Salomon Sulzer: Ein Hohenemser, den Schubert und Paganini bewunderten

Sulzer war der Begründer des modernen Synagogengesangs.
Hohenems Die VN-Heimat Dornbirn und das Jüdische Museum Hohenems blicken in der gemeinsamen Biografienreihe diesmal auf die Lebensgeschichte von Salomon Sulzer, dessen Familienname bei seiner Geburt noch Levi lautete.
Denn erst 1813, als unter der napoleonisch-bayrischen Herrschaft die jüdischen Familien neue Namen annehmen mussten, wurde dieser offiziell zu „Sulzer“ geändert. Sein Vater berief sich dabei auf die Herkunft der vorherigen Generationen, die sich bald nach der Vertreibung aus Hohenems in der kleinen Gemeinde Sulz nahe Rankweil niedergelassen hatten. Als seine Vorfahren zur Mitte des 18. Jahrhunderts dort jedoch abermals vertrieben wurden, zog es sie bald wieder nach Hohenems. Dorthin, wo mit Salomon Sulzer am 18. März 1804 einer der bekanntesten Söhne der Stadt zur Welt kommen sollte.

Salomon Sulzers musikalische Begabung kristallisierte sich bereits früh heraus. Es überrascht somit nicht, dass er sich schon als 13-Jähriger für die vakante Stelle des Kantors, also des Vorsängers in der Synagoge, beworben hatte. Er kam jedoch nicht zum Zug, weshalb er über ein Jahr lang als Schüler des Kantors Lippmann durch Frankreich und die Schweiz reiste und 1819 ein einjähriges Musikstudium in Karlsruhe absolvierte.
Die Ausbildung sollte sich bezahlt machen, denn 1820 wurde er doch noch zum Hohenemser Kantor berufen. Dort gründete er alsbald einen Chor sowie ein kleines Orchester und setzte damit erste aufklärerische Schritte in Rahmen der jüdischen Liturgiereform. Der Ruf seines musikalischen Könnens drang bald bis nach Wien, wo am 9. April 1826 der neue Stadttempel in der Seitenstettengasse feierlich eröffnet werden sollte.

Natürlich unter der Beteiligung von Salomon Sulzer, den der erste Rabbiner der neuen Synagoge, Isaak Mannheimer, für die Kantorenstelle vorgeschlagen hatte. In weiterer Folge sollten sie gemeinsam den „Wiener Ritus“ begründen – eine gemäßigte Art der Reform, die sowohl von Erneuerern als auch von Traditionalisten aufgenommen wurde. 1827 folgte Sulzer die um fünf Jahre jüngere Hohenemserin Fanny Hirschfeld in die Hauptstadt, wo sie im Juni heirateten. Fanny gebar zwischen 1828 und 1855 stolze 16 Kinder, von denen 14 auch das Erwachsenenalter erreichten. Nur Fanny selbst erlag einen Monat nach der Geburt der jüngsten Tochter im Alter von 45 Jahren einer Venenentzündung. Salomon Sulzer heiratete nicht mehr.
Große Erfolge
Noch zu Lebzeiten seiner Frau galt Sulzer bereits auch außerhalb des Wiener Judentums als markante Persönlichkeit und war für seinen wunderbaren Bariton weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Zu seinen begeisterten Bewunderern und Freunden zählten beispielsweise die Komponisten Franz Schubert, Franz Liszt, Giacomo Meyerbeer, Robert Schumann und Niccolo Paganini, die des Öfteren den Wiener Stadttempel besuchten.
Von 1844 bis 1847 hatte Salomon Sulzer als Professor das Lehramt für Gesang am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde inne. Sulzer, dem auch eine Karriere als Konzertsänger offen gestanden hätte, entschied sich jedoch für die Komposition, wobei sein Hauptwerk auch seinen Ruf als Reformator des Synagogengesangs begründete.
Das in zwei Teilen erschienene „Schir Zion“ (Gesang Zions) enthielt zum überwiegenden Teil selbst komponierte Werke für den gottesdienstlichen Gebrauch und wartete mit der Besonderheit der erstmals vierstimmig geschriebene Chorbegleitung auf. Diese sollte fortan den Gebetsstil in vielen Synagogen beeinflussen. Daneben war Sulzer aber auch als Komponist weltlicher Lieder tätig und vertonte neben Revolutionsliedern beispielsweise auch Gedichte von Goethe.
Lebensende und Erinnerung
Salomon Sulzer verstarb schließlich am 17. Jänner 1890 und wurde drei Tage später auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben. In Hohenems ist sein Name heute allgegenwärtig. So trägt nicht nur der 2006 nach umfassenden Umbau- und Renovierungsarbeiten eröffnete Salomon-Sulzer-Saal (dessen Hauptgebäude zuvor als Feuerwehrhaus diente, wozu die ehemalige Synagoge in den 1950er-Jahren umgebaut worden war) seinen Namen. Auch der Platz davor und ein unweit liegender Straßenzug erinnern an ihn. RAE