Lecher “Aurelio” bekämpft Russland-Sanktionen

VN / 30.01.2023 • 20:53 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Lecher "Aurelio" bekämpft Russland-Sanktionen
Das sanktionierte Luxushotel am Lecher Schlegelkopf: Schlagabtausch mit den Behörden. Foto: Aurelio

Grundstück am Schlegelkopf: Behörden mussten Sanktions-Plombe wieder entfernen.

LECH “Es dürfte wirtschaftlich einer der besten Winter in der Geschichte des Hotel Aurelio werden. Wir haben Gäste aus aller Herren Länder”, sagt der Geschäftsführer des Lecher Luxushotels, Axel Pfefferkorn, den “VN”. Er würde sich gern um die Gäste kümmern, sagt er. Doch die Eigentümerschaft des nobelsten Hotels weit und breit bringt es immer wieder in die Schlagzeilen. Es war das erste Hotel in russischem Besitz – und ist seit 2022 von Sanktionen betroffen.

Lecher "Aurelio" bekämpft Russland-Sanktionen
Axel Pfefferkorn ist Geschäftsführer des “Aurelio”. Foto: VN/Serra

Russland-Sanktionen

Das “Aurelio”, das lange Jahre über verschachtelte Firmen dem russischen Oligarchen Oleg Deripaska gehörte, steht seit August unter Russland-Sanktionen der EU. Das heißt, nach bisher in Österreich angewandten Regelungen, dass das Hotel zwar seinem üblichen Betrieb nachgehen kann, jedoch keine Gewinnausschüttungen an Personen auf der Sanktionsliste vornehmen darf. So war das auch beim Baukonzern Strabag gehandhabt worden, der auch zu Teilen Oleg Deripaska gehört. Die EU-Sanktionen bekämpft das Lecher Nobelhotel in russischem Besitz – teils bisher mit Erfolg. 

Lecher "Aurelio" bekämpft Russland-Sanktionen
Ein Bild aus jener Zeit, als Oleg Deripaska (r.) und Wladimir Putin Seite an Seite gingen. Deripaska war bis 2022 Eigentümer des Lecher Hotels “Aurelio”, verkaufte an seinen Cousin. Foto: AP

Findige Konstruktion

Nach und nach hatte erst Deripaska das Hotel an seinen Cousin Pavel Ezubov verkauft. Nachdem die EU erst Oleg Deripaska und dann auch Ezubov als Reaktion auf den russischen Überfall auf die Ukraine auf die Sanktionsliste gesetzt hatte, wurde durch VN-Recherchen klar, dass auch der mutmaßliche Strohmann seine Eigentümerschaft verwässert hat. Will heißen, Ezubov hatte zuvor sein Eigentum mit zwei weiteren russischen Staatsbürgern geteilt und besitzt nur mehr 41 Prozent an der russischen Eigentümer-Firma “Tensor”. Das Ergebnis am Ende der Verschachtelungskonstruktion: der Deripaska-Cousin ist nicht mehr Mehrheitsgesellschafter, er hat keinen überwiegenden Einfluss. Und damit, so die Überzeugung des Lecher Hotels, ist man zu Unrecht sanktioniert. Auch weil der Verkauf über die Bühne ging, bevor Ezubov auf der Sanktionsliste landete.

Lecher "Aurelio" bekämpft Russland-Sanktionen
Die verschachtelte Eigentümer-Struktur des Lecher Hotels geht vom Arlberg über Zypern nach Moskau.

Erste Sanktions-Plombe weg

Im Grundbuch hat die Beeinspruchung schon Erfolg gezeigt. Das Landesgericht Feldkirch hat in zweiter Instanz beschlossen, dass der im Grundbuch von der DSN, der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst im Innenministerium, eingetragene Sperrvermerk entfernt werden muss.

Nach Auffassung des Landesgerichts Feldkirch sei von der DSN “nicht hinreichend konkret begründet, weshalb die Liegenschaften der sanktionierten Person Pavel Ezubov zugerechnet werden.”

Im Grundbuchseintrag des Grundstücks am Lecher Schlegelkopf ist der Vermerk zur Einfrierung des Vermögens bereits verschwunden, das Grundbuch somit aus Sicht der russischen Eigentümer ‘clean’.

Lecher "Aurelio" bekämpft Russland-Sanktionen
Auszug aus dem Beschluss des Landesgerichts, der den VN vorliegt.

Dass dies nun auch im Firmenbuch passiert, hofft das Hotel. Am Montag wurde ein Antrag zur “Löschung unberechtigter Sanktionsmitteilungen” eingereicht. Über den Antrag hat nun auch das Landesgericht Feldkirch zu entscheiden.

Tisch buchen im “Aurelio”?

War Deripaskas Cousin, Pavel Ezubov, überhaupt schon einmal in seinem Hotel in Lech? “Vor einigen Jahren war er einmal da. Aber seit er Miteigentümer ist, war er noch nicht in Lech”, sagt Aurelio-Geschäftsfüher Axel Pfefferkorn. Wenn es nach ihm ginge, würde er sich überhaupt gern auf’s Gastgeben konzentrieren. Auch Vorarlberger seien herzlich eingeladen, sagt er. Die VN versuchten, online einen Tisch zu reservieren: bis Ende März war mittags und abends kein einziger Tisch im Angebot. Will man unter sich bleiben? “Wir sind gut ausgebucht, vergeben Tische aber kurzfristig auf telefonische Reservierung.”

Wäre es für das Hotel einfacher mit einem anderen Eigentümer? “Eine rhetorische Frage, vermutlich”, sagt Pfefferkorn. 

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