Endlich: Kian Soltani bei den Festspielen!

Der Bregenzer Top-Cellist brillierte mit den Symphonikern im 1. Konzert von Schostakowitsch.
Bregenz Man will es nicht recht glauben, dass ein junger Musiker, der bereits mit Weltformat im Dunstkreis von Leuten wie Anne-Sophie Mutter oder Daniel Barenboim und auf internationalen Festivals und Konzertpodien verkehrt, bis zu seinem 30. Geburtstag warten muss, bis er der höheren Weihen eines Festspieldebüts in seiner Heimatstadt teilhaftig wird. Jedenfalls war es allerhöchste Zeit, dass der Top-Cellist Kian Soltani endlich zu seinen Festspielehren kam, und das gleich in der Königsklasse, im 3. Orchesterkonzert der Wiener Symphoniker, mit einem Virtuosen-Konzert aus der Schublade für Hasardeure. Der Jubel, die Begeisterung des vollen Hauses war kaum zu bändigen.

Das Werk, das sich Kian ausgesucht hat, ist nicht ohne. Sein ungewöhnlich heiteres Cellokonzert Nr. 1, komponiert 1959 für Mstislaw Rostropowitsch, ist ein Meisterwerk für einen Meistercellisten. Dies gilt auch für Soltani, der sofort Feuer und Flamme für das 30-minütige Werk ist und es komplett auswendig spielt. Schon der Beginn scheint für ihn körperliche Schwerarbeit zu sein, ein Feuerwerk an rasenden Läufen und schwierigen Griffen, das sich in der als eigener Satz ausgewiesenen Kadenz potenziert fortsetzt.
Pure Intensität
Kian bewältigt das alles ohne äußere Anstrengung, um sich dann im lyrischen Moderato mit wunderbar sonoren, saftigen Klängen auf seinem historischen Stradivari-Cello eine Pause zu gönnen. Im Finale hat im dichten Kontext mit dem Orchester nur noch pure Intensität, Spannung, Konzentration Platz. Eine klar durchgestylte Wiedergabe dieses komplexen Werkes, die zu gleichen Teilen auch auf das Konto der begeistert mitgestaltenden Wiener Symphoniker und der in Bregenz am Pult debütierenden jungen französischen Dirigentin Marie Jacquot geht. Charmant lässt sie der natürlichen Musizierfreude von Solist und Orchester ihren Lauf, sorgt aber ohne Lehrmeisterei für die Einhaltung der notwendigen Parameter wie Präzision, Dynamik und Tempi.
Dies gelingt ebenso imponierend mit Tschaikowskys einleitender „Romeo und Julia“-Konzertouvertüre, die mit ihren kämpferischen Effekten und den groß ausgesponnenen Liebesmelodien so richtig Anlass bietet zum Mitfiebern und Mitschwelgen.

Noch mehr davon bietet nach der Pause Rimski-Korsakows große „Scheherezade“-Suite von der orientalischen Prinzessin, die in „1001 Nacht“ dem Sultan täglich neue Geschichten um ihr Leben erzählt. Gerade mit diesem hoch anspruchsvollen, farbenprächtig instrumentierten Bilderbogen stellen die Symphoniker zum wiederholten Mal heuer ihre Topform als europäisches Spitzenorchester in allen Belangen unter Beweis.
Das Sahnehäubchen auf der Torte sind die vielen brillant gestalteten solistischen Beigaben aus dem Orchester, zuvorderst von dem fabelhaften Konzertmeister Anton Sorokow mit seiner sprechenden Violine. Und hier gelten nun der Jubel und die Begeisterung des Publikums allein unserem großartigen Festspielorchester und seiner Dirigentin.
Fritz Jurmann
Bregenzer Festspiele
Abschlusskonzert Orchesterakademie der Wiener Symphoniker bei den Festspielen: 14. August, 11.00 Uhr, Festspielhaus