Vorarlberger (69) verliert durch Cyber-Betrug 443.000 Euro

VN / 27.01.2023 • 15:50 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Bei den Betrügern handelt es sich um international und hochprofessionell agierende Tätergruppierungen.<span class="copyright"> Symbol/vn/hb</span>
Bei den Betrügern handelt es sich um international und hochprofessionell agierende Tätergruppierungen. Symbol/vn/hb

Vermeintliche Online-Tradingplattform mit hohen Gewinnversprechen wurde Unterländer zum Verhängnis

Bregenz In der Zeit von September bis 2022 bis Jänner 2023 investierte ein 69-jährier Unterländer auf einer vermeintlichen Online-Tradingplattform insgesamt 443.000 Euro. Dabei wurde ihm vorgespielt, dass sein Investment in Rohöl, Gold und in Währungen am Kapitalmarkt angelegt wird. Unter Anleitung eines angeblich geschulten Trading Spezialisten (Broker), der versprach, immer noch höhere Gewinne zu erzielen, führte der Anleger mit der Zeit mehrere Geschäftsabschlüsse (Trades) durch.

Kleinere Gewinne ausbezahlt

Um das Vertrauen beim Opfer zu stärken, wurden auch kleinere vierstellige Beträge als Gewinne ausbezahlt. Die vom Vorarlberger selbst einbezahlten Gelder gelangten dann über ein schwer durchschaubares Geldwäschenetzwerk zu den unbekannten Tätern ins Ausland.

Das Phänomen „Cyber Trading Fraud“ stellt die Kriminalpolizei vor eine immer größere Herausforderung. Der Schaden belief sich in Vorarlberg allein im Jahr 2022 auf 3,4 Millionen Euro. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen.

Das Landeskriminalamt (im Bild Harald Longhi, IT) wird durch das Phänomen "Cyber Trading Fraud" vor eine immer größere Herausforderung gestellt. <span class="copyright">VN/hb</span>
Das Landeskriminalamt (im Bild Harald Longhi, IT) wird durch das Phänomen "Cyber Trading Fraud" vor eine immer größere Herausforderung gestellt. VN/hb

Was ist Cyber Trading Fraud?

Die international hochprofessionell agierenden Tätergruppierungen errichten eine aufwendige, konzernartige Struktur und folgen dabei annähernd dem gleichen Modus:  Mittels regelmäßig wechselnden Betreiberfirmen werden unter verschiedenen Domainnamen nicht lizenzierte Online-Trading Plattformen für den bloß vorgespiegelten Handel am Kapitalmarkt betrieben. Dabei werden europaweit potentielle Anleger per Werbebanner, Massenmails, etc. durch das in Aussicht stellen überdurchschnittlich hoher Gewinne zur Registrierung auf den betrügerischen Plattformen animiert.

Die Opfer werden sodann unmittelbar durch einen angeblich speziell geschulten Trading-Spezialisten (Broker) telefonisch, über Messenger-Dienste oder E-Mail kontaktiert. Dafür werden im Ausland professionelle Call-Center betrieben, in denen Dutzende Personen mit den notwendigen Fremdsprachenkenntnissen unter Alias-Namen agieren. Anschließend führen die Anleger unter der Anleitung des Brokers und eben der Versprechung noch höhere Gewinne zu erzielen, weitere angebliche Geschäftsabschlüsse (=rades) durch.

Simulierter Handel

Nach Überweisung des Geldes durch die Kunden simulieren die zuständigen Broker den angeblichen Handel auf dem Kapitalmarkt. Die den Opfern dabei präsentierten Charts werden beliebig manipuliert. Ziel ist es, Vertrauen zu erwecken, um noch mehr Überweisungen zu lukrieren. Versucht das Opfer die Auszahlung des vermeintlichen Gewinns zu erwirken bzw. weigert sich weitere Zahlungen zu leisten, wird der Kontakt abgebrochen, eine Auszahlung erfolgt nicht.

Die betrügerisch herausgelockten Gelder werden im weiteren Verlauf in einem internationalen Geldwäschenetzwerk über Bankkonten oder mittels Kryptowährungen verteilt und die Zahlungsflüsse durch Gesellschaften und Scheinfirmen verschleiert.

Tipps des Landeskriminalamtes:

– Investorenwarnungen der Finanzmarktaufsicht in Österreich unter www.fma.gv.at und gegebenenfalls anderen Staaten beachten.

– Internetrecherche zum Unternehmen/Anbieter (im jeweiligen Land zugelassen, Betrugswarnungen)

– Bei Aussicht auf hohe Gewinne/Renditen in kürzester Zeit ist äußerste Vorsicht geboten.

– Wenn nach der ersten Einzahlung noch mehr Geld verlangt wird, keinesfalls weitere Summen einzahlen.

– Den angeblichen Broker unter keinen Umständen über Fernzugriffe auf den Computer oder das Handy zugreifen lassen.

– Oft stimmt der angebliche Firmensitz mit dem Empfängerland (Konto) nicht überein. Ein absolutes Warnsignal.

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