Im Einsatz für die Sternenkinder

Menschen / 15.10.2022 • 04:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Melanie Öhm hat ihr großes Hobby zum Beruf gemacht.
Melanie Öhm hat ihr großes Hobby zum Beruf gemacht.

Melanie Öhm unterstützt den Verein VergissMichNicht als Fotografin.

Feldkirch Vor einem Jahr wurde in Vorarlberg der gemeinnützige Verein VergissMeinNicht gegründet. Mittlerweile musst der Name aus markenrechtlichen Gründen auf VergissMichNicht, geändert werden, doch die Intention blieb die gleiche: Eltern eine letzte Erinnerung an ihr Sternenkind in Form von Fotos zu hinterlassen.

Gerne holt Melanie Öhm auch Schwangere vor die Kamera.
Gerne holt Melanie Öhm auch Schwangere vor die Kamera.

Acht Berufsfotografen stellen sich ehrenamtlich in den Dienst dieser besonderen Sache. Seit dem Start im Oktober 2021 verzeichnete der Verein 33 Anforderungen. Melanie Öhm (42), die von Beginn an dabei ist, absolvierte bislang elf Einsätze. Sie ist überzeugt: „Für den Trauerprozess sind die Fotos, die wir machen, sehr wichtig.“ Auch am Samstag, 15. Oktober, wird der Sternenkinder gedacht.

Etwas Wertvolles mitgeben

Als Sternenkinder werden Kinder bezeichnet, die während der Schwangerschaft oder unmittelbar bei oder nach der Geburt versterben, unabhängig von Schwangerschaftswoche, Größe und Gewicht. In Vorarlberg betrifft dies pro Jahr etwa 230 Kinder. Fotografiert werden Sternenkinder ab der zwölften Schwangerschaftswoche, angefordert werden können die Fotografen von Hebammen und Fachpersonal.

Melanie Öhm kam durch Zufall zur Sternenkind-Fotografie. Sie hatte auf einem Onlineportal gelesen, dass die Sternenkind-Fotografen in Deutschland neue Mitglieder suchen. Damals wohnte Öhm aber schon in Vorarlberg. „Die meisten Einsätze waren in Deutschland und zu weit weg für mich“, erzählt sie. Gleichzeitig stellte sie sich die Frage, warum es ein solches Angebot nicht auch in Vorarlberg gibt.

Spendenkonto Sternenkinder-Fotografie: Raiffeisenbank im Walgau, IBAN: AT72 3745 8000 0436 1135

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Eines Tages berichtete mir Carola Eugster vom Plan, gemeinsam mit Andreas Uher einen solchen Verein zu gründen“, schildert Melanie Öhm. Als sie angefragt wurde, ob sie dabei sein und mithelfen möchte, musste die begeisterte Fotografin nicht lange überlegen: „Endlich kann ich auch hier Eltern unterstützen und wertvolle Bilder als einzige, bleibende Erinnerung schaffen. Es ist mir ein großes Anliegen, Eltern in dieser für sie so schweren Zeit etwas Wertvolles mitzugeben.“

Melanie Öhm bei einem Urlaub in Rom. Reisen ist eines ihrer Hobbys.
Melanie Öhm bei einem Urlaub in Rom. Reisen ist eines ihrer Hobbys.

Begonnen hat alles nach der Geburt ihres Sohnes. Da fing Melanie Öhm an, Babys zu fotografieren. Im Land sprach sich das schnell herum, und so entstand aus dem Hobby alsbald die Melanie Öhm Photography. Seitdem holt die junge Frau vor allem Neugeborene, Schwangere und Familien vor die Linse. Die Liebe zum Fotografieren wurde ihr quasi in die Wiege gelegt. Schon der Vater schleppte immer eine Kamera mit sich herum. Das färbte auf die Tochter ab. Während ihrer Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten in München kaufte sich Melanie die erste Spiegelreflexkamera. „Für mich ist Fotografieren wirklich eine Passion“, sagt sie und schwärmt hörbar freudig: „Ich darf jede Woche mit Neugeborenen arbeiten, kuscheln und ihre ersten Momente festhalten. Zusammen mit Eltern und Geschwistern entstehen hier Bilder für die Ewigkeit.“

Ein Lernprozess

Die macht Melanie Öhm ebenso als Sternenkind-Fotografin. Einfach aus dem Kopf zu bekommen waren die Eindrücke anfangs allerdings nicht. Sie musste lernen, mit Tränen, Tod und tiefem Schmerz umzugehen. Doch je öfter sie angefordert wurde, umso besser gelang ihr das: „Der Anlass ist ein trauriger, aber in dem Moment mein Job. Ich greife zur Kamera und versuche, das Beste aus der Situation herauszuholen.“ Zudem sortiert und bearbeitet sie die Fotos immer direkt nach jedem Einsatz. „Damit kann ich auch gleich für mich abschließen.“ Für die Eltern ist die Erinnerungsbox mit Fotoabzügen und digitalen Bildern kostenlos. Diese Box können sie öffnen, wenn für sie der richtige Zeitpunkt gekommen ist. „Manche tun dies gleich, andere brauchen länger“, weiß Melanie Öhm aus Erfahrung. Wie auch immer: „Zögert nicht, uns anzufordern“, möchte sie Eltern in einer solchen Lage trotz allem ermuntern, denn: „Es sind die einzigen Erinnerungen an das Baby.“

Die Eltern erhalten liebevoll gestaltete Fotoboxen zugeschickt. Kosten fallen keine an.
Die Eltern erhalten liebevoll gestaltete Fotoboxen zugeschickt. Kosten fallen keine an.

zur Person

Melanie Öhm
Alter: 42
Wohnort: Feldkirch-Altenstadt
Beruf: Fotografin
Familie: verheiratet, ein Sohn (13)
Hobbys: Wandern, Reisen, Paddel-Tennis