Länder wollen mehr Quereinsteiger als Lehrer

In ganz Österreich droht ein Lehrermangel.
Wien, Bregenz 641 Pädagoginnen und Pädagogen sind Jahrgang 1962 und älter und somit heuer 60, weitere 467 sind 58 Jahre alt. Oder anders ausgedrückt: In Vorarlberg steht eine Pensionierungswelle im Bildungsbereich bevor. Den Lehrermangel könnte nun ein Beschluss auf der dreitägigen Landesbildungsreferentenkonferenz in Wien mildern: Die Länder wollen den Quereinstieg für nicht voll ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen in die Volksschule bzw. den Kindergarten erleichtern.
Zu wenige Neulehrer
Wie die VN berichteten, mussten bereits Kleinschulen (Wald am Arlberg und Partenen) wegen Lehrermangels zusperren. Freilich ist die gesamte Schullandschaft in Vorarlberg betroffen. Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) verwies darauf, dass es gelungen sei, so viele Lehrer wie noch nie für Vorarlberg zu gewinnen, insgesamt 400. Ein Knackpunkt ist, dass fast die Hälfte (43 Prozent) nur Teilzeit arbeitet.
Neos-Parteichefin Sabine Scheffknecht betonte, dass im besten Fall von der Pädagogischen Hochschule (PH) rund 500 Absolventinnen und Absolventen in den nächsten fünf Jahren an die Schulen kommen. Schöbi-Fink verwies Anfang Oktober auf zusätzliche 150 bis 200 Quereinsteiger im Pflichtschulbereich.
Extremer Mangel bei den ganz Kleinen
Die Landesbildungsreferenten forderten zum Abschluss ihrer Konferenz Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) auf, vor allem an den Volksschulen tätig zu werden, wo es den ärgsten Mangel gebe. Dazu wurde ein Zehn-Punkte-Paket erstellt.
Ähnliche Initiativen müsse es auch im Kindergartenbereich geben, sagt Schöbi-Fink: “Uns fehlen Elementarpädagoginnen. Wir brauchen mehr Ausbildungsplätze und mehr Möglichkeiten für verwandte Berufe, in die Kinderbetreuung einsteigen zu können.” So sollten etwa Personen, die zwar nicht ausgebildete Elementarpädagogikkräfte sind, aber aus verwandten Berufen kommen, Gruppen leiten dürfen. Auch die Absolvierung von artverwandten Studien etwa im Bereich Sozialpädagogik oder Pädagogik sollen den Einstieg in den Beruf ermöglichen.
Förderbedarf steigt
Schon länger ein Dorn im Auge ist den Ländern die sogenannte spF-Deckelung: Im Finanzausgleich ist seit 1992 festgelegt, dass es für maximal 2,7 Prozent der Pflichtschüler, die wegen körperlicher oder psychischer Einschränkung spezielle Unterstützung im Unterricht benötigen, vom Bund zusätzliche Ressourcen gibt. In der Realität hätten aber mittlerweile mindestens vier Prozent der Schüler einen solchen Förderbedarf, so Christoph Wiederkehr (Neos).
Verkürzung des Studiums
Froh zeigte sich Schöbi-Fink, dass Polaschek eine Verkürzung des Bachelor-Studiums für Volksschullehrer von vier auf drei Jahre prüfen will. “Wir stehen in Konkurrenz mit anderen Studiengängen, in denen der Bachelor auch nur drei Jahre dauert.” Für die westlichen Bundesländer komme noch dazu, dass die entsprechende Ausbildung in den angrenzenden deutschsprachigen Ländern ebenfalls nach drei Jahren endet.