Sanierungen im Arlbergtunnel bringen zwei Vollsperren für 2023 und 2024

VN / 03.02.2023 • 18:25 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Sanierungen im Arlbergtunnel bringen zwei Vollsperren für 2023 und 2024
Ab April wird der Arlbergtunnel gesperrt sein. VN/HARTMANN

Der Arlbergtunnel bekommt nach 45 Jahren im Betrieb ein Sicherheits-Upgrade mit neuer Fahrbahn.

st. Johann/Arlberg Wer sich an die buckelige Fahrbahn im Arlbergtunnel gewöhnt hat, sollte jetzt hellhörig werden: Am 24. April 2023 beginnt die ASFINAG mit den umfassenden Sanierungen an der knapp fünf Jahrzehnte alten Fahrbahn im Arlbergtunnel. Das Schaukeln im Tunnel hat damit ein Ende. Allerdings kommt es in den Sommermonaten 2023 und 2024 zu jeweils mehrmonatigen Sperren dieser wichtigsten Straßenverbindung zwischen Vorarlberg und Tirol. Genauer gesagt heißt das, dass der 14 Kilometer lange Tunnel im Jahr 2023 für fünf Monate und im Jahr 2024 für sechs Monate nicht zur Verfügung stehen wird.

“Arlbergtunnel zukunftsfit machen”

“Nach turbulenten Zeiten in den Bereichen Marktlage und Lieferketten sind wir nunmehr sicher, die notwendigen Rahmenbedingungen bei der Sanierung einzuhalten. Tunnelsicherheit hat oberste Priorität, für den Arlbergtunnel bedeutet das naturgemäß immer Superlative bei der Abwicklung”, erklärt Andreas Fromm, Geschäftsführer der ASFINAG.

Für ASFINAG-Geschäftsführer Andreas Fromm hat die Tunnelsicherheit oberste Priorität. <span class="copyright">VN/RAUCH</span>
Für ASFINAG-Geschäftsführer Andreas Fromm hat die Tunnelsicherheit oberste Priorität. VN/RAUCH

23.500 Kubikmeter Betonfahrbahn, 110.000 Quadratmeter Tunnelbeschichtung und Entwässerung auf 14 Kilometer Länge seien selbst für die ASFINAG beachtliche Dimensionen. Bei der Fahrbahn ist es die erste umfassende Generalsanierung, seitdem die ersten Autos 1978 durch den Tunnel gefahren sind. “Wir sorgen dafür, dass der Arlbergtunnel zukunftsfit gemacht wird und weiterhin die hohen Ansprüche an die Verkehrssicherheit erfüllen wird”, hält Fromm fest.

“Für täglich 8.000 Verkehrsteilnehmende pro Tag im Arlbergtunnel tragen wir große Verantwortung, wenn es um die Verkehrssicherheit geht. Deswegen arbeiten wir intensiv zusammen mit den Behörden, das bewährte Umleitungskonzept aus den Jahren 2015 und 2017 erneut zu aktivieren”, betont Stefan Siegele, ebenfalls Geschäftsführer der ASFINAG.

Laut Geschäftsführer Stefan Siegele trägt die ASFINAG eine große Verantwortung, wenn es um die Verkehrssicherheit geht.
Laut Geschäftsführer Stefan Siegele trägt die ASFINAG eine große Verantwortung, wenn es um die Verkehrssicherheit geht.

Dabei seien die Rahmenbedingungen bereits in der Planungsphase beachtet worden. Auch auf die Wintersaison des Tourismus nehme man Rücksicht, ebenso seien die Sperren im Vorfeld mit der ÖBB genau getaktet wurden. So werde sichergestellt, dass die beiden wichtigsten Infrastrukturen nicht parallel gesperrt werden. Darüber hinaus werden zusätzlich 1,8 Millionen Euro in begleitende Maßnahmen auf der Arlbergpass-Strecke investiert: unter anderem in der Mitfinanzierung von Fußgänger- und Radwegüberführungen. “Augenmerk legen wir auch auf die LKW-Fahrerinnen und Fahrer. Mit entsprechenden Parkplätzen im Bereich des Mautvorplatzes gewährleisten wir, dass sie gesetzliche Ruhezeiten einhalten und können und maximalen Komfort erhalten”, verrät Siegele.

