Warum die Vandanser Bausperre ein ganz heißes Eisen ist

Vandans beschließt Quartiersentwicklungsprozess für 110.000 Euro und berät über Bauanfragen, die in die Bausperre fallen.
Vandans In der letzten Gemeindevertretungssitzung von Vandans mussten sich die Gemeindevertreter mit einzelnen Bauanfragen befassen, die in die beschlossene Bausperre hineinfallen würden, und darüber entscheiden, ob diese vertretbar sind oder nicht.
Denn Vandans hat nicht nur eine Bausperre für Investorenmodelle erlassen, sondern auch eine Bausperre für das komplette Ortszentrum, um dieses in Ruhe entwickeln und die Entwicklung des Ortskerns noch beeinflussen zu können. Drei Architekten, Gerhard Gruber, Matthias Hein und Matthias Bär, sind mit der Gestaltung des Ortskerns beauftragt worden, die besten Ideen werden umgesetzt. Auch Workshops mit der Bevölkerung sind geplant. Grundeigentümer sollen in den Prozess mit einbezogen werden. Ziel ist es, eine Quartiersentwicklungskonzept auszuarbeiten, das als Grundlage für weitere Bauprojekte dient.
110.000 Euro genehmigt
Dieser Quartiersentwicklungsprozess (QEP) kostet der Gemeinde viel Geld und soll nächstes Frühjahr abgeschlossen sein, sodass man nächsten Sommer einen Bebauungsplan erlassen kann. 26.500 Euro verlangt das Büro stadtland, das 3D-Modell kostet noch einmal 29.400 Euro und die Architekten kosten 50.000 Euro. Insgesamt kommen auf die Gemeinde 110.000 Euro zu, wobei das Land diese zu 46 Prozent fördert, weshalb am Ende 60.000 Euro für die Gemeinde übrigbleiben. Eingeplant waren diese Kosten im Voranschlag noch nicht, doch „wir müssen das Geld investieren, es nützt nichts“, befürwortete Markus Pfefferkorn von der Opposition den QEP. Bürgermeister Florian Küng sieht darin eine Chance, mehr Aufenthaltsqualität für Vandans zu erreichen. Bevor also die einzelnen Bauansuchen in der Gemeindesitzung diskutiert wurden, beschlossen die Gemeindevertreter zuerst einstimmig, die 110.000 Euro für den QEP zu investieren.
Für die Bauanfragen setzte Bürgermeister Florian Küng auf die Expertise des Leiters der Bauverwaltung in Schruns, Andreas Pfeifer. Er beriet die Gemeindevertreter bei den einzelnen Ansuchen, ob er diese genehmigen würde oder nicht. Gebäude, die die zukünftige Bebauung nicht beeinträchtigen, seien erlaubt, Gebäude, die den Zweck der Bausperre widersprechen, nicht.
Beim Hotel „Die Montafonerin“ soll im bestehenden Keller die Ölheizung entfernt und diese durch eine Pelletheizung ersetzt werden. Dafür muss der Keller erweitert werden. Da diese Baumaßnahme großteils unterirdisch am bestehenden Objekt umgesetzt wird und nur die Zulieferung von außen ersichtlich ist, steht dieses Vorhaben der Bausperre nicht entgegen. Es lässt noch eine zukünftige Entwicklung zu, weshalb die Gemeindevertreter auf Ratschlag von Andreas Pfeifer diesem Bauvorhaben zustimmten.
Verzwickte Situation
Andreas Pfeifer erklärte die verzwickte Situation: „Es ist ein ganz heißes Eisen. Wenn man etwas genehmigt, bestehen andere Bauwerber, die etwas ähnliches bauen wollen, ebenfalls auf die Bewilligung.“ Bei einem freien Areal ist es schon eindeutiger. Dort wäre eine Bebauung durch die Bausperre gehemmt.
Auch Franz Wilhelmer vom Sportoutlet Wilhelmer will sich vergrößern. Geplant ist eine Lagerfläche für Fahrräder und Co. am bestehenden Gebäude. Von diesem Bauvorhaben ist sowieso nur ein Drittel der Fläche von der Bausperre betroffen. Zwei Drittel liegen außerhalb des Geltungsbereichs. Da die Bebauung der Fläche den QEP nicht beeinflusst und der Zubau die Wiese hinter dem Gebäude nicht tangiert, könne man laut Andreas Pfeifer dieses Bauvorhaben genehmigen. Das sahen auch die Gemeindevertreter so und stimmten dem zu.
Antrag abgelehnt
Anders schaut es dagegen beim Bürger Otto Bauer Mayer aus, der an der Dorfstraße wohnt und dessen Grundstück somit im Geltungsbereich der Bausperre liegt. Otto Bauer Mayer will gerne seine Garage neu bauen, darunter sollen Keller- und Lagerräume entstehen. Da die Garage aber auf einem bis jetzt unbebauten Grundstück errichtet werden soll, dessen Entwicklung man sich damit verbauen würde, legt Andreas Pfeifer bei diesem Vorhaben sein Veto ein. „Wenn man die Garage zulässt, dann tut man sich schwer, einem anderen Nein zu sagen. Das erzeugt Folgewirkungen.“ Als Gemeinde müsse man sauber begründen können, warum man eine Kellererweiterung bei einem Hotel duldet, aber eine Garage mit Keller nicht. „Das Projekt geht nicht. Die Liegenschaft ist nicht bebaut. Die Argumentation gegenüber anderen ist dann nicht mehr zu rechtfertigen“, so Pfeifer.
Auch Florian Küng ist da vorsichtig: „Das ist ein ganzer Rattenschwanz, den das nach sich zieht.“ Die Argumentation der Gemeinde werde angreifbar, würde man jetzt diese Garage genehmigen. Markus Pfefferkorn sieht zwar auch, dass „der Eingriff ins Privateigentum vehement ist“, aber man habe diese Verordnung gemeinsam beschlossen und „daran haben wir uns auch zu halten, auch wenn es Einzelne betrifft“. Am Ende lehnte die Gemeindevertretung einstimmig den Bauantrag ab.
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