madame Butterfly" statt. <span class="copyright">Stiplovsek</span>
Nach der Hauptprobe am Jugendtag der Bregenzer Festspiele findet am Montagabend die öffentliche Generalprobe von "Madame Butterfly" statt. Stiplovsek

„Ihr seid unser erstes Publikum“, rief Intendantin Elisabeth Sobotka jenen Lehrlingen, Schülern und Studenten von der Bühne aus zu, die sich am Ende des Tages, an dem verschiedene Projekte gezeigt wurden, die man während der Crossculture Week erarbeitet hatte, auf der Tribüne einfanden. Beim Finale  – am Samstag nach 23 Uhr – ließ sich ein hoher Spannungsgrad messen: Obwohl das Konzept des Regisseurs Andreas Homoki und seiner Ausstatter Michael Levine (Bühne) und Antony McDonald (Kostüme) geradezu in Kontrast zum beweglichen Clown steht, mit dem Philipp Stölzl in den letzten Jahren Giuseppe Verdis „Rigoletto“ umsetzte, war der Jubel groß, herrschte an einigen Stellen des Tribünenareals nahezu Rockfestivalstimmung.

Videotechnik lässt einige Elemente des Bühnenbilds hervortreten. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Videotechnik lässt einige Elemente des Bühnenbilds hervortreten. VN/Paulitsch

Puccinis Musik tut ihr Übriges. Die Größe der Partitur, die Größe der Persönlichkeit der Hauptfigur Cio-Cio-San ermögliche es, dieses Kammerspiel, als das das 1904 uraufgeführte Werk bezeichnet werden kann, auf dem See zu zeigen, erläuterten Elisabeth Sobotka und Andreas Homoki die Wahl. Das eigentliche Ergebnis zeigt sich bei der Premiere am 20. Juli, doch einige Eindrücke seien wiedergegeben.

Die filigrane japanische Zeichnung, die hier wie vom Wind hergeweht erscheint, erweist sich als sehr wandlungsfähig. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Die filigrane japanische Zeichnung, die hier wie vom Wind hergeweht erscheint, erweist sich als sehr wandlungsfähig. VN/Paulitsch
Die Rolle der Cio-Cio-San ist für jede Sopranistin eine Herausforderung. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Die Rolle der Cio-Cio-San ist für jede Sopranistin eine Herausforderung. VN/Paulitsch

Das Bühnenbild, eine filigrane japanische Zeichnung, sowie die historischen Kostüme verdeutlichen die traditionelle fernöstliche Kultur sowie deren Erstarrung, aus der die verarmte, jugendliche Geisha ausbrechen möchte. Dass ihr der ungestüme amerikanische Marineleutnant Pinkerton, der einen Ehekontrakt mit „seinem Spielzeug“ schließt, die Gelegenheit dazu bietet, an dieser Idee hält sie fest. Die Handlung bis zum Ende mit dem Selbstmord ist bei guter Personenführung rasch erzählt, zu visualisieren, zu konkretisieren und zu fokussieren sind die kulturellen Konflikte sowie das enorme Gefühlsspektrum in der Musik.

In der filigranen Zeichnung des Bühnenbilds tauchen weitere Figuren und Elemente auf. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
In der filigranen Zeichnung des Bühnenbilds tauchen weitere Figuren und Elemente auf. VN/Paulitsch
Auftritt der Geishas am oberen Ende des "Butterfly"-Bühnenbildes auf dem See. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Auftritt der Geishas am oberen Ende des "Butterfly"-Bühnenbildes auf dem See. VN/Paulitsch

Und das nahezu ohne bewegliche Elemente, nur mit dieser Zeichnung, die sich per Videotechnik farblich verändert, in der einzelne Szenen hervortreten, in der einmal der Kopf des mächtigen Bonze auftaucht, die ungemein zart und dann wieder bedrohlich erscheint und sich am Ende in Feuer auflöst. Ganz rasch, wie vom Wind beschleunigt, der in dieser Nacht übrigens mit ziemlicher Stärke auffuhr.  Seebühnenproduktionen haben in der Natur zu bestehen, in der ersten halben Stunde erweist sich die Abendstimmung am Seeufer als Herausforderung für eine Inszenierung, in der auf viel Licht, Farbe und magische Effekte gesetzt wird.

Licht und Farbe korrespondieren mit der Musik. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Licht und Farbe korrespondieren mit der Musik. VN/Paulitsch
Das Ende der "Madame Butterfly"-Inszenierung auf dem See ist dramaturgisch konsequent und effektvoll. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Das Ende der "Madame Butterfly"-Inszenierung auf dem See ist dramaturgisch konsequent und effektvoll. VN/Paulitsch

“Sibirien”

Auch von der großen Produktion im Festspielhaus, deren Premiere am 21. Juli stattfindet, gibt es die ersten Bilder. Regisseur Vasily Barkhatov wählte für die 1903 uraufgeführte Oper „Sibirien“ von Umberto Giordano eine Art Rückblick.

„Sibirien“ wird in einer Art Rückblick erzählt, was die Thematik der Oper gut verdeutlicht. <span class="copyright">VN/Stiplovsek</span>
„Sibirien“ wird in einer Art Rückblick erzählt, was die Thematik der Oper gut verdeutlicht. VN/Stiplovsek

In den 1990er-Jahren reist eine Frau nach Sibirien, um die Geschichte von Stephana zu enträtseln. Diese junge Frau entsagte einst ihrem an sich bequemen Leben in der noblen St. Petersburger Gesellschaft und folgte ihrem Geliebten in ein Straflager.

Erzählt wird in "Sibirien" die Geschichte der jungen Stephana, die in St. Petersburg ein angenehmes Leben führt, jedoch ihrem Geliebten in ein sibirisches Straflager folgt. <span class="copyright">VN/Stiplovsek</span>
Erzählt wird in "Sibirien" die Geschichte der jungen Stephana, die in St. Petersburg ein angenehmes Leben führt, jedoch ihrem Geliebten in ein sibirisches Straflager folgt. VN/Stiplovsek
<span class="copyright">VN/Stiplovsek</span>
VN/Stiplovsek

Sie behauptete sich in dieser schwierigen Situation, wurde aber Opfer eines Verrats. Barkhatov thematisiert durch seine Erzählweise politische, historische sowie psychologische Aspekte.      

Vasily Barkhatov inszeniert das selten gespielte Werk „Sibirien“. Nach der Premiere in Bregenz kommt die Produktion ans Theater in Bonn. <span class="copyright">VN/Stiplovsek</span>
Vasily Barkhatov inszeniert das selten gespielte Werk „Sibirien“. Nach der Premiere in Bregenz kommt die Produktion ans Theater in Bonn. VN/Stiplovsek

Premiere von „Madame Butterfly“ am 20. Juli auf der Seebühne. (Insgesamt 26 Aufführungen.) Premiere von „Sibirien“ am 21. Juli im Festspielhaus. Weitere Aufführungen am 24. Juli und 1. August.

<span class="copyright">VN/Stiplovsek</span>
VN/Stiplovsek
<span class="copyright">VN/Stiplovsek</span>
VN/Stiplovsek

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.