Umzugspläne für Heimbewohner lassen Wogen hochgehen

Bewohner vom „Haus am See“ in Hard sollen während Bauphase auf andere Heime verteilt werden.
Hard Die Wogen gehen hoch. Doch es ist kein Sturm, der den Wellengang in der Bodenseegemeinde Hard verursacht, sondern das Vorhaben der SeneCura, die 37 Bewohner des Pflegeheims „Haus am See“ demnächst aus- und umzuquartieren.

Dringend notwendige Neu- bzw. Umbaumaßnahmen an den bestehenden Gebäuden würden dies erforderlich machen. Angehörige sind empört. „So geht man mit Menschen doch nicht um“, ärgert sich Margit Loser. Sie ist seit über 20 Jahren ehrenamtlich im „Haus am See“ tätig, zwei- bis dreimal in der Woche bei den alten Leuten. Aussagen, die sie im Zusammenhang mit der bevorstehenden Umsiedlung gehört hat, machen Loser betroffen. Gemeinsam mit anderen Angehörigen will sie für eine bessere Lösung kämpfen. Die SeneCura selbst lädt am 4. April zu einem Informationsabend ins Pflegeheim.
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Lärm, Schmutz und Staub
Das Pflegeheim ist in die Jahre gekommen und desolat. 2019 übernahm die SeneCura das „Haus am See“ von der Gemeinde. „Sein Zustand war damals schon bekannt“, bestätigt SeneCura-Regionalleiter Christian Längle. Deshalb wurde alsbald eine Sanierung beschlossen. Das ehemalige Alters- und Versorgungsheim soll abgerissen und neu gebaut, das Pflegeheim von Grund auf saniert werden. Ursprünglich war vorgesehen, die Bewohner nach Fertigstellung des Neubaus in selbigem unterzubringen und anschließend das Pflegeheim zu renovieren. Davon ist die SeneCura jetzt jedoch abgekommen. „Die monatelange Belastung durch Lärm, Staub und Schmutz wollen wir unseren Bewohnern nicht zumuten“, begründet Längle, denn mit dem Altbau wird gleichzeitig auch ein Teil des Neubaus geschliffen. Die Heiminsassen sollen während der Bauphase in den SeneCura-Heimen in Lauterach und Dornbirn einen Platz erhalten.

Kurzfristige Information
Lauterach, wo zugebaut wurde, hat laut Christian Längle Kapazität für einen Großteil der Bewohner aus dem „Haus am See“. Damit würden die Gruppen zusammenbleiben, die sich im Heim gefunden haben. Gleiches gilt demnach für das Personal. Es werde von Lauterach ebenfalls übernommen. Nach Fertigstellung des Hauses am See können die Bewohner dann entscheiden, ob sie wieder zurück oder dort bleiben wollen, wo sie sind. Angehörige kritisieren, dass sie erst kürzlich von den geänderten Plänen informiert wurden. Helga Mende, deren 86-jährige Mutter schon lange im „Haus am See“ wohnt, spricht von einer Hauruck-Aktion und einer Entscheidung über die Köpfe der Betroffenen hinweg. „Die Verantwortlichen haben sich wohl nicht überlegt, was eine Umsiedlung für die alten Menschen bedeutet. Sie haben ihren Arzt nicht mehr, Bezugspersonen vom MOHI fallen weg“, zeigt sich auch Margit Loser aufgebracht.

Menschen im Dorf behalten
Christian Längle versteht die Aufregung, versichert aber: „Wir nehmen jede Anfrage ernst und versuchen, die Wünsche so gut wie möglich zu erfüllen, aber das geht halt nicht immer.“ Die Übersiedlung werde in enger Abstimmung mit den Angehörigen erfolgen. Der Umzug beginne frühestens im Mai, beschwichtigt er. Auch Hugo Rogginer, Altbürgermeister und Obmann der Harder Senioren, sowie der langjährige Gemeinde- und Heimarzt Paul Gmeiner hätten die Heimbewohner lieber im Dorf, wo sie verwurzelt sind und ihr soziales Umfeld haben. Geht es nach den Angehörigen, ist das letzte Wort in dieser Sache noch nicht gesprochen. Beim Informationsabend wollen sie Tacheles reden. Die SeneCura indes hofft, nach der jahrelangen Verzögerung wenigstens heuer noch mit den Bauarbeiten beginnen zu können.

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