Welche Projekte der Biosphärenpark Großes Walsertal angehen möchte

Heimat / 13.10.2022 • 15:05 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Biosphärenpark Großes Walsertal.
Biosphärenpark Großes Walsertal.

Anna Weber ist als Managerin für den Biosphärenpark Großes Walsertal verantwortlich.

SONNTAG Die Natur nutzen, ohne ihr zu schaden – so lautet das Motto des Biosphärenparks Großes Walsertal. Biosphärenparks sind Modellregionen, in denen die Erhaltung der biologischen Vielfalt mit einer nachhaltigen Entwicklung einhergeht. Seit rund vier Jahren ist Anna Weber als Managerin für die zukunftsträchtige Region im Großen Walsertal verantwortlich. Unter ihrer Leitung wurden zahlreiche nachhaltige Entwicklungsprozesse für das Tal gestartet und Kooperationen mit verschiedensten Institutionen geschaffen.

Wie sieht ihr Aufgabengebiet als Managerin des Biosphärenparks aus?
Mein Tätigkeitsbereich lässt sich aus den Kriterien für UNESCO Biosphärenparks gut ableiten. So müssen in den Handlungsfeldern Forschung, Bildung, Naturschutz und Regionalentwicklung Projekte umgesetzt werden. Eine nachhaltige Entwicklung ist aber nur mithilfe der Gemeinschaft, das heißt mit der Bevölkerung, erreichbar. Die strategischen Papiere solcher Regionen werden immer mit der Bevölkerung entwickelt. Als Biosphärenparkmanagerin bin ich einerseits Bindeglied zur UNESCO, zur EU und zu den unterschiedlichen Fördergebern, andererseits aber maßgeblich eine Brücke zur Bevölkerung.

Welcher Aspekt stellt dabei die größte Herausforderung dar?
Eine ständige Herausforderung ist bestimmt, die Verbindung zur Bevölkerung aufrechtzuhalten und diese zu stärken, da nur durch Akzeptanz und Identifikation der Bevölkerung mit dem Biosphärenpark eine nachhaltige Weiterentwicklung möglich ist. Andere große Herausforderungen bringen die aktuellen Krisen mit sich. Der Druck auf die Schutzgebiete wird in vielerlei Hinsicht größer.

Anna Weber: „Eine ständige Herausforderung ist bestimmt, die Verbindung zur Bevölkerung aufrechtzuhalten.“<span class="copyright">Christine Klenovec</span>
Anna Weber: „Eine ständige Herausforderung ist bestimmt, die Verbindung zur Bevölkerung aufrechtzuhalten.“Christine Klenovec

Welche Änderungen ergeben sich durch den neuen Managementplan?
In welche Richtung sich die Biosphärenparkregion Großes Walsertal weiterentwickeln möchte, ist im Leitbild festgehalten. Dieses wurde partizipativ mit der Bevölkerung entwickelt und 2018 auf gleiche Weise aktualisiert. Es spiegelt so die Haltung und die Positionierung der Region wider. Auf der operativen Ebene soll dieses Leitbild durch den Managementplan umgesetzt werden. In diesem sind schließlich konkrete Maßnahmen und Ziele definiert. Wir starten gerade mit der Grundlagenerhebung eines solchen ganzheitlichen Managementplans für die gesamte Region. Es sollen vorerst unterschiedliche Aspekte analysiert und aus den Ergebnissen schließlich die Maßnahmen abgleitet werden. Themen wie Landwirtschaft, vorhandene Flora und Fauna sowie vorhandene Lebensraumtypen, aber auch die Auswirkungen durch veränderte klimatische Bedingungen sollen tiefergehend in der Grundlagenerhebung betrachtet werden. Andere Grundlagen, wie das regionale Entwicklungskonzept oder bereits abgeschlossene Forschungsprojekte, sollen auch in den Managementplan einfließen.

Sie sind für das Entstehen von Kooperationen mit anderen Institutionen verantwortlich. Worin sehen Sie darin die Vorteile?
Kooperationen und Netzwerke sind für unsere Arbeit von enormer Bedeutung. Die Biosphärenparks bilden zusammen ein weltweites Netzwerk, das durch Austausch und Kooperationen lebendig ist. Unter anderem werden gemeinsam Projekte umgesetzt. Man kann von- und miteinander lernen. Es zeigt sich, dass trotz großer Unterschiede der Gebiete die Herausforderungen oft identisch sind. Durch das bestehende Netzwerk der Schutzgebiete in Vorarlberg, an dem auch die inatura Dornbirn beteiligt ist, gibt es innerhalb des Bundeslandes Kooperationsprojekte. Die Schutzgebiete können so in ihrer Wirkung gestärkt, Ressourcen gespart und Synergien genutzt werden. Auf diese Weise unterstützen sich Regionen und Institutionen gegenseitig.

