Wohnkredit: Wie Rückzahlung für junge Familie zur Belastungsprobe wird

Larissa Müllner und Simon Dür kämpfen mit stark gestiegenen Kreditzinsen. Finanziell ist die junge Familie aus Wolfurt am Limit.
Wolfurt Es ist die nächste Hiobsbotschaft. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erneut eine Zinserhöhung angekündigt. Eine Nachricht, die Larissa Müllner (26) und Simon Dür (28) ins Mark trifft. Die Rückzahlung für ihren Wohnkredit war schon zuletzt zur ernsthaften Belastungsprobe geworden. Jetzt wird es finanziell noch einmal enger. “Diese Erhöhung schaffen wir noch irgendwie, danach wird es schwierig”, sagt der junge Familienvater.

Dass sie irgendwann jeden Euro zweimal umdrehen müssen, hätten sich die beiden nie gedacht. Berufstätig mit guten Einkommen, zwei intakte Familien im Hintergrund: Nach drei gemeinsamen Jahren in einer Mietwohnung ist bei Larissa Müllner und Simon Dür der Wunsch nach den eigenen vier Wänden gereift. “Wir haben ein Jahr lang gesucht und schließlich unsere Traumwohnung in Wolfurt gefunden.”
Wohntraum erfüllt
Das war vor gut zwei Jahren. Die Dreizimmerwohnung im Neubauprojekt entsprach ganz den Vorstellungen. Und sie hatte auch den Budgetrahmen nicht gesprengt. In der Kalkulation sei ein möglicher Jobverlust und Familiennachwuchs eingerechnet gewesen.

Beim Kredit haben die beiden nichts dem Zufall überlassen. Sie hätten viele Angebote verglichen und Finanzierungsmodelle angeschaut. Mit ihrem Haushaltseinkommen, das über dem Durchschnitt lag, waren die Türen der Banken weit geöffnet. “Alle hatten uns damals zu einem Kredit mit variablem Zinssatz geraten”, schildert Simon Dür. Schließlich wurde es eine Mischform. “Bei ausschließlich variabler Verzinsung wären wir schon jetzt nicht mehr in der Wohnung”.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von APA Livecenter angezeigt.
Seit die beiden ihr erstes Eigenheim bezogen haben, hat sich viel getan. Sohn Mateo ist mittlerweile 14 Monate alt und strahlender Mittelpunkt der jungen Familie. Gleichzeitig lasten steigende Kreditraten auf ihnen. Mit den Betriebskosten summiert sich der finanzielle Mehraufwand auf über 500 Euro im Monat. Larissa arbeitet an zwei Tagen, um das Haushaltseinkommen aufzubessern.

Was früher einmal war, gilt heute nicht mehr. “Wir gehen nicht mehr aus. Keine Restaurantsbesuche, keine Bestellungen bei Amazon oder Zalando.” Das sei jetzt einfach nicht mehr drin. “Wir verzichten, damit wir unseren Wohntraum irgendwie halten können.”
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Wie Larissa Müllner und Simon Dür geht es derzeit vielen in diesem Land. Die Arbeiterkammer Vorarlberg hat in der Vorwoche eine Studie veröffentlicht, die den Kosten-Hammer beim Wohnen beschreibt. 37 Prozent der Vorarlberger leiden demnach unter Wohnkostenüberlastung, würden also mehr als 40 Prozent ihres Haushaltseinkommens fürs Wohnen ausgeben. Simon Dür beziffert den Anteil in ihrem Fall mit über 50 Prozent.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
“Wir haben früher nie über Geld geredet. Das war kein vordringliches Thema”, erzählen sie. Das habe sich mit dem Zinsanstieg geändert. “Heute sitzen wir vor den Abrechnungen, schauen, was noch geht, was diesen Monat noch kommen könnte”, so der junge Familienvater. Autoreparatur, neue Reifen, wieder eine Prämienvorschreibung für eine Versicherung: “Man weiß nicht, wie schaut der nächste Monat aus, wie teuer werden die Lebensmittel. Das schlägt schon auf die Psyche”.

Die Finanzen sind für die junge Familie auch Reizthema geworden. Die Ungewissheit macht ihnen zu schaffen. Wann kommt der nächste Zins-Hammer? “Was können wir noch weglassen, auf was verzichten? Natürlich machen wir uns Gedanken”.
Den Kauf bereuen sie dennoch nicht. “Es ist jetzt einfach unser Zuhause.” Die beiden würden es wieder machen, auch wenn die Kosten für die eigenen vier Wände mittlerweile einfach zu hoch seien. “Wir hoffen jetzt, dass die Zinsen nicht noch weiter nach oben gehen”. Auch damit sind sie längst nicht alleine im Land.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.