Abwasseranalyse ist unbestechlicher

Land will Coronasituation weiterhin über sechs statt nur drei Kläranlagen beobachten.
Bregenz Die Neuinfektionen von derzeit rund 500 täglich spiegeln längst nicht mehr die tatsächliche Sieben-Tages-Inzidenz wieder. Den aktuellen Fällen zufolge liegt sie bei 793. Unbestechlicher zeigt sich das Abwassermonitoring.
Laut diesen Analysen beträgt die Sieben-Tages-Inzidenz zwischen 2000 und 3000. Deshalb wird das Land die vom Bund geplante Reduzierung auf drei statt bisher sechs Kläranlagen nicht mittragen. Das kündigte Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher am Freitag bei einer Pressekonferenz an. Sechs Kläranlagen würden einen Überblick über rund drei Viertel der Bevölkerung im Land gewährleisten. „Das wollen wir beibehalten“, betonte sie. Außerdem ist kurz vor Beginn des neuen Schuljahres ein Impfschwerpunkt für Kinder geplant.
Krankenstand statt Quarantäne
Die Lage als solche bezeichnete Rüscher als insgesamt stabil, sodass derzeit keine intensiveren Maßnahmen notwendig seien. Gleichzeitig appellierte sie einmal mehr, die Grundimmunisierung, also drei Corona-Impfungen durchführen zu lassen, sowie an die Einhaltung der bekannten Hygieneregeln. Weiters hält Vorarlberg an seiner Forderung fest, dass positiv getestete Personen mit Symptomen in Krankenstand gehen können und bei Personen ohne Symptome eine Verkehrsbeschränkung ausreichend sein muss. Während der Bund noch am Quarantäne-Aus feilt, wird für August eine aktualisierte Empfehlung des Nationalen Impfgremiums erwartet. Martina Rüscher sieht Vorarlberg für die Anforderungen im Bereich des Impfens gerüstet. „Wir sind weder ängstlich noch sorglos. Wir sind gut vorbereitet“, fasste sie zusammen.
Mit dem Auftreten der neuen Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5 hat sich das Infektionsgeschehen massiv beschleunigt. Rund 80 Prozent der Neuinfektionen sind inzwischen auf BA.4 und BA.5 zurückzuführen. Die hohen Fallzahlen schlagen sich jedoch nicht in den Spitälern nieder, die es sich meist um milde Krankheitsverläufe handelt. Aktuell befinden sich 49 Coronapatienten in stationärer Behandlung, vier davon auf der Intensivstation. KHBG-Direktor Gerald Fleisch bestätigte, wonach die Belastung durch Corona im Vergleich zu früheren Wellen noch moderat ist. Dennoch wird, um Mitarbeitende zu entlasten, in manchen Bereichen reduziert. Als Beispiele führte Fleisch die Orthopädie und Traumatologie im LKH Feldkirch sowie die Psychiatrie im LKH Rankweil an. Die Akut- und Notfallversorgung sei aber gesichert, bekräftigte er.
Grundimmunisierung
Robert Spiegel, Covid-Beauftragter der Ärztekammer, machte sich einmal mehr für die Coronaimpfung stark. Sie schütze zwar nicht vor Ansteckung, aber vor schweren Krankheitsverläufen. Wichtig dafür ist zumindest eine Grundimmunisierung. Vermehrte Auffrischungsimpfungen schwächen laut Spiegel das Immunsystem nicht: „Die Booster wirken zudem sehr schnell und zeitigen geringere Nebenwirkungen.“ Kommende Woche wird an vier Tagen geimpft. Die Empfehlung lautet, sich anzumelden, weil diese Personen im Ablauf vorgereiht werden. Pro Woche lassen sich zwischen 400 und 800 Personen impfen. Tendenz laut Martina Rüscher steigend. Seit 1. Juli ist zudem die Post Covid-Koordinationsstelle im LKH Hohenems in Betrieb. Auch Covid-Medikamente kommen weiterhin zum Einsatz. Das im Dezember eingerichtete Behandlungszentrum hat inzwischen über 1100 Therapien durchgeführt. Derzeit liegt die Behandlung bei den niedergelassenen Ärzten. Sollte der Bedarf steigen, könne das Zentrum jederzeit aktiviert werden, sagte Robert Spiegel.
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