Herbst als Klimawärmebremser

VN / 10.10.2022 • 05:00 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Herbstausflug mit Vierbeiner Camillo: Wenn es nach Lisa (24) aus Weiler geht, dann kann das derzeit warme Wetter noch einige Zeit andauern. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Herbstausflug mit Vierbeiner Camillo: Wenn es nach Lisa (24) aus Weiler geht, dann kann das derzeit warme Wetter noch einige Zeit andauern. VN/Paulitsch

Klimawandel in gegenwärtiger Jahreszeit weniger bemerkbar als im Sommer und Winter.

SCHWARZACH Kaum war der diesjährige Hochsommer vorbei, wurde in vielen Vorarlberger Haushalten auch schon wieder geheizt. Kein Wunder: Der vergangene September war nicht nur feucht, sondern auch vergleichsweise kühl. Es hat mehr geregnet als im langjährigen Mittel und die Durchschnittstemperatur lag um 0,4 Grad unter diesem Mittel. Zum Teil wurde es sogar frostig.

Am Donnerstag, 22. September, wurden beispielsweise in Lech minus 2,3 Grad Celsius gemessen, wie einer Dokumentation der „Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik“ (ZAMG) zu entnehmen ist. Den Klimawandel kann das allerdings nicht relativieren.

„Der Herbst hängt bei der Erwärmung etwas hinten nach. Das liegt am September und Oktober.
Alexander Orlik, ZAMG-Klimatologe

Abgesehen davon, dass es immer wieder ungewöhnliche Phasen gibt und nur Entwicklungen über größere Zeiträume hinweg aussagekräftig sind, ist es laut ZAMG-Experte Alexander Orlik so, dass die Erwärmung nach Jahreszeiten unterschiedlich ausfällt: „Der Herbst hängt ein bisschen hinten nach. Wobei das hauptsächlich am September und am Oktober liegt. Im November gibt es dann schon wieder größere Temperaturanstiege.“

Herbst als Klimawärmebremser

Für die VN hat Orlik eine Datenauswertung vorgenommen, die das Ganze verdeutlicht: In Bregenz etwa belief sich die Herbst-Temperatur im mehrjährigen, geglätteten Mittel 1945 auf 9,3 Grad. Bis in die 1980er Jahre änderte sie sich kaum. Zuletzt belief sie sich auf 10,4 Grad. In Summe ist sie damit um etwas mehr als ein Grad gestiegen. Ähnlich moderat war die Entwicklung im Frühling. Hier ist sie zwischendurch, bis in die 1980er Jahre hinein, sogar deutlicher zurückgegangen. Seither geht die Kurve jedoch ebenfalls oben.

Wie im Sommer: Ende der 1970er Jahre belief sich die Temperatur auf 17,4 Grad. Heute ist sie mit 19,7 Grad deutlich höher. Extremer noch die Veränderung im Winter, wo sie von minus 0,1 Grad 1945 leicht wellenförmig, aber stark auf gegenwärtig 2,5 Grad geklettert ist. Es ist in dieser Jahreszeit also um gut zweieinhalb Grad wärmer geworden.

Beim Winter muss man laut Orlik größere Schwankungen berücksichtigen: „Das liegt in seiner Natur. Es gibt eine erhebliche Spanne zwischen sehr warmen und sehr kalten Wintern.“ Im Sommer sei das weniger ausgeprägt. Die Gründe sind vielschichtig und auch noch immer Gegenstand von Forschungen: Neben der weltweiten Erwärmung gibt es dem Meteorologen zufolge etwa Sonderfaktoren im Alpenraum. Inversionswetterlagen beispielsweise, bei denen es in den Bergen warm und sonnig, in den Niederungen aber kühl und nebelig ist. Im Sommer seien wiederum mehr Hochdruckwetter und mehr Sonnenschein feststellbar. Damit gehen höhere Temperaturen einher.