Kriminalität in Vorarlberg: Rückkehr zum Vor-Pandemie-Niveau

VN / 06.03.2023 • 14:45 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
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Ausnahmen gibt es aber gerade in zwei Bereichen: Onlinekriminalität und bei der häuslichen Gewalt.

Bregenz Die Sicherheitslage in Vorarlberg ist trotz einer Zunahme an Straftaten 2022 weiterhin stabil. Das ist das Fazit der Landespolizeidirektion Vorarlberg bei der Präsentation der Kriminalstatistik zum Vorjahr.

Landespolizeidirektor Hans-Peter Ludescher und LKA-Leiter Philipp Stadler präsentierten die Zahlen für Vorarlberg. <span class="copyright">VN/Rauch</span>
Landespolizeidirektor Hans-Peter Ludescher und LKA-Leiter Philipp Stadler präsentierten die Zahlen für Vorarlberg. VN/Rauch

Denn die auffallende Zunahme zum Vorjahr erklärt Landespolizeidirektor Hans-Peter Ludescher mit dem Ende der Pandemie. „Wir sind derzeit bei einem Stand von 21.103 Delikten. In der Pandemie hat sich die Kriminalität verlagert beziehungsweise vermindert“, betont Ludescher. Zu 2019 sei die Veränderung weit weniger wesentlich, betrug sie doch nur 0,5 Prozent. „Das merkt man schon, dass wir immer mehr vom ländlichen Bereich zum Ballungsraum werden“, erklärt der Landespolizeidirektor die Zunahme auch mit der Bevölkerungsentwicklung.

Hohe Aufklärungsquote

Die Aufklärungsquote liegt weiterhin bei über 60 Prozent, ist Ludescher stolz. Seit 2016 sei man als einziges Bundesland durchgehend bei über 60 Prozent. In den vergangenen beiden Jahren habe man sich nur Tirol unterordnen müssen. „Das tut natürlich weh“, kommentiert Ludescher den zweiten Platz.

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Kriminalität durch Ausländer

Bei der Herkunft der Tatverdächtigen zeige sich, dass der Anteil der Straftäter mit Migrationshintergrund zunehme. Der überwiegende Teil lebt und arbeitet in Vorarlberg. Wenig überraschend sei – entsprechend dem Bevölkerungsanteil – Deutschland an erster Stelle, gefolgt von Türkei und Rumänien. Die Zahl der Asylwerber, die als tatverdächtig gelten, hat sich von über 700 mehr als halbiert. Hier sieht Ludescher eine Trendfortsetzung.

Im Detail erklärt sich das Landeskriminalamt den Anstieg der ausländischen Tatverdächtigen um 6,1 Prozent auf 43,8 Prozent mit mehreren Gründen. So sei der größte Anstieg im Bereich der fahrlässigen Körperverletzung, dieser ist auch durch die Zunahme der Tätigkeiten und des Verkehrs nach den Pandemiemaßnahmen erklärbar. Denn auch Unfälle können unter diesen Tatbestand fallen.

Weniger Gewalt im Heim

Es gibt jedoch Ausnahmen zur Rückkehr zum Vor-Pandemie-Niveau: Die Gewaltkriminalität erreicht zwar wieder das Niveau von vor der Pandemie und die Gewalt in der Privatsphäre ist rückläufig. „Das ist nicht wirklich ein großer Grund zur Freude“, erinnert LKA-Leiter Philipp Stadler an den Anstieg zum Beginn der Pandemie in diesem Bereich. „Trotz des Rückgangs sind wir weiterhin über dem Niveau von 2019.“

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Hinzu kommen 46 Anzeigen wegen Vergewaltigungen, ein Zuwachs um sechs Anzeigen. In nur einem Fall kannten sich Täter und Opfer vor dem Delikt nicht. „In 45 von 46 Fällen gab es eine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer“ betont Stadler. Außerdem gab es in Vorarlberg vier Morde und 53 Raubdelikte. Auch die Gewalt gegen Polizeibeamte bleibe mit 129 Delikten hoch. Hier spielt aus Ludeschers Sicht aufgeheizte Stimmung von Betrunkenen bei Amtshandlungen eine große Rolle.

Männer machen sich nackt erpressbar

Bei der Internetkriminalität ist der Anstieg anhaltend, sowohl durch die Pandemie hindurch wie auch danach. Sie macht inzwischen zehn Prozent der gesamten Kriminalität aus. Besonders hervorzuheben ist hier der Internetbetrug und die Erpressung im Internet. „Da haben wir einen Anstieg um beinahe 50 Prozent“, erklärt Stadler. „Dies betrifft vor allem Männer, die sich bereitwillig auf der Suche nach Partnern vor der Kamera entkleiden und erpressbar machen.“ Hier habe man bald jeden zweiten Tag eine Anzeige, das LKA rechnet aber mit einer schambedingten hohen Dunkelziffer. Hinzu kommt die zunehmende Zahl von WhatsApp-Betrugsversuchen.

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Die starken Steigerungen im Onlinebereich bereiten Ludescher Sorge. Allein die Geldsummen, die durch Betrugsmaschen wie die Enkeltrickbetrügereien ergaunert werden, seien oft gewaltig, hinzu kommt der starke psychische Druck, der auf die Opfer ausgeübt wird. Die Polizei setzt hier hohe Hoffnungen in die angekündigte Reform der Kriminalpolizei wie auch in Weiterbildungen des bestehenden Korps. Die Ermittlungen haben aber technische und faktische Grenzen. Daher müsse man auch stark auf Prävention setzen müssen.

Gute Nachrichten bei Einbrüchen

Bei den Eigentumsdelikten bleibe man klar unter dem Niveau von vor Corona. Bei Einbruchsdiebstählen habe man einerseits die höchste Aufklärungsquote Österreichs mit 39,3 Prozent, andererseits ist man weiterhin etwa ein Drittel unter dem Niveau von 2019.

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Bei Suchtmittelvergehen ist der Zuwachs bei 10,6 Prozent, aber ebenfalls weit unter 2019. Hier profitierte aber auch die Vorarlberger Polizei von internationalen Erfolgen im Kampf gegen die Hinterleute und Lieferanten. „Es ist aber auch so, dass diese Ermittlungen aufwändiger und zeitintensiver sind“, räumt Stadler ein.

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Bei der Wirtschaftskriminalität, hierzu zählen auch alle Betrugsdelikte und Dokumentfälschungen, ist ein breites Spektrum erfasst. Blickt man rein auf die Delikte in den Bereichen, die mit dem Unternehmertum zu tun haben, gab es aber einen Rückgang von 63 auf 44 Anzeigen.

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