Das Publikum ruft nach solchen Angeboten

Kleines, aber außergewöhnliches Festspielkonzert in der „Ganz persönlich“-Reihe der Wiener Symphoniker.
Bregenz Das angekündigte Mussorgski-Programm mit „Bilder einer Ausstellung“ sollten sie so schnell wie möglich nachholen, spätestens jedenfalls in der nächsten Festspielsaison. Wenn die großartige Idee, mit den Wiener Symphonikern und ihren verschiedenen Gruppierungen fortgesetzt wird, unter dem Titel „Ganz persönlich“ eine Kammermusikreihe in das umfangreiche Bregenzer Festspielprogramm einzugliedern, lässt es sich verschmerzen, dass aufgrund krankheitsbedingter Ausfälle auch gleich das Vorhaben des zweiten Abends über den Haufen geworfen wurde.

Nach dem Auftritt des Umia Quartetts vor einer Woche, lässt ein gut besetztes Seestudio am vergangenen Samstagabend beim Ensemble Symphonikerbl°as den Schluss zu, dass das Publikum geradezu nach solchen Angeboten giert. Es mit einem Potpourri aus Werken von Monteverdi bis Zawinul abzuspeisen ist nicht nobel, aber gut, wenn aufgrund mehrerer Umbesetzungen an den Instrumenten die Präsentation der sicher aufwändig arrangierten Sätze der berühmten Mussorgski-Komposition nicht möglich ist, hilft nur noch gute Qualität zu bieten. Sowie eine locker-fundierte Erläuterung zur Dramaturgie des Abends, die Schlagwerker Thomas Schindl übernahm.

Aus seiner Feder stammt auch eines der Highlights des gut einstündigen und schließlich bejubelten Konzerts (nach dem die Musiker sofort zu den Orchesterpulten für „Madame Butterfly“ auf dem See laufen mussten), gelang ihm doch ein betont lässiges Arrangement des Walzers aus dem Divertimento von Bernstein. Abgesehen davon, dass die Bläser der Symphoniker gerne darauf verwiesen, dass sie in Lauterach eine CD eingespielt haben, bleibt auf jeden Fall Zawinuls „Birdland“ mit tollen Solopartien in Erinnerung, bei denen sich auch ein Vorarlberger Einspringer, nämlich Christian Lapitz an der Tuba, profilieren konnte. Mit Monteverdi und Vivaldi wunderbar ziselierte Feierlichkeit ohne jeglichen Gickser in den Saal wehen zu lassen, tut gut.

Gershwin geht immer, außerdem konnte schwungvoll daran erinnert werden, dass „Porgy and Bess“ mit zwei Inszenierungen auf dem See (zuletzt Ende der 1990er-Jahre mit enormem Publikumszuspruch) zur Festspielgeschichte gehört. Zudem verwies man mit dem „Heldenleben-Marsch“ des mitwirkenden Heinrich Bruckner, dass neben dem „Taktgefühl“ von Martin Rainer, inspirierende und komplexe Werke entstehen, wenn dem Impuls zum Arrangieren und Komponieren nachgegeben wird.
Nächstes Konzert der Reihe „Ganz persönlich“: 13. August, 19.30 Uhr, Seestudio im Bregenzer Festspielhaus, Ensemble Viennessence.