Sensationell alte Tür identifiziert

Heimat / 26.04.2023 • 16:15 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Eine alte Tür in Tosters könnte auf das Jahr 1255 zurückdatieren. <span class="copyright">AME</span>
Eine alte Tür in Tosters könnte auf das Jahr 1255 zurückdatieren. AME

Wichtige Jahreszahlen festgestellt, aber weitere Fragen offen

Feldkirch Auf die wohl älteste Holztür in einem Vorarlberger Wohngebäude, möglicherweise sogar in ganz Österreich oder darüber hinaus, sind Historiker im Zuge der teilweisen Modernisierung des Mesnerhauses in St. Corneli gestoßen.

Die Reste eines Hofes, der in einem von Papst Alexander III am 24. Oktober 1178 unterzeichneten Urkunde erstmals erwähnt wird, dienten als Basis für die Errichtung eines als Wohnung für den Mesner und als Schulhaus genutzten Gebäudes. Die mit der Nutzung des Fundaments verbundene Kosteneinsparung war wohl der Grund für die Wahl des Standortes durch die arme Gemeinde Tosters. Er brachte für fast alle, nämlich aus dem Dorf und von Hub kommenden Schüler lange Hin- und Rückwege. Und das, wo der Unterricht nur zwischen November und März stattfand.

Bei dem besonderen Fund handelt es sich um eine große Tür mit integrierter kleiner Tür.
Bei dem besonderen Fund handelt es sich um eine große Tür mit integrierter kleiner Tür.

Tür in der Tür

Eine außergewöhnliche Tür trennt den Gang im Erdgeschoss von dem linksseitig gelegenen, wegen des felsigen Untergrundes in einer Art Tiefparterre angelegten Gewölbekeller. Der weist zwei kleine Fenster auf, eine rätselhafte halbrunde Vertiefung und vor allem die besagte Tür.

Genau genommen handelt es sich um zwei Türen, da aus der großen eine kleine herausgeschnitten und zusammen mit einem Gitter wieder eingesetzt wurde. Im Gespräch kann Historiker Rainer Bayer der Vermutung etwas abgewinnen, dass die Maßnahme im Zusammenhang mit der Haltung von Tieren in dem Gewölbe gestanden haben könnte.

Das Holzalter gibt Aufschluss über das ungefähre Alter der Tür.
Das Holzalter gibt Aufschluss über das ungefähre Alter der Tür.

Holzalter bestimmt

Um Klarheit über das Alter der Tür zu bekommen, wurde Dr. Klaus Pfeifer aus Egg mit der Untersuchung ihres Holzes und des hölzernen Türsturzes beauftragt. Der nachträglich aus der größeren Tür geschnittene kleinere Flügel ist aus einer Fichte geschnitten, die um das Jahr 1303 gefällt wurde. Das Kantholz über der Tür ist aus einer Eiche, die um 1255 geschlagen wurde.

Die unterschiedlichen Fälldaten lassen Bayer zufolge Raum für Spekulationen. Es sei nicht auszuschließen, dass der Hof bei seiner Erwähnung 1178 schon ein beträchtliches Alter aufwies und um 1255 saniert wurde. Die Tür könnte also damals repariert oder aber erst eingebaut worden sein.

Auch das spätgotische Schloss weist auf das hohe Alter der Tür hin.
Auch das spätgotische Schloss weist auf das hohe Alter der Tür hin.

Auf ein besonders hohes Alter der Tür weisen nicht nur ihre Form und das spätgotische Schloss hin. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass sich vor der Montage des Riegelschlosses ein Stück weiter oberhalb eine andere Sperrvorrichtung befunden haben muss. Eindeutig erkennbar ist das an mehreren mit Holzstücken verschlossenen Befestigungslöchern in der Tür sowie am Kolben eines Verschlussriegels im angrenzenden Mauerwerk.

Bei der alten Tür handelt es sich um ein ganz besonderes Fundstück.
Bei der alten Tür handelt es sich um ein ganz besonderes Fundstück.

Geschichtliches zum Tostner Mesnerhaus

Bis zum Jahr 1881 diente die im Lauf der Jahrhunderte mehrfach in Richtung des Mesnerhauses vergrößerte Kirche St. Corneli als Tostner Pfarrkirche. Wann das an einem von unseren keltischen Vorfahren als Kultplatz genutzten, auf einem von einer mehr als tausendjährigen Eibe geprägten Platz errichteten Gotteshaus und der in der Urkunde von 1178 genannte Hof errichtet wurden, ist unbekannt.

Bei archäologischen Grabungen im Altarraum kam anno 1990 in mehr als zwei Metern Tiefe der Fußboden eines romanischen Vorgängerbaus zum Vorschein. Dem damaligen Leiter des Bundesdenkmalamtes Bregenz zufolge stieß man darunter auf Bauschutt einer noch älteren Kirche. Also bestand in St. Corneli schon (in karolinischer Zeit) lange vor dem ersten Jahrtausend ein Kirchlein. AME

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