Neue Denkanstöße in Richtung Zukunft des Montafons

VN / 17.03.2023 • 15:36 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Podiumsdiskussion zum Thema „Tourismus im Wandel“. <span class="copyright">Bilder: Christian Hirschmann</span>
Podiumsdiskussion zum Thema „Tourismus im Wandel“. Bilder: Christian Hirschmann

Das PIZ Zukunftslabor für nachhaltigen Tourismus im Montafon lud zum Vortrag “Unserer Zukunft auf der Spur” mit Bettina Ludwig. 120 Besucher aus Tourismus, Wirtschaft und Politik folgten der Einladung.

Schruns Das PIZ Zukunftslabor Montafon beschäftigt sich mit Fragen der Nachhaltigkeit im Tourismus und das bereits seit eineinhalb Jahren. In dieser Zeit gab es diverse Veranstaltungen wie etwa Workshops, Vorträge, Impulsgespräche und vieles mehr. Dieser Tage fand ein neues Format für alle Tourismusverantwortlichen des Tales in der Schrunser Kulturbühne statt.
„PIZ Keynote“ ist eines jener Veranstaltungsformate, die mit neuen Denkanstößen in Richtung Zukunft anregen. Über 120 Personen aus Tourismus, Wirtschaft und Politik folgten der Einladung in die Kulturbühne Schruns, wo Kulturantrophologin Bettina Ludwig unter dem Thema „Unserer Zukunft auf der Spur“ von ihren Forschungen in der Kalahari-Wüste berichtete.

Mit einfachen Beispielen zeigte sie auf, dass Menschen vor allem kulturell bedingt handeln und es für andere Völker auch andere Werte gibt. Als Kultur- und Sozialanthropologin forscht die Wienerin in der Kalahari-Wüste seit Jahren über und mit Jäger- und Sammlerinnen-Gesellschaften, um zu verstehen, wie auch heute, in einer von postmaterialistischen geprägten Wertewelt, Menschen nach wie vor mit den einfachsten Mitteln ihr Leben führen. „Diese Lebensform verrät viel darüber, wie wir tatsächlich funktionieren“, so Ludwig.

Vortrag von Bettina Ludwig
Vortrag von Bettina Ludwig
Vortrag von Bettina Ludwig
Vortrag von Bettina Ludwig

Mit ihren Erkenntnissen aus der partizipativen Forschung sowie aus 300.000 Jahren Menschheitsgeschichte stellte die Speakerin das Menschen- und Weltbild des Publikums auf den Kopf. Phänomene wie Zeit, Besitztum und Naturverbundenheit wurden hinterfragt und – in Hinblick auf die Gegenwart – neu beleuchtet. Mit einfachen Beispielen zeigte sie auf, dass Menschen vor allem kulturell bedingt handeln und es für andere Völker auch andere Werte gibt. „Dass Menschen danach streben, sich an ihre kulturelle Identität, ihren Ursprung, zu erinnern und ihr Handeln konsequent danach auszurichten, zeigt doch nur, worauf Menschen eigentlich angewiesen sind“, ist aus der Reihe der 120 Zuhörerinnen und Zuhörer zu hören.

Gleichzeitig schlug Bettina Ludwig die Brücke zu einem Mindset in unserer Kultur und dem Tourismus und ließ staunende Zuschauer auf der Kulturbühne zurück, die von der Anthropologin viel Stoff zum Nachdenken erhielten.

120 Gäste waren gekommen.
120 Gäste waren gekommen.

Podiumsdiskussion

Im Anschluss daran gab es eine Podiumsdiskussion zum Thema „Tourismus im Wandel“ unter der Leitung von PIZ-Chef Chris Eichhorn, der auf der Bühne neben Montafon-Tourismus-Geschäftsführer Manuel Bitschnau auch die Kulturanthropologin Bettina Ludwig, Judith Grass, Geschäftsführerin der Golm Silvretta Lünersee Tourismus GmbH, Unternehmensberater und Wirtschaftsphilosoph Stefan Hagen, die Leiterin für Marketing & Personal des Hotels Fernblick, Magdalena Zudrell, sowie Nachhaltigkeitsmanagerin des PIZ Jessica Ganahl begrüßte. In diesem Forum wurden diverse Fragen von den Diskussionsteilnehmern beantwortet, wie beispielsweise Nachhaltigkeit bereits umgesetzt wird. Unter Anleitung von Chris Eichhorn, Kurator des PIZ Montafon, standen des Weiteren Fragen wie „Wozu sind wir imstande?“, „Was können wir besser machen?“ oder „Was bedeutet das Leben im Hier und Jetzt?“ in Bezug auf den Tourismus im Raum.

Auch die Bürgermeister Thomas Zudrell (Silbertal) und Herbert Bitschnau (Tschagguns) saßen in den Zuhörerreihen.
Auch die Bürgermeister Thomas Zudrell (Silbertal) und Herbert Bitschnau (Tschagguns) saßen in den Zuhörerreihen.