Ein Beispiel für eine solche Zusammenarbeit ist das Projekt Vielfalter.
Das Kooperationsprojekt besteht mit der WalgauWiesenWunderWelt des Walgaus beziehungsweise der KLAR!-Region Walgau, bei der die Themen regionales Saatgut und Begrünungsmethoden im Fokus stehen. Der Walgau und das Große Walsertal bilden Pilotregionen in der Umsetzung und Anwendung von regionalen Begrünungsmethoden. Das Ziel ist, den Einsatz der Methoden auf Gemeindeebene zu erproben und diese für eine breitere Anwendergruppe praktikabel zu machen.

zur Person

ANNA WEBER

Geburtstag 18. Mai 1986

Familie Lebensgemeinschaft mit David Bischof, Sohn Maximilian, Tochter Flora

Wohnort Göfis

Interessen Bergsport (Skitouren, Klettern, Wandern, Mountainbiken), Flora und Fauna, Lesen, Reisen, Kochen, Gartengestaltung, Kultur in jeglicher Form

Vor Kurzem fand eine Kooperation mit der Inatura Dornbirn statt. Sind weitere gemeinsame Projekte geplant?
Ja, das erste inatura Forschercamp wurde in der Biosphärenpark-Kernzone Gadental durchgeführt. Mit der inatura Dornbirn haben wir einen starken Partner als Zentrum für Wissen und Forschung im Vielfalter-Netzwerk. Eine gute und enge Zusammenarbeit wird sicher auch in Zukunft stattfinden. Immerhin verbinden uns neben den bestehenden Kooperationsprojekten auch Schwerpunktthemen wie Forschung und Umweltbildung.

Ein Teil ihres Aufgabengebiets ist die Betreuung von Studierenden bei ihren Diplom- und Masterarbeiten. Welche Themen stehen in diesen wissenschaftlichen Arbeiten im Fokus?
Die Themen sind sehr unterschiedlich. Von den Studiengängen Geografie, Kultur- und Sozialanthropologie, Biologie etc. ist alles dabei. Diese Vielfalt ist eine Bereicherung für die Region, da durch diese Forschungsarbeiten viel Wissen gesammelt wird und basierend darauf genaue Maßnahmen umgesetzt werden können. Ich bin sicher, dass einiges der Forschung, die innerhalb der Biosphärenparkregion betrieben wird, auch für andere Regionen innerhalb Vorarlbergs von Relevanz sein kann.

Biosphärenpark Großes Walsertal.
Biosphärenpark Großes Walsertal.

Vor kurzem haben Sie eine Konferenz in Kärnten besucht, bei der rund 200 Teilnehmer aus Biosphärenparkregionen der ganzen Welt zusammenkamen. Können Sie uns ein kurzes Resümee geben?
Regelmäßige Netzwerktreffen der europäischen und nordamerikanischen Biosphärenparks (EuroMAB) ermöglichen den jeweiligen Nationalkomitees und Wissenschaftlern in zweijährigen Abständen Kooperationen und Partnerschaften zu pflegen. Langfristige internationale Partnerschaften fördern den globalen Austausch zwischen den Experten, die zugleich tief in ihren Regionen verwurzelt sind. Durch die Teilnahme an der Konferenz im vergangenen September konnten neue Partnerschaften geknüpft sowie bestehende Verbindungen gefestigt werden.

Wie sieht das „Quo Vadis“ des Biosphärenparks Großes Walsertal aus?
Im nächsten Jahr gilt es, den ganzheitlichen Managementplan voranzutreiben. Nach den vielen Veränderungen, die in den mehr als 20 Jahren der Nominierung des UNESCO-Biosphärenparks geschehen sind, möchten wir im Rahmen eines LEADER-Projekts ausloten, wo wir uns derzeit befinden, und feststellen, ob wir uns den Veränderungen anpassen müssen oder ob wir uns nach wie vor auf dem richtigen Weg als Region befinden. Wir spüren derzeit deutlich, dass die Themen und Herausforderungen stark wachsen. BI