Erster Klebe-Protest in Vorarlberg

Klimaaktivisten der letzten Generation legten am Mittwoch den Straßenverkehr in Lustenau lahm.
Lustenau Am frühen Mittwochmorgen spaziert eine Gruppe von acht Leuten zum Grenzübergang Lustenau/Au. Auf den ersten Blick scheinen es normale Passanten zu sein, doch innerhalb weniger Sekunden haben sie ihre Banner und Transparente ausgepackt, mit denen sie sich mitten auf der österreichischen Seite der Brücke hinsetzen. Die “Letzte Generation” schlägt mit einem Klebe-Protest das erste Mal in Vorarlberg zu.

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Gleich zu Beginn stoßen sie auf einen wütenden Porschefahrer, der versucht über den Gehweg vorbeizuziehen. Ihm gelingt dies aber nicht. “Die Grenze hier ist für uns ein neuralgischer Punkt”, erklärt Klimaaktivistin Marina Hagen-Canaval. “Der internationale Schwerverkehr rollt über diese Brücke, teilweise fahren am Tag bis zu 1300 Lkw hier über die Grenze. Wir haben den Verkehr lahmgelegt, weil Lustenau ein massives Verkehrsproblem hat und eine Lösung gefunden werden muss.”




Drei der vier Klimaaktivisten haben sich mit ihren Händen an den Brückenbeton festgeklebt. Einer blieb nur sitzen, damit die Rettungsgasse bei Bedarf erfolgen kann. Der Verkehr über die Grenzbrücke wurde komplett lahmgelegt. Es gab eine Umleitung über Höchst und Hohenems.
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Die „Letzte Generation“ stellt erneut Forderungen an die Politik, Maßnahmen wie das Tempolimit 100 einzuführen. “Die österreichische Regierung ist dabei, die Klimaziele völlig zu verfehlen. Die neusten Angaben zeigen, dass wir das Ziel 20 Jahre zu spät erreichen, und das ist indiskutabel”, erklärt Wilfried Engel (62), einer der Aktivisten. “Die Regierung muss endlich das allerwichtigste Thema, nämlich Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung, umsetzen und das in einem Maß, dass es auch etwas bewirkt.”

Auch die Dornbirner Ärztin Anna Pössl (30) klebte sich fest. Sie sieht durch den Klimawandel auch gesundheitliche Folgen für die Bevölkerung. “Wenn wir die ersten Hitzetage haben, sehe ich als Ärztin direkt die Auswirkungen der Klimakatastrophe: Durch Hitze nehmen todbringende Krankheiten wie Herzinfarkte, Schlaganfälle und Nierenversagen zu”, sagt Pössl.


Sympathie und Antipathie
Für viele ist diese Art des Protests widersprüchlich und unverständlich. Doch für Wilfried Engel ist es notwendig: “Wir wählen diese Form des Protests, weil wir damit versuchen, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen und eine Diskussion anzustoßen.” Dass viele keine Freunde der Klimaaktivisten sind, machte sich auch an der gestrigen Klebe-Aktion bemerkbar. Ein vorbeifahrender Radfahrer blieb stehen und beleidigte die Protestierenden. Die anwesende Polizei bemerkte dies und griff sofort ein. Der Fahrradfahrer wurde gebeten weiterzufahren. Doch die “Letzte Generation” bekommt auch Zuspruch. Eine Anwohnerin bekam Wind von der Aktion und brachte ihnen Wasser.
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Trotz eines großen Polizeiaufgebots wurde die Klebe-Aktion weder gestört noch aufgelöst. Die Aktivisten haben sich schließlich zwei Stunden später vom Beton mittels Nagellackentferner selbst gelöst.


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