Hier lernen Mittelschüler die alte Kunst des Briefeschreibens

VN / 15.03.2023 • 17:45 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Die Schülerinnen und Schüler lernen, Briefe von Hand zu schreiben.
Die Schülerinnen und Schüler lernen, Briefe von Hand zu schreiben.

Die Erstklässler der Mittelschule Rheindorf in Lustenau tauschen Briefe mit Ludescher Schülern aus.

Lustenau „Schnell eine SMS verschicken und sofort eine Antwort erhalten ist mittlerweile ganz normal geworden. Beim Briefeschreiben verhält sich das anders. Man nimmt sich Zeit, schreibt von Hand und wartet dann einige Tage auf die Antwort“, erklärte Klassenlehrerin Christine Alge ihren Schülern der 1a-Klasse an der Mittelschule Rheindorf. Alle drei ersten Klassen widmen sich dieser Kunst des Schreibens. Die Klassenlehrerinnen Christine Alge, Christine Hopfner und Ulrike Antonietti lehren ihre Schüler, wie spannend das Briefeschreiben sein kann.

Lehrerinnen Christine Hopfner (links) und Christine Alge.
Lehrerinnen Christine Hopfner (links) und Christine Alge.

„Ich habe bereits Post von einer Schülerin aus Ludesch erhalten“, sagte Anika Hittaler (10) stolz und zeigte den Brief ihren Klassenkameraden. Die 1a- und 1b-Klasse haben eine Brieffreundschaft mit der Mittelschule für globales Lernen in Ludesch ins Leben gerufen.

Annika Hittaler (10) von der 1a-Klasse der MS Rheindorf erhielt bereits ihren ersten Brief von ihrer Brieffreundin aus Ludesch.
Annika Hittaler (10) von der 1a-Klasse der MS Rheindorf erhielt bereits ihren ersten Brief von ihrer Brieffreundin aus Ludesch.

„Den Start haben die Ludescher gemacht. Wir haben bereits geantwortet und warten nun schon gespannt, wann die nächsten Briefe wieder bei uns im Schulbriefkasten sind“, sagte Lehrerin Christine Hopfner. Das Briefeschreiben ist das Gegenstück zur schnelllebigen Kommunikation über die neuen Medien.

Das Schreiben der Briefe macht Spaß, das Lesen der Antworten vielleicht noch mehr.
Das Schreiben der Briefe macht Spaß, das Lesen der Antworten vielleicht noch mehr.

Die Schüler beginnen, sich langsam über das Briefeschreiben kennenzulernen. Fragen zu Geschwistern, Hobbys, Lieblingsessen und Haustieren werden gestellt und die eine oder andere Gemeinsamkeit erkannt: „In meiner Klasse gibt es eine Pia, die eine Zwillingsgeschwister hat und gerne im Freien spielt. Auch unter den Ludescher Schülerinnen gibt es eine Pia mit denselben Eckdaten“, so Lehrerin Hopfner.

Erste Briefwechsel sind bereits angelaufen.
Erste Briefwechsel sind bereits angelaufen.

„Die Schüler durften sich ihren Brieffreund aussuchen. Wir haben die Namen, das Alter und die Hobbys vorgelesen, und es hat sich immer sofort jemand gefunden, der einen brieflichen Austausch machen möchte“, so Hopfner.

Stolz zeigten die Schüler ihren ersten Briefe, die sie von den Schülern aus Ludesch erhalten haben.
Stolz zeigten die Schüler ihren ersten Briefe, die sie von den Schülern aus Ludesch erhalten haben.

Für die drei Lehrerinnen in Lustenau stellt das Briefeschreiben eine wunderschöne Kultur dar, die keinesfalls in Vergessenheit geraten darf. „Ich selbst sammle Postkarten und habe welche aus über 30 Jahren bei mir zu Hause.“ Das Briefe- und Postkartenschreiben ist etwas Bleibendes und zählt nicht zur Wisch-und-weg-Kultur.

1a-Klassenlehrerin Christine Alge erklärt ihren Schülern die Vorzüge und Besonderheiten des Briefeschreibens.
1a-Klassenlehrerin Christine Alge erklärt ihren Schülern die Vorzüge und Besonderheiten des Briefeschreibens.

Die Schüler der MS Rheindorf nehmen am Projekt des Briefeschreibens des W*ORT teil, das von „double check“, dem Netzwerk für Kultur und Bildung, für zwei Jahre gefördert wird. „Bevor es ans Briefeschreiben ging, besuchten uns die Schüler der Mittelschule Rheindorf im W*ORT, und wir haben ihnen die Struktur eines Briefes erklärt und ein paar Tipps fürs Schreiben mit auf den Weg gegeben“, sagte Geschäftsführerin Gabi Hampson.

Das W*ORT dient bei diesem Projekt als Bindeglied zwischen den beiden Schulen. „Wir haben den Kontakt zur Schule in Ludesch hergestellt“, so Hampson. Begonnen hatte alles mit einem handgeschriebenen Brief der Leiterin aus Ludesch, Susanne Krämer-Alge, an Gabi Hampson.

So schnell wie das Schreiben einer SMS ist das Briefeschreiebn freilich nicht.
So schnell wie das Schreiben einer SMS ist das Briefeschreiebn freilich nicht.

Im Laufe der nächsten Zeit sind Besuche im Lustenauer Archiv, ein Kalligrafiekurs und vielleicht sogar eine schulübergreifende Schülerzeitung geplant. „Es ist alles möglich. Wohin die Reise schließlich gehen wird, werden wir sehen.“ BVS

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