Fokus auf Nachhaltigkeit

Da Ressourcenschonung ist für die ASFINAG von hoher Bedeutung ist, wird bei der 23.500 Kubikmeter umfassenden Betonfahrbahn auf Recycling gesetzt. Nachdem das Material in einer Mischanlage aufbereitet wurde, werden rund 60 Prozent der alten Fahrbahn vor Ort wieder verwendet und eingebaut.

Etwa 75 Millionen Euro werden in den 14 Kilometer langen Tunnel investiert. <span class="copyright">ASFINAG</span>
Etwa 75 Millionen Euro werden in den 14 Kilometer langen Tunnel investiert. ASFINAG

Alternativlose Tunnelsperren

In die Sanierung investiert die ASFINAG in den kommenden beiden Jahren 75 Millionen Euro. Neben der kompletten Erneuerung der Fahrbahn saniert die ASFINAG auch die Tunnelbeschichtung sowie das Hauptentwässerungssystem.

Vom 24. April bis 6. Oktober 2023 ist der Arlbergtunnel gesperrt. <span class="copyright">ASFINAG</span>
Vom 24. April bis 6. Oktober 2023 ist der Arlbergtunnel gesperrt. ASFINAG

Während der Arbeiten müssen diverse Sicherheitselektronik-Einrichtungen und die Entlüftung ausgeschaltet werden. Und ohne aktive Sicherheitssysteme darf kein Verkehr durch den Tunnel. Auch aus Arbeitssicherheitsgründen darf während der Tätigkeiten kein Verkehr die Baustelle passieren. Die Sperre ist daher alternativlos.

Großräumig ausweichen

Die ASFINAG rät deswegen bereits jetzt: ausreichend Zeit für die Fahrt einplanen und – sofern möglich – eine der großräumigen Ausweichrouten nutzen. Diese führen etwa über Rosenheim-München (Deutschland), über Gotthard und San Bernardino (Schweiz) oder über den Fernpass, sofern die dort geltenden Verkehrsregelungen erfüllt werden.

Für Einzelereignisse wie Unfälle, ärztliche Notfälle oder ähnlichen Einsätzen werden wiederum entsprechende Pläne gemeinsam mit der Polizei- und den Blaulichtorganisationen erstellt. Auch bei Elementarereignissen wie Wintereinbruch gibt es entsprechende Einsatzpläne.

Ausweichrouten:

– Arlbergpass Straße (B 197/L 197)

– Fernpass (B 179)

– Strecke Rosenheim-München (Deutschland)

– Gotthard (Schweiz)

– San Bernardino (Schweiz)

Kernzonen für den Schwerverkehr

Besonderes Augenmerk legte die ASFINAG auf eine nachvollziehbare und tragfähige Lösung für die Wirtschaft, die mit den Behörden und den Wirtschaftskammern abgestimmt ist. Ein klar definierter Bereich von Ziel- und Quellverkehr soll es Lkw ermöglichen, den Arlbergpass zu benutzen.

Für die Wochenenden besteht ein zusätzliches Fahrverbot für Pkw mit schweren Anhängern von über 750 Kilogramm, damit der Verkehr ohne große Probleme über den Pass geführt werden kann. Hinsichtlich des Fahrverbots ist die derzeitige Überlegung, eine Zufahrt zu den Campingplätzen zu den Tagesrandzeiten mit entsprechend weniger Verkehr zu ermöglichen.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.

Ausnahmeregelungen

Der Arlbergpass ist ab Beginn der Vollsperre die regionale Ausweichroute. Am Wochenende kann es auf der Passstrecke aufgrund von Verkehrsüberlastungen zu Verzögerungen kommen.

Keine Nachteil für Jahreskartenbesitzer

Kunden werden aufgrund der Sperren des Tunnels in den Jahren 2023 und 2024 keine Nachteile haben. Für Besitzer von Jahresmautkarten bedeutet das: Die Gültigkeit des Jahrestickets wird automatisch um die Dauer der Sperre verlängert.

Eckdaten Sanierung Arlbergtunnel 2023/24

Länge Arlbergtunnel 13.972 Meter

Inbetriebnahme 1. Dezember 1978

Kosten zwei Phasen-Sanierung 75 Millionen Euro

Geplante Sperren 24. April bis 6. Oktober 2023 sowie 15. April bis 22. November 2024

Täglicher Verkehr im Tunnel 8.000 Fahrzeuge/24 Stunden

Betonfahrbahn 23.500 m3

Asphalttragschicht 105.000 m2

Tunnelbeschichtung 110.000 m2

Abdichtung Galeriebauwerke 12.000 m2

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.