Bregenzer Bürgermeister musste sich abseilen lassen

VN / 18.02.2023 • 12:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Roberto Kalin (rechts) wurde vom Bürgermeister mit dem Stadtsiegel geehrt. <span class="copyright">hapf</span>
Roberto Kalin (rechts) wurde vom Bürgermeister mit dem Stadtsiegel geehrt. hapf

Prinz Ore LXV. Rocketman Gü I. eroberte mit raketenmäßigem Staatsstreich das Rathaus.

Bregenz Am gumpigen Donnerstag wird in Bregenz traditionsgemäß der Bürgermeister abgesetzt und vom Ore-Ore-Prinzenpaar zur Herausgabe des Stadtschlüssels gezwungen. Es sollte eine feuerspeiende Absetzung werden. Doch die Pyrotechnik versagte und so kam es nur zum Abseilen des Stadtoberhaupts.

Prinz Ore LXV (2.v.r.) setzte Bürgermeister Michael Ritsch (rechts) ab.
Prinz Ore LXV (2.v.r.) setzte Bürgermeister Michael Ritsch (rechts) ab.

Dem roten Michl von Bregenz schwante schon Übles, als er in eine Uniform des Prinzengefolges gesteckt wurde und sogar seine heißgeliebten weißen Sneakers gegen goldenes Schuhwerk austauschen musste. Als ihm noch ein Raketenantrieb auf dem Rücken festgezurrt wurde, war es mit seiner Contenance und Nonchalance endgültig vorbei. Er wurde zum Rathausbalkon geführt, an einen Haken gehängt und mit einem starken Seil, das wahrscheinlich noch aus dem großelterlichen Betrieb seines Stadtamtsdirektors Gerhard Seiler stammte, auf den Boden der Tatsachen verbracht. Dabei hätte der Raketenantrieb leuchten und Funken sprühen sollen wie ein Schweifstern. Doch leider versagte die Zündung und so ging es ganz unspektakulär nach unten. Michael Ritsch bewies am Seil hängend seine Coolness und zeigte ein paar artistische Einlagen, schlug in der Luft sitzend die Beine übereinander und besah sich die Rathausstraße gemütlich von oben.

Der Bürgermeister wurde ordnungsgemäß angegurtet.
Der Bürgermeister wurde ordnungsgemäß angegurtet.

Ehe es so weit war, durfte ihm Prinz Ore LXV. Rocketman Gü I. im Beisein Ihrer Lieblichkeit Prinzessin Michaela I. und Infantin Pia I. noch die Leviten lesen und meinte etwa launisch: „I gloub, des Spiel der freien Kräfte raubt deam Ritsch die letzten Säfte!“ Unter Beteiligung der närrischen Bevölkerung erzwang der dann die Herausgabe des Stadtschlüssels.

Michael Ritsch wurde vorm Rathausbalkon abgeseilt.
Michael Ritsch wurde vorm Rathausbalkon abgeseilt.

Zuvor erlaubte der absolutistische Ore-Ore-Machthaber seinem Vorgänger jedoch eine letzte Amtshandlung. Und die trieb dem Amtsbehandelten fast die Tränen in die Augen. In seinem letzten offiziellen Akt bedankte sich Michael Ritsch bei Altprinz Ore XXXI. Roberto I., der seit 35 Jahren als Ore-Ore-Moderator im Einsatz ist und alle wichtigen Veranstaltungen wie Vorstellung des Prinzen am 11.11., Inthronisation am gumpigen Donnerstag, den großen Ore-Ore-Umzug und natürlich auch am Faschingsdienstag die Absetzung der Landesregierung geistreich und witzig kommentiert und moderiert. Zum 35-jährigen Jubiläum wurde Roberto Kalin nun vom Bürgermeister das Stadtsiegel verliehen. Es war das erste Mal in der langen Karriere des Profi-Moderators, dass es ihm vor Freude die Sprache verschlug und er nur ein fast tränenersticktes „Dankeschön“ herausbrachte.

Gut gelaunte Närrinnen und Narren stürmten das Rathaus.
Gut gelaunte Närrinnen und Narren stürmten das Rathaus.

Beim anschließenden Schnorrapfohl-Aufzug am Leutbühel teilte Prinzessin Michaela I. ihren Untertanen ihr Regierungsprogramm mit. Dabei stellte sie vor allem die Kinder in die Mitte der Ore-Ore-Feierlichkeiten. Mit ihren Ratschlägen, was in der Ore-Ore-Hauptstadt verbesserungswürdig wäre, gingen die Inthronisationsfeierlichkeiten zu Ende. Weiter gefeiert wurde mit viel Musik und Stimmung bei der Stadtschlüsselparty im Magazin 4 bis tief in die Nacht.

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