Grandioser Siegfried in Zürich

Kultur / 07.03.2023 • 15:45 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Im Zürcher "Siegfried" überzeugen Regisseur, Dirigent, Orchester und Sänger. Monika Rittershaus/Opernhaus Zürich (8)

Standing Ovations und großer Jubel im Opernhaus.

Zürich Am Opernhaus Zürich war am Sonntagabend Premiere des dritten Teils des „Ring der Nibelungen“. Die ersten beiden Akte von “Siegfried” entstanden noch in Zürich; 1857 unterbrach Richard Wagner die Arbeit am Ring und nahm sie erst 12 Jahre später – nach dem Tristan und den Meistersingern – wieder auf.

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Siegfried ist der Sohn der Zwillinge Siegmund und Sieglinde und wird vom Zwerg Mime verborgen im Wald nach dem Tod seiner Eltern aufgezogen. Mime versucht Siegfried zu seinem Werkzeug zu machen, um den Ring und damit die absolute Macht zu erringen. Siegfried durchkreuzt seine Pläne, schmiedet das Schwert Nothung, das Erbe seines Vaters.

Mit ihm tötet er den Drachen Fafner und ergreift Ring und Tarnhelm, welche dieser beschützt hat. Siegfried ersticht auch Mime und erobert Wotans Tochter Brünnhilde, welche umgeben von lodernden Flammen auf dem Felsen schläft.

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Generalmusikdirektor Gianandrea Noseda beweist auch beim dritten Teil „seines“ Rings, warum er zu Recht mit dem «Oper! Award» als bester Dirigent 2022 ausgezeichnet wurde. Jedes Leitmotiv ist wunderbar herausgearbeitet, jeder Rhythmus passt bis ins Kleinste. Wagner besteht bei Noseda nicht nur aus Dauerforte, da wechseln nuancierte Details mit machtvollen Klangwogen. Noseda versteht es hervorragend, die Sänger mit der Musik zu verschmelzen. Einzig zu Beginn ist das Orchester zu laut, vor allem Vogt tut sich schwer, sich gegen das etwas zu dominante Orchester durchzusetzen. Die Philharmonia Zürich erzeugt ein ums andere Mal einen herrlich intensiven Wagner-Klang, mit eindrücklicher Konzentration auf instrumentale Soli.

Siegfried tötet seinen bösen Ziehvater Mime.

Klaus Florian Vogt gibt sein Debut als Siegfried, diesem klassischen Heldentenor, der auf den ersten Blick nicht zu der weltberühmten lyrischen Klangfarbe Vogts passt. Aber der deutsche Tenor meistert diese so unglaublich anspruchsvolle Partie bravourös. Sein heller Tenor begeistert bei den Heldenszenen ebenso wie bei den lyrischen Stellen. Vielleicht ist Vogt der momentan am besten zum Zeitgeist passende Interpret des Inbegriffs des deutschen Helden: kein schlichter „Hau drauf“, sondern sensibel und verletzlich, der am Ende von Brünnhilde zum Liebesakt auf das Bett geworfen wird, nicht umgekehrt.

Klaus Florian Vogt gibt sein Debut als Siegfried.

Camilla Nylund, ebenfalls debütierend als Brünnhilde, überzeugt mit ihrer Mimik und Ausdruckskraft ebenso wie sie mit ihrem herrlich klaren Sopran, ausgestattet mit lyrischer Wärme und strahlenden Spitzentönen, beeindruckt. Nylund kann am 31. Juli sowie am 4. August in Vorarlberg beim Lech Classic Festival bewundert werden.

Camilla Nylund debütiert als Brünnhilde.

Wolfgang Ablinger-Sperrhacke ist ein großartiger Mime voll mit abgründigem Witz, geht darstellerisch und stimmlich an die Grenze und glänzt mit seiner hervorragende Textverständlichkeit. Tomasz Konieczny ist ein ebenso grandioser Wanderer, ausdrucksstark, reich an Zwischentönen, mit einem raumfüllenden, forcierten Bassbariton und emotionaler Intensität.

Tomasz Konieczny, Wanderer, und Wolfgang Ablinger-Sperrhacke, Mime.
Tomasz Konieczny, Wanderer, und Wolfgang Ablinger-Sperrhacke, Mime.

Der Regisseur des „Siegfried“ Andreas Homoki, in Vorarlberg vor allem bekannt durch seine wunderschöne Inszenierung der aktuellen Seeproduktion „Madame Butterfly“, bleibt dem aus den beiden vorangegangenen Opern bekannten Raumkonzept treu: Drehbühne mit raschen Szenenwechseln und raumhohe getäfelte Wände mit Fenstern und Türen, mit denen die großbürgerlichen Zimmerfluchten verbunden werden.

Andreas Homoki inszeniert "Madame Butterfly" auf der Bregenzer Seebühne.  <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Andreas Homoki inszeniert "Madame Butterfly" auf der Bregenzer Seebühne. Klaus Hartinger

Nur wechselt jetzt die Farbe von weiß zu schwarz, den kommenden Niedergang der “Götterdämmerung” ankündend. Seine Inszenierungen sind klassisch und meist unspektakulär, auch wenn in Zürich der Drache leibhaftig auf der Bühne seinen Schrecken verbreitet. Homoki beweist einmal mehr seine exzellente Personenführung und nimmt den Witz des „Siegfried“, welcher der humorvollste der vier Teile ist, sehr klug und charmant auf.

Ein Fest für Zürich. Ein Fest für die Musik. Ein Fest für die Oper.

Siegfried

Opernhaus Zürich

09. März, 17 Uhr

14. März, 17 Uhr

18. März, 17 Uhr

22. März, 17 Uhr

26. März, 14 Uhr

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