Warum der Arabisch-Österreichische Kulturverein gleich zwei Gründe zum Feiern hatte

Der Arabisch-Österreichische Kulturverein feierte in Bregenz und in Bludenz. Anlass waren gleich zwei Gründe: die Zeugnisverteilung sowie neue Räumlichkeiten. Bei der Feier lag der Fokus auf dem interkulturellen Austausch.
Bludenz, Bregenz Gleich zwei Gründe gab es für einen Festakt des Österreichisch-Arabischen Kulturvereins in Bludenz, nämlich die Zeugnisverteilung für die teilnehmenden Kinder am Arabisch-Unterricht sowie die Zurverfügungstellung von neuen Räumlichkeiten in der Landesberufsschule in Bregenz. Gefeiert wurde am vergangenen Samstag zuerst in Bregenz mit rund 200 Teilnehmern und am Abend im Veranstaltungssaal Zemma in Bludenz, ebenfalls mit zahlreichen Gästen. Neben köstlich zubereiteten orientalischen Speisen gab es musikalische Untermalung durch eine Musikband aus der Steiermark. „Der Sinn des interkulturellen Austauschs liegt im gegenseitigen Verstehen und Akzeptieren. So ein Fest dient auch zum gegenseitigen Kennenlernen und Austausch“, erklärte Maad Al-Soqour, der Initiator dieses Vereins.
Fokus auf Spracherwerb
Neben dem interkulturellen Austausch liegt der Fokus des AÖV vor allem auf dem Spracherwerb für Kinder. „Angefangen hat alles mit meinen beiden Kindern Yara und Kariem. Ich wollte, dass meine Kinder nicht nur mit der Sprache ihrer Mutter, Deutsch, aufwachsen, sondern auch meine Muttersprache Arabisch beherrschen. Da ich leider keine geeignete Möglichkeit für einen entsprechenden Unterricht fand – und mir außerdem bewusst war, dass viele Kinder in Vorarlberg mit zwei Sprachen aufwachsen -, kam es zur Gründung unseres Vereins“, berichtet Maad Al-Soqour. Der Mediziner sieht in der Zweisprachigkeit von Kindern vor allem eine Herausforderung: „In der Schule müssen sie Deutsch sprechen, das für sie eine Fremdsprache darstellt, doch ihre eigene Muttersprache Arabisch beherrschen sie auch nur mangelhaft. Gute Kenntnisse in der Muttersprache sind allerdings essenziell, um eine Fremdsprache richtig zu erlernen.“ Es war und ist ihm ein Anliegen, dass alle Kinder die Möglichkeit erhalten, ihre Muttersprache richtig zu erlernen: „Außerdem finde ich es besser, wenn Yara und Kariem mit anderen Kindern lernen.“

Ehrenamtlicher Unterricht
Voller Enthusiasmus und mit der Unterstützung von Freunden, insbesondere seiner engen Freunde Suleiman Ilian und Adnan Sharabati, ohne die die Umsetzung nicht möglich gewesen wäre, gründete er vor zweieinhalb Jahren auf eigene Kosten den Arabisch-Österreichischen Kulturverein. Damals wusste er allerdings noch nicht, was alles auf ihn zukommen würde. So mussten Räumlichkeiten für den Sprachunterricht gesucht werden: „Andrea Mallitsch und Ralf Engelmann von der Stadt Bludenz waren hierbei sehr hilfreich, wir konnten Räume in der Polytechnischen Schule in Bludenz benutzen.“ Auch die rechtliche Abklärung zur Vereinsgründung nahm Zeit in Anspruch. Es meldeten sich schließlich 28 Lehrer, die meisten von ihnen mit pädagogischer Ausbildung oder anderen ausgezeichneten Abschlüssen, die die Unterrichtsarbeit ehrenamtlich leisteten. „Es war ein Erfolgserlebnis, dass sich binnen kürzester Zeit 170 Kinder unterschiedlichster Abstammung in allen vier Bezirken des Landes zu unseren Kursen anmeldeten. Dank der hervorragenden pädagogischen Arbeit erweiterten sie sowohl ihren Wortschatz als auch ihre Grammatikkenntnisse und lernten nicht nur arabisch zu sprechen, sondern auch zu schreiben“, zeigt sich Maad Al-Soqour begeistert.


Der AÖV als Erfolgsgeschichte
Unterrichtet werde auf drei unterschiedlichen Niveaus: in der ersten Klasse die Buchstaben, in der zweiten darauf aufbauend Wörter und Sätze und in der dritten Klasse Grammatik. Der Bedarf an weiteren Lehrkräften sei nach wie vor gegeben, allerdings scheitere dies bei Pädagogen aus arabisch sprechenden Ländern oftmals an der erforderlichen Nostrifikation. Der Arabisch-Österreichische Kulturverein schreibt trotz allen Herausforderungen eine Erfolgsgeschichte: „Wir haben rund fünfhundert Mitglieder, die Hälfte davon sind Österreicher. Viele reden vom Austausch unter den Kulturen, wir leben es.“ Mit der Corona-Pandemie erfolgte leider eine Reduktion an teilnehmenden Kindern. Derzeit sind es rund hundert, die jeweils am Sonntag in der Polytechnischen Schule Bludenz und am Samstag an der Berufsschule Bregenz unterrichtet werden. Gemeinsame Veranstaltungen und Ausflüge unterstützen den Unterricht. Es werden im Übrigen auch Arabischkurse für Erwachsene mit deutscher Muttersprache angeboten.

Auch Stadträtin Andrea Mallitsch ist von der Zielsetzung des Vereins begeistert: „Unsere Muttersprache ist der Grundstein und der Schlüssel zum Erlernen weiterer Sprachen. Dr. Al-Soqour greift mit seinem gegründeten Verein Eltern, denen es nicht möglich ist, ihren Kindern Sprachkompetenzen in Wort und Schrift zu vermitteln, unter die Arme. Ein Zugang zum kulturellen und sprachlichen Erbe wird auf einer anderen Ebene ermöglicht. Auch Interessierte, nicht Muttersprachliche, sind herzlich willkommen, ihre Sprachkompetenzen zu fördern und eröffnen dadurch einen Raum für interkulturelle Begegnungen und Dialoge.“ BI

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