Unterflurtrasse: In einem Jahr muss die Entscheidung vorliegen

Planer präferieren weiterhin den oberirdischen Ausbau. In einem Jahr muss die Entscheidung auf den Tisch.
Bregenz Am Montagabend trafen sich Bürgermeister, Landesräte und die Planer im fünten Stock des Landhauses, um erneut über die verschiedenen Varianten für den Gleisausbau im Großraum Bregenz zu diskutieren. Einig ist man sich, dass es mehr Gleise für Mensch und Güter braucht, die Frage ist nur wo.
Notwendig wurde die neuerliche Präsentation der Variantenstudien durch die Prüfung einer weiteren Bauweise: Bergmännisch könnte der Tunnel in geschlossener Bauweise unter der Stadt geschlagen werden, entweder von Deutschland aus oder ab Lochau.

Dafür gab es Ende August einen Austausch zwischen den Planern der ÖBB und des Landes, Werner Consult, mit jener der Studie der Gemeinden, Zierl-Rhomberg-BDO. Diese zweifelten bereits die Notwendigkeit der von den ÖBB ins Feld geführten bis zu 121 Gebäudeabrissen für die Baugruben in der offenen Bauweise an.
Die Empfehlung bleibt über der Erde
Das Fazit von Werner Consult: Die Empfehlung bleibt beim oberirdischen Ausbau. Der bergmännische Bau wäre auch technisch herausfordernd, sowohl der Bau wie auch die Instandhaltung wäre teuer. Hinzu komme, dass es im Bereich der beiden Rampen in Lochau und Lauterach ebenfalls nicht ohne Gebäudeabrissen und hohen Flächenverbrauch ginge. Schlussendlich liegen noch Grundwasserschutzgebiete im Weg.

Hinzu käme das fixe Ende der Haltestelle Bregenz Hafen und der aufwendige Neubau des Bregenzer Bahnhofs und die Verlegung dreier Haltestellen (Lauterach, Lauterach Nord und Bregenz Riedenburg) unter die Erde.
Ball liegt bei Land und Gemeinden
Nun liegt der Ball bei den politischen Akteuren im Land, betonten die ÖBB bereits im Vorfeld. Denn damit überhaupt etwas geschieht, muss das Vorhaben in das Zielnetz 2040 des Bundes aufgenommen werden. “Dafür müssen alle an einem gemeinsamen Strang ziehen”, betonte ÖBB-Geschäftsbereichleiter Franz Hammerschmid die Unumgänglichkeit einer “konstruktiven und guten Zusammenarbeit”.

Zeit hat Vorarlberg dafür noch etwa ein Jahr, dann muss das Zielnetz 2040 von der Bundespolitik beschlossen werden. “Wir sind uns einig, dass wir gemeinsam dieses Zielbild einer Lösung für das dichtbesiedelte Rheintal gestalten wollen”, betont der zuständige Landesrat Daniel Zadra (Grüne). Sprich, einerseits müssen in der Raumplanung die Voraussetzungen für die Trassen geschaffen werden. Dafür war auch Landesrat Marco Tittler anwesend. In einem Prozess wollen nun Land und Gemeinden gemeinsame Zielparadigmen schaffen – sprich, sich auf eine Variante einigen. Hier sieht Zadra durchaus noch Abstimmungsbedarf im Zwiespalt zwischen Mobilität und Lebensraumgestaltung.
Unterschiedliche Prioritäten
Hier unterscheiden sich die Prioritäten. Für Zadra ist eine Totalsperre von Gleisabschnitten tabu. Die Gemeinden haben andere. Bürgermeistersprecher Elmar Rhomberg (Lauterach) betont ebenfalls die gute Gesprächsbasis für den kommenden Prozess, es sei wichtig nun an einem gemeinsamen Strang für Wirtschaft und Menschen im Land zu ziehen.
“Klar ist auch, dass ein zweites Gleis oberirdisch nach Lochau und ein drittes in Lauterach höchst problematisch ist”, macht Rhomberg seine Präferenz erkennbar. Einerseits lasse sich dies der Bevölkerung schwer erklären, andererseits müsse man langfristig denken. “Wir brauchen für die nächsten Jahrzehnten die beste Lösung für die Region”, will auch er an einem Strang ziehen. “Grundsätzlich sind wir schon ergebnisoffen, wir sehen aber in einer Unterflurlösung den Mehrwert für die Region.”