So erklärte Magdalena Zudrell, dass in ihrem Betreib natürlich auf alternative Energien gesetzt wird, dies für den Gast aber eher zweitrangig sei. „Viel mehr Wert legt er auf Regionalität bei Essen und Lebensmitteln. Und diesem Bereich wird in unserem Betrieb auch stark Rechnung getragen“, so Magdalena Zudrell.

Bettina Ludwig <span class="copyright">STR</span>
Bettina Ludwig STR

„Wir haben das PIZ Zukunftslabor Montafon deshalb ins Leben gerufen, weil wir ein Bewusstsein für eine nachhaltige Tourismusentwicklung schaffen wollten. Weiters ist das Ziel, diverse Produkte nachhaltig auszurichten und die gesamte Destination Montafon als eine der ersten Regionen nachhaltig zu entwickeln“, erklärte Manuel Bitschnau die Ziele des Zukunftlabors, das nun insgesamt auf vier Jahre hin mit diversen Events ausgerichtet ist. Chris Eichhorn schlug in dieselbe Kerbe: „Wir sind der zentrale Think-Tank, der neue Lösungen, Formate oder Innovationen für den Tourismus in der Region kreiert.“ „Dies ist uns Touristikern natürlich neben unserem Alltag und dem Tagesgeschäft kaum möglich“, weiß Manuel Bitschnau den Grund für die Entstehung des Zukunftlabors PIZ.

Chris Eichhorn moderierte die Podiumsdiskussion. <span class="copyright">STR</span>
Chris Eichhorn moderierte die Podiumsdiskussion. STR

Beide waren von der Resonanz des ersten “PIZ Keynote” begeistert: „Zuhören und inspirieren lassen ist das eine, aber mindestens genauso wichtig ist auch der Austausch untereinander. Es war wirklich schön zu sehen, wie rege im Voraus, aber vor allem auch lange nach dem Vortrag in der Kulturbühne Schruns diskutiert und genetzwerkt wurde“, zeigt sich Manuel Bitschnau, Geschäftsführer von Montafon Tourismus, erfreut. „Man konnte förmlich spüren, dass der Optimismus im Raum zugange war, wir als Gesellschaft noch viel mehr schaffen können und alles besser werden kann, wenn jede und jeder Einzelne etwas dazu beiträgt“, ergänzt Chris Eichhorn.

Bei regem Austausch sowie einem regionalem Buffet mit vegetarischen und veganen Speisen vom Kristahof in Tschagguns fand der Abend in der Kulturbühne Schruns einen gemütlichen Ausklang.

„Eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe ‘PIZ Keynote” ist nach diesem gelungenen Auftakt auf jeden Fall geplant“, so Eichhorn. Mit diesem Format sollen weiterhin Impulse für eine nachhaltige Zukunft gesetzt werden.

<em>"Das Allerwichtigste ist, über mögliche Veränderungen einfach einmal nachzudenken. Das heißt, den persönlichen Mindset-Raum zu betreten und sich mit mehreren Möglichkeiten auseinanderzusetzen."</em> Angelika Dönz, Privatzimmervermietung, Schruns
"Das Allerwichtigste ist, über mögliche Veränderungen einfach einmal nachzudenken. Das heißt, den persönlichen Mindset-Raum zu betreten und sich mit mehreren Möglichkeiten auseinanderzusetzen." Angelika Dönz, Privatzimmervermietung, Schruns
<em>"Nachhaltigkeit soll nicht nur ein Stichwort bleiben, sondern ein Prozess, den es immer wieder zu berücksichtigen gilt – auch im Kleinen und bei mir selbst. Außerdem ist der Zeitfaktor sehr imponierend gewesen, nämlich für was nehme ich mir Zeit."</em> Heike Ladurner-Strolz, Hotel Zimba Schruns
"Nachhaltigkeit soll nicht nur ein Stichwort bleiben, sondern ein Prozess, den es immer wieder zu berücksichtigen gilt – auch im Kleinen und bei mir selbst. Außerdem ist der Zeitfaktor sehr imponierend gewesen, nämlich für was nehme ich mir Zeit." Heike Ladurner-Strolz, Hotel Zimba Schruns
<em>"Was mir ganz gut gefallen hat, ist die positive Einstellung und dass die Zukunft zu unserem Leben dazugehört, wir aber auch im Hier und Jetzt sind und jetzt etwas machen müssen in Sachen Nachhaltigkeit." </em>Tobias Stergiotis, Geschäftsführer Fischer Intersport, Schruns
"Was mir ganz gut gefallen hat, ist die positive Einstellung und dass die Zukunft zu unserem Leben dazugehört, wir aber auch im Hier und Jetzt sind und jetzt etwas machen müssen in Sachen Nachhaltigkeit." Tobias Stergiotis, Geschäftsführer Fischer Intersport, Schruns
Neue Denkanstöße in Richtung Zukunft des Montafons
“Es gibt durchaus andere Denkanstöße, die nicht aus dem Tourismus kommen und sehr hilfreich sein können, vor allem für die junge Generation. Mir hat imponiert, wie andere Kulturen uns unsere „Ich-Bezogenheit“ vor Augen führen.” Markus Felbermayer, Hotel Felbermayer Gaschurn